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Mit Arabella fing alles an

Mit Arabella fing alles an

Titel: Mit Arabella fing alles an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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der Theorie war das höchst einfach: Die Kühe würden durch die Schiebetür, welche den Melkraum mit dem Hof verband, in dem sie zusammengetrieben wurden, gehen und sich in die Melkboxen stellen. Das einzige, Was noch für uns zu tun übrig bliebe, wäre, die Maschine anzustellen, Ellis’ Unterricht in die Praxis umzusetzen — im Nu würden Milch und Geld in Strömen fließen. Leider war niemand imstande, das den Kühen klarzumachen.
    Es gab nämlich einen Haken: sie mußten eine dreißig Zentimeter hohe Stufe ersteigen, um in die richtige Melkposition zu gelangen. Und dazu konnten wir sie einfach nicht überreden. Nichts zu machen! Voller Mißtrauen untersuchten sie die Maschine, sie berührten die Stufe mit ihrem Maul, sie schienen sogar zu wissen, was man von ihnen wollte... aber sie konnten sich einfach nicht zu diesem Schritt überwinden. So vollführten sie eine Art Äquivalent eines entschuldigenden Achselzuckens und beschlossen, die Angelegenheit zu vergessen. Die Idee sei zwar nett, aber käme für sie nicht in Frage.
    Offensichtlich durften wir diese Entscheidung nicht einfach hinnehmen. John und ich lächelten uns an und nahmen Zuflucht zu dem überlegenen menschlichen Verstand. Welche Chance würde gegen uns das dumme Rindvieh haben? Sorgfältig und listig legten wir eine Fährte aus Futterkonzentrat für Kühe quer über den Boden, die Stufe hinan und bis zur Melkposition.
    Die Kühe folgten der Spur wie abgerichtete Jagdhunde, bis sie an die Stufe kamen... dort hielten sie an. Sie reckten ihre Hälse und versuchten, mit der Zunge noch so viele Körner wie möglich zu erwischen, ohne die Stufe hochzuklettern. Den Rest schrieben sie einfach als unerreichbar ab.
    Das entsprach nicht unserem Plan. So versuchten wir es mit dem Konzentrat direkt in die Futtertröge, die sie nur durch Hineingehen in die Boxen erreichen konnten. Absichtlich laut ließen wir die Körner auf die Metallschütte in die Tröge kollern, damit die Kühe sie hörten.
    Das Quartett wußte ganz genau, was los war. Das Wasser lief ihnen im Maul zusammen. Sie überwanden sich, die Vorderhufe auf die Steinplatte zu stellen, und versuchten so, den Köder zu erwischen. Ganz bestimmt würden sie jetzt raufgehen! Aber, nein. Keinen Meter weiter trauten sie sich. Jetzt wurde es Zeit für brutale Gewaltanwendung.
    »Los«, sagte ich zu John, und wir stemmten unsere Schultern an einen Kuhhintern wie bei einem Rugby-Spiel in der zweiten Reihe beim >Knäueln< und schoben mit ganzer Kraft. Kein Zentimeter Erfolg. Es war, als wollten wir eine Mauer wegschieben.
    »Das gesamte Rugby-Team der Schule könnte diese Masse nicht in Bewegung bringen«, sagte John.
    Mit Schlägen auf ihr Hinterteil hofften wir, sie derart aufzubringen, daß sie so den letzten notwendigen Schritt machen würden. Sobald wir sie dort oben hätten, würde eine Begrenzungskette sie hindern, wieder runterzugehen. Die Schläge brachten zwar effektvolle Geräusche hervor und taten außerdem meiner Hand weh, aber ansonsten blieben sie ohne Wirkung. Die Kühe fingen an, in Panikstimmung zu geraten. Auch böse Schimpfwörter brachten keinen Erfolg. Sie bestärkten lediglich ihre Entscheidung, nicht die Stufe hinaufzugehen.
    Shirley gesellte sich zu uns und fragte: »Möchtet ihr eine Tasse Kaffee?«
    Ich knurrte zurück: »Natürlich! Außerdem möchten wir gern diese fürchterliche, stinkende und lausige Kuh die Stufe raufkriegen!«
    »Den Kaffee kann ich übernehmen, um die Kühe müßt ihr euch selbst kümmern«, antwortete sie ziemlich kühl.
    Sie rauschte davon, und wir machten uns wieder daran zu versuchen, die Kühe zur Mitarbeit zu überreden.
    Nach einer weiteren Stunde waren wir erschöpft, heiser, verzweifelt und mühten uns immer noch ab.
    Ein Auto fuhr draußen vor, und Ellis sowie Thomas kamen zu uns.
    »Nein, nein, Jacky, du darfst nicht fluchen! Es bringt sie aus der Fassung!« rief der kleine Mann.
    Ich beschrieb ihre Mütter, Väter und älteren Vorfahren in lebhaften Schilderungen, aber er weigerte sich, mir beizupflichten und bestand darauf, sie als recht gut erzogene Friesen zu betrachten. Hatte ich nicht bemerkt, wie nah ihre Euter der Stufenkante kommen würden? Es war für sie sehr gefährlich, dabei auf ihre eigenen Euter zu treten. Zu diesem Zeitpunkt fand ich diesen Gedanken daran eigentlich Wunderbar, rachsüchtig wie ich war.
    »Geduld«, sagte Ellis. »Wir brauchen jetzt Geduld. Sie müssen sich erst mal beruhigen und dann versuchen wir’s noch einmal.

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