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Mit 50 hat man noch Träume

Mit 50 hat man noch Träume

Titel: Mit 50 hat man noch Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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fragte: » Krähen über Hürnig , Marienmord , Eifelgold ,
diese Romane sind alle von dir? Bist du etwa der J. J. Frier?«
    »Ja, der
bin ich. Jonathan Johannes Frier.« Er lächelte.
    »Ich habe
sie alle verschlungen.« Bea blinzelte ihn an, offensichtlich freute er sich.
    »Wann kommt
der nächste?«
    »Ich weiß
es noch nicht, mal sehen, vielleicht schreibe ich auch etwas ganz anderes.«
    »Und was?«
    »Einen Männerroman.«
    »Was ist
das denn?« Bea lachte. »Ich dachte immer, für Männer gibt es nur Magazine. Wie den Playboy oder den Kicker .« Sie nahm noch einen Schluck Wein.
    Johannes
grinste. »Gleiches Recht für alle. Frauenromane gibt es doch auch. Lass dich überraschen.«
    »Ich bin
gespannt, aber dann hältst du eine Lesung im ›Ahrstübchen‹, abgemacht?«
    »Einverstanden.«
    Sie lachten
sich an und sie fragte sich, ob er liiert war. Aber hätte er sie dann zum Essen
eingeladen? Bei diesem Gedanken spürte sie einen leichten Stich. Er lebte sicher
nicht wie ein Eremit, auch wenn er ein Haus am Waldrand besaß. Sie fragte sich,
ob er Kinder hatte, und auf einmal musste sie an ihre Tochter Johanna denken.
    Johannes. Sie mochte diesen Namen. Johanna. Johannes. Buchstaben so sanft und
weich wie ein Versprechen.
    »Der Wald
in der Eifel ist übrigens voller Geister.« Augenzwinkernd unterbrach er ihre Gedanken.
    »Ich dachte,
voller Wildschweine«, antwortete sie.
    »Auch.«
Er lachte. »Aber die Geister, die ich meine, sind die beste Gesellschaft, die du
dir denken kannst. Du musst nur hinhören, dann hörst du sie wispern und Geheimnisse
flüstern. Von ihnen bekomme ich oft Anregungen für meine Stories.«
    Bea betrachtete
ihn nachdenklich. Der Mann hatte Fantasie, so viel stand fest. Hoffentlich ist’s
nur Fantasie und nicht was Ernstes, dachte sie.
    »Komm doch
einfach einmal mit«, schlug er vor.
    »Wohin?«
    »Na, in
den Wald. Ich sorge auch fürs Picknick.« Johannes lächelte sie an. »Oder ich zeige
dir nach einer kleinen Wanderung mein Haus und koche etwas für dich.«
    Die Vorstellung,
ihn bald wiederzusehen, war verlockend. Bea spürte, dass sie wieder unruhig wurde.
Nach einem raschen Blick auf die Uhr stellte sie fest, dass es spät geworden war.
    »Du möchtest
nach Hause?«
    Bea nickte.
    »Köln oder
Altenahr?«
    »Köln.«
    »Gut, dann
fahren wir morgen ganz früh zusammen zurück«, schlug er vor. »Ich habe ein kleines
Apartment hier, bringst du mich da gleich noch vorbei?«
    »Kein Problem.«
    Während
sie auf die Rechnung warteten, dachte sie daran, dass sie gern die Nacht mit ihm
verbringen würde, aber er fragte nicht, und sie sagte nichts, als sie ihn vor seiner
Wohnung absetzte und er sich mit einem flüchtigen Kuss von ihr verabschiedete.
    Dennoch
hatte sie das untrügliche Gefühl, dass die Tür, die in ihrem Leben von unsichtbarer
Hand einen Spalt breit geöffnet worden war, demnächst noch weiter aufgehen würde.

26
     
    Obwohl die Außentemperaturen inzwischen
auf mehr als 22 Grad geklettert waren, war die Luft kühl und klamm in den Räumen
der Winzergenossenschaft, die mitten in Altenahr an der Hauptstraße lag. Bea fröstelte
leicht. Caro und sie hatten das ›Ahrstübchen‹ der Obhut ihrer Freundinnen überlassen,
die einige Gäste auf der Terrasse mit Kaffee und Kuchen versorgten, während sie
weitere Ahrweine für ihr Restaurant auswählen wollten. Langsam schlenderten sie
durch die Gänge, zogen die eine oder andere Flasche aus dem Regal und verglichen
die Preise.
    »Was hältst
du von dem hier? Spätburgunder Weißherbst.« Caro hielt Bea eine Flasche hin, die
das Etikett studierte und dann nickte. »Scheint nicht schlecht zu sein. Der Preis
ist o.k.«
    Es hatte
sich gezeigt, dass die Gäste, die zu ihnen kamen, fast ausschließlich Wein von der
Ahr bevorzugten, weswegen sie ab sofort neben teureren Winzern wie Meyer-Näkel,
Adeneuer oder Cossmann-Hehle vom Deutzerhof auch die günstigeren Genossenschaftsweine
anbieten wollten.
    Am Abend
zuvor hatte Bea eine Krisensitzung einberufen, denn das ›Ahrstübchen‹ machte immer
noch nicht mehr als etwa 500 Euro Gewinn pro Woche, was eindeutig zu wenig war.
Zwar verzeichneten sie seit der Wetterbesserung einen leichten Aufschwung, aber
davon, vom ›Ahrstübchen‹ leben zu können, waren sie noch weit entfernt. Bea und
Caro, die finanziell die Hauptlast ihres Projektes trugen, machten sich ernsthafte
Sorgen, denn länger als ein halbes Jahr konnten sie das so nicht durchhalten. Die
Touristen, die zu ihnen kamen,

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