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Mit 50 hat man noch Träume

Mit 50 hat man noch Träume

Titel: Mit 50 hat man noch Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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andere
Freundin, Bea, hat ebenfalls eine erwachsene Tochter, ist aber seit Ewigkeiten schon
geschieden.« Lächelnd sah sie Zhang Liu an. »Interessiert es Sie vielleicht, in
welchen Familienverhältnissen unsere Freundin Ulrike lebt?«
    Zhang Liu
nickte.
    »Sie hat
zwei erwachsene Söhne, aber da ihr Mann sie betrogen hat, überlegt sie gerade, sich
von ihm zu trennen. Möchten Sie sonst noch etwas wissen? Fragen Sie ruhig.« Brunis
Stimme klang zuckersüß.
    Zhang Liu
schüttelte den Kopf und widmete sich ganz ihrer Sojamilch. Wang San und seine Schwester
Mei Ling, die Bruni auf Ende 20 schätzte, nahmen jeder noch ein Baozi, allerdings
bemerkte Bruni, dass Mei Ling sie heimlich anlächelte.
    Dann ging
alles ganz schnell. Die Wangs schoben geräuschvoll ihre Stühle zurück und erhoben
sich beinahe gleichzeitig vom Tisch. Die Kinder bekamen Kunststoffdosen mit Reis
und gedünstetem Chinakohl für die Schule in die Hand gedrückt und verabschiedeten
sich kichernd von ›Bluni‹, indem sie ihr mit gespreizten Fingerneine lange
Nase zeigten. Dann winkten sie ihr enthusiastisch zu und waren auch schon verschwunden.
    »Was bedeutet
das?«, fragte Bruni erstaunt.
    Wang San
entschuldigte sich, beschämt über die Unhöflichkeit der Kinder. Schnell erklärte
er ihr, dass die meisten Nicht-Asiaten für Chinesen Langnasen sind und die Kinder
es lieben, sich über sie lustig zu machen. Auch das abrupte Ende des Frühstücks
war ihm etwas unangenehm, und so klärte er sie darüber auf, dass seine Landsleute
normalerweise nur so lange zusammen am Tisch sitzen, wie sie essen. Ist das Mahl
beendet, gibt es auch keinen Grund mehr, noch länger sitzen zu bleiben. Bruni runzelte
die Stirn, in diesem Moment war sie froh, Deutsche zu sein. Sie verabschiedete sich
von allen und Wang San begleitete sie zur Tür. »Wenn Sie Lust haben, könnten wir
morgen früh zusammen Auf das Jadekissen klopfen «, sagte er vorsichtig.
    Auf das
Jadekissen klopfen? Bruni war irritiert. Dann hatte sie verstanden und auf ihrem Gesicht
erschien ein Lächeln. »Gern. Wie heute, um 6 Uhr an der Ahrpromenade?«
    Wang San
nickte.
    »Ich kenne
die Übung aber nicht.«
    »Macht nichts.
Ich zeige Sie Ihnen, Sie sind eine gute Schülerin.«
    So, so,
dachte Bruni, und das mit fast 50. Aber sie freute sich über das Kompliment, und
der Blick in seine dunklen Augen führte dazu, dass sie sich so beschwingt fühlte
wie schon lange nicht mehr. Sie war gerade im Begriff, ihm den Rücken zuzukehren,
da hörte sie ihn auf einmal sagen: »Und vielleicht bringen Sie auch Ihre Freundinnen
mit!«

10
     
    Hubertus Hohenstein fragte sich,
ob irgendwann einmal irgendjemand auch etwas Positives zu sagen hatte. Seit er Bürgermeister
der Verbandsgemeinde Altenahr war, hielt er Donnerstags von 11 bis 13 Uhr eine Bürgersprechstunde
ab, und seit er sein Amt verrichtete, waren ihm fast nur Beschwerden zu Ohren gekommen.
Die Vereine, gut, sie hatten gelegentlich Ideen, die dem Gemeinwohl nutzen konnten,
auch wenn die Inhalte Geschmacksache waren. Der Bürgermeister lehnte sich in seinem
Stuhl zurück, der bei jeder Bewegung knarrte, als würde er gleich auseinanderbrechen
und der dringend einmal erneuert werden sollte. Was der Landfrauenverein in der
letzten Zeit für Fortbildungen anbot, fand er zweifelhaft, aber ihm sollte es egal
sein. Solange der Verein kein Geld von der Gemeinde forderte, war ihm gleich, was
die Frauen veranstalteten. Er schüttelte den Kopf. Als ob Seminare zur Wiedereingliederung
arbeitsloser Bäuerinnen und geschiedener Frauen in den Beruf etwas bringen würden.
Die meisten waren über 40 und hatten auf dem Arbeitsmarkt doch sowieso keine Chance
mehr. Hinter dem Fortbildungsprogramm und den Selbsthilfegruppen steckte, wie er
von seiner Frau Marianne, die 1. Vorsitzende war, wusste, ihre Stellvertreterin.
Sie war mit ihren Themenvorschlägen bei den Mitgliedsfrauen auf große Resonanz gestoßen.
Er mochte Christine Schäfer im Grunde genommen ganz gern, aber zum Glück war er
nicht mit ihr verheiratet. Sie hatte Haare auf den Zähnen, und seiner Meinung nach
zu Hause auch die Hosen an. Hubertus Hohenstein schürzte die Lippen. Vermutlich
konnte sie sogar mit Stäbchen essen. Er erhob sich, ging hinüber zum Fenster und
schob die Gardine beiseite. Auf der Straße war es ruhig. Noch. Der Bürgermeister
schaute auf die Uhr. Gleich 11. Jeden Moment würden die chinesischen Reisebusse
einrollen.
    Im letzten
Jahr hatte er noch überlegt, mit seiner Frau eine Reise

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