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Mit Arabella fing alles an

Mit Arabella fing alles an

Titel: Mit Arabella fing alles an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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Du wirst sehen: Sie machen den Schritt, sobald sie die Notwendigkeit einsehen.«
    Nach zwei weiteren Stunden — Mond und Sterne standen inzwischen am Himmel und schienen hell — versuchten wir immer noch, sie die Stufe heraufzubringen. Verängstigte Kühe haben meistens nervöse Därme. Diese machten keine Ausnahme. Der Boden von meinem schönen sauberen Melkstall war mit einer zwei Zentimeter dicken Schicht aus schwabbeligem Kuhmist bedeckt. Wir schlitterten alle darin herum wie Betrunkene in einem Eislaufring.
    Das nächste Ereignis war das Auftauchen unseres Nachbarn Willem mit einer dicken Taurolle über der einen Schulter. Er hatte ein unfehlbares Gespür für Scherereien. »Ich hab’ die Lichter brennen sehen«, meinte er trocken. »Dachte mir, ihr seid in Schwierigkeiten. Vielleicht könnt ihr dies gebrauchen. Die Leute vor euch hier haben es ein- oder zweimal verwendet.«
    Er war unsere Rettung. Gemeinsam drängten und überredeten wir die Kühe dazu, die Vorderbeine auf die Platte zu stellen. Das eine Seilende wurde an einem stabilen Pfosten befestigt; wir führten dann das Tau über ihre Hintern, legten es wiederum um einen Pfosten, um Widerstand beim Ziehen zu haben, und zerrten sie in die richtige Position. Sobald sie oben waren, gingen sie ohne weiteres vorwärts, fingen zu fressen an und taten so, als hätte es die voraufgegangene Mühsal und Plackerei nie gegeben.
    Drei von den vieren kamen so in ihre Melkboxen. Die vierte, eine von den Milchkühen, schlenderte gemächlich vom Außenhof herein, sah ihre Freundinnen zufrieden kauen — und kletterte die Stufe hoch, als hätte sie dies schon seit Jahren getan. Sogar Ellis konnte sich ein »Du verflixtes Biest« nicht verkneifen!
    Eine Stunde später saßen wir Bauern alle im Haus und tranken Tee. Das einheimische Trio erinnerte sich an unbeholfene Kühe, mit denen sie in der Vergangenheit schon zu tun hatten. Mein erster Kampf heute war nicht einmalig. Beim Abschied warnten sie mich mit breitem Grinsen: »Verheddere dich nicht in deinem Nachthemd morgen früh, Jacky. Es kann immer noch schwierig werden, sie wieder da hinaufzukriegen.« Der ewig hilfsbereite Willem ließ mir sein Tau da, falls...
    Shirley war begeistert von dem Gedanken an >richtige< Milch. Sie rannte hinüber zum Melkstall, um sie sich selbst anzuschauen. Einige Minuten später kam sie mit einem randvollen Eimer zurück. »Fürs Haus«, erklärte sie glücklich. Nach diesem Überfall war nur noch wenig in den Kannen übrig.
    Bereits fünf Minuten später, nachdem ich ins Bett gegangen war, schien der Wecker schon wieder zu klingeln. Ich kroch aus dem warmen, bequemen Bett, zog mich an, öffnete den hinteren Eingang und blickte auf eine Szene, die auf eine Weihnachtskarte paßte. Es hatte über Nacht geschneit! Fast war ich versucht, wieder nach oben zu gehen, aber es mußte gemolken werden.
    Als ich in den Stall kam, lagen alle vier Kühe auf ihrem Stroh, das wir für sie hingestreut hatten. Sie standen auf und sahen mich nachdenklich an. Falls Kühe grinsen können, dann taten diese es.
    Eine bestimmende, herrische Ansprache schien mir am Platz zu sein.
    »Los, ihr vier!« sagte ich und versuchte, meine Stimme so selbstsicher wie möglich klingen zu lassen. »Kein Theater mehr! Dafür haben wir keine Zeit! Bringen wir’s hinter uns!«
    Eine schnaubte höhnisch. Eine andere rollte ihren Schwanz auf den Rücken und leerte geräuschvoll ihren Darm. Ich ging darauf nicht weiter ein, sondern machte einfach die Schiebetüren auf.
    Es war ein furchtbarer Augenblick, als sie auf die weit offene Tür blickten, dann auf mich und zum Schluß sich gegenseitig ansahen. Das Glück war auf meiner Seite. Eine nach der anderen marschierten sie in den Melkstall und kletterten in aller Ruhe die Stufe hoch. Pünktlich um acht Uhr stand ich, voller Kuhmist und Kuhhaaren und nach Desinfizierungsmittel riechend, das man für die Melkstutzen benutzt, oben am Weg und wartete an unserem Stand.
    Mein Beitrag zur nationalen Milchversorgung bestand in einer Kanne mit etwa zweiundzwanzig Litern. In harter Währung war das ungefähr ein Pfund Sterling. Mein erstes als Bauer verdientes Geld! Ich wünschte, daß die Hausfrauen, die am Ende diese Milch bekamen, von den Anstrengungen erfahren könnten, die dieser vorausgegangen waren.
    Mit lautem Krach erschien der Milchwagen, und Jock, der kleine untersetzte Fahrer aus Schottland, hob schwungvoll meine Kanne nach oben, als sei sie leer, und gab mir eine neue. Wir

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