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Mit 50 hat man noch Träume

Mit 50 hat man noch Träume

Titel: Mit 50 hat man noch Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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»Glaube ich nicht. Ich bin vorgebräunt.«
    »Dann kriegst
du eben Falten.« Caro musterte sie eindringlich. »Zu viel UV-Licht lässt die Haut
schneller altern.«
    »Ich fühle
mich sowieso schon wie 100, da machen ein paar Falten mehr oder weniger den Kohl
nicht fett.«
    »Hast du
dich wenigstens eingecremt?«
    »Jetzt hör
aber auf«, Ulrike seufzte. »Sonne tut gut!«
    »Ja, der
Seele.« Caro lächelte, kam herüber, stülpte Ulrike ihren Hut über und ließ sich
neben sie auf die Bank fallen. Sie streckte ihre Beine aus, blickte zufrieden um
sich und sagte: »Herrlich ist es hier, nicht? Und diese Stille. Du ahnst nicht,
wie ich es genieße. Kein Großstadtlärm, keine Termine und nur Frauen um mich herum.
Mein Gott, sind diese Männer anstrengend. Egal, ob die vom 1. FC oder andere. Nachher
pflanze ich Tomaten.« Ein wenig kam es ihr so vor, als habe mit der Entscheidung,
das ›Ahrstübchen‹ zu pachten, das erste Stadium einer Entpuppung eingesetzt, auf
die sie unbewusst schon lange hingearbeitet hatte. Als würde ihr wahres Wesen erst
in der zweiten Lebenshälfte zum Vorschein kommen. Sie sah Ulrike gut gelaunt an,
aber etwas in ihrem Gesicht ließ sie auf einmal ernst werden. »Vermisst du ihn sehr?«,
fragte sie leise.
    Ulrike überlegte
einen Moment, bevor sie antwortete. »Ja und nein. Bastian und Peter vermisse ich,
und meinen Hund. Die Wohnung auch, aber Claus? Ein harmonisches, glückliches Leben
vermisse ich, aber das war sowieso nur Illusion. Soll er doch mit dieser Bettina
glücklich werden.«
    Caro runzelte
die Stirn. »Vermutlich ist er es sowieso nicht.«
    »Aber sie
schlafen zusammen.«
    »Das eine
hat mit dem anderen nicht unbedingt etwas zu tun.«
    Ulrike schwieg
eine ganze Weile, und schließlich sagte sie: »Wenigstens habe ich mich auf Barbados
auch gut amüsiert.«
    »Erzähl.«
    Ulrike nickte
und fing an zu grinsen. »Ich hatte eine Affäre mit einem Rastamann. Schwarz wie
die Nacht.«
    »Du?« Caro
zog erstaunt die Augenbrauen hoch.
    »Ja, und
er hatte ganz viele Goldzähne im Gesicht.«
    Caro lachte,
dann wurde sie wieder ernst. »Also auf jeden Fall hast du dich erst einmal gerächt«,
sagte sie.
    »Ja.« Die
Antwort kam ohne Zögern. Ulrike blinzelte. »Es war eine ganz neue Erfahrung, stell
dir vor …«
    »Ja?«
    »Er war
mindestens 10 Jahre jünger als ich.«
    »Ist ja
nicht das Schlechteste«, sagte Caro wissend.
    »Wenn du
blond bist, kannst du auf Barbados fast jeden haben. Ich glaube, selbst dann, wenn
du schon 70 bist.«
    »Du meinst,
wir sollten auswandern?« Auf Caros Wangen erschienen Grübchen.
    Ulrike zuckte
mit den Schultern. »Hier wirst du doch mit 50 als Frau schon kaum mehr wahrgenommen,
zumindest nicht von Gleichaltrigen. Die stehen auf Jüngere. In letzter Zeit habe
ich Unmengen von Kontaktanzeigen gelesen, und das war aufschlussreich. Die 60-Jährigen
suchen Frauen bis maximal 45, die 70-Jährigen bis 40, und die 80-Jährigen wollen
am liebsten eine um die 30 herum haben, die optimalerweise auch gleich noch Rotkreuzschwester
ist.«
    Caro lachte.
»Weißt du, was mir neulich für eine Anzeige in die Hände gefallen ist?«
    »Hm?«
    »Im Zeit-Magazin.
Da hieß es in einer Kontaktanzeige: Das kann doch nicht alles gewesen sein! Einsame
Sie, 89 Jahre, wünscht sich einfühlsamen, verständnisvollen Partner. Wer schreibt
mir? Nur Mut!
     
    Caro sah Ulrike mit blitzenden Augen
an. »Ist das nicht stark? Mit 89 Jahren noch voller Hoffnung und Träume. Die Frau würde ich gern einmal kennenlernen.«
    »Und ich
bin erst 50 und habe das Gefühl, als sei mein Leben bereits zu Ende.« Ulrike strich
sich sanft über den Arm, wie um sich selbst zu trösten, und Caro bemerkte eine Träne
in ihrem Augenwinkel.
    »Komm, das
wird schon wieder«, sagte sie und nahm die Freundin in die Arme. »Warte ab, in ein
paar Wochen weißt du, wie es weitergeht. Entweder bist du dann ein glücklicher Single
so wie ich, oder du fängst noch mal von vorn mit ihm an. Erzähl mir ein bisschen
mehr von Barbados«, sagte sie aufmunternd. »Die Insel hat doch bestimmt mehr zu
bieten als nur Rastamänner …?«
    Ulrike fummelte
ein Taschentuch aus ihrer Hose, putzte sich die Nase und lächelte. »Zuckerrohrplantagen,
viel Rumpunsch und Reggaemusik. Minimokes, mit denen du über die Insel düst, ein
türkisblaues, warmes Meer und kilometerlange weiße Strände, über die quer ganz viele
Krabben laufen.«
    »Das Paradies?«
Caro seufzte sehnsüchtig. Sie dachte an ihre schon lang zurückliegenden

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