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Mit Arabella fing alles an

Mit Arabella fing alles an

Titel: Mit Arabella fing alles an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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kontinentalen Klang.
    »Frauen...«, meinte John etwas verwundert.
    Noch vier weitere Kühe kauften Ellis und ich von diesem Händler. Zwei von ihnen sahen sich so ähnlich, daß wir sie Twin und Sister nannten. Die dritte Kuh mit knochigen Hüften und einem schlanken aristokratischen Kopf wurde unsere geliebte Arabella. Sie war die intelligenteste Kuh von allen und die neugierigste. Auf der Farm passierte nichts, was von dieser Dame nicht untersucht wurde. Falls man es ihr erlaubte, begleitete sie sogar die Kinder auf ihren Spaziergängen: Wie ein großer schwarzweißer Hund trottete sie glücklich hinter ihnen her.
    Die letzte war eine ruhige, schon etwas ältere Kuh. Wir hatten sie nur versuchsweise erstanden, denn sie lahmte stark auf einem Bein, wahrscheinlich durch ein schwieriges Kalben verursacht.
    Als wir schließlich den Händler verließen, hatte ich eine Summe von 708 Pfund ausgegeben. Unterwegs machten wir in einer Gastwirtschaft halt, um gemütlich ein Bier zu trinken.
    »Zum Runterspülen der Kosten«, meinte Ellis.
    Wir tranken auf das Wohl aller Bank-Manager, auf die Männer mit dem größten Verständnis für uns.
    Am nächsten Nachmittag wurden die sechs Kühe in Egerton angeliefert und in den großen, überdachten Viehhof getrieben, in dem bereits unsere anderen vier Kühe Untergebracht waren. Dort gab es bestimmt mehr als genug Platz für alle, aber sie waren nicht bereit, sich auf ein freundliches Bekanntmachen gegenseitig einzulassen.
    Während der nächsten beiden Stunden wurden wir Zeugen von zwölf Rinderkämpfen. Es gab ein allgemeines herkulisches Kräftemessen. Die Kämpfenden schnaubten, scharrten mit ihren Hufen die Erde auf und standen sich mit gesenkten Köpfen gegenüber. Obgleich ihre Hörner alle gekappt worden waren, hatten sie noch die Hornbuckel. Der Sinn der Übung für eine Kuh war, ihre Gegnerin rückwärts zu drängen — in etwa vergleichbar mit Sumi-Ringern — bis sie sich als besiegt zu erkennen gab. Dabei schlitterten sie umher unter heftigem Gekeuche und Geschnaube und rammten dabei ihre anderen Gefährtinnen, die drum herum standen und mit großen Augen, wie Schaulustige einer Schlägerei, die Ereignisse beobachteten. Die einzelnen Kämpfe dauerten nicht sehr lang. Eine von den beiden gab immer bald nach, und je nachdem, wie heftig der Einsatz gewesen war, ging sie einfach ruhig davon unter Bewahrung einer gewissen Würde, oder sie wurde schmählich über den Hof gejagt.
    Die letzte Siegerin war eine von den ersten vier, die seitdem >Aufseherin< genannt wurde. Sie besaß eine Geheimwaffe: Beim Kappen ihrer Hörner hatte man gepfuscht und ihr einen Hornstumpf gelassen, der sich schmerzlich in die Gegnerinnen bohrte und so deren Widerstand bald brach.
    Nicht alle Kühe beteiligten sich an dem Kampf. Offensichtlich lag für die kluge Arabella wenig Sinn darin. Die große Whitey ließ jeden, der es wollte, sich Boß nennen, solange man sie in Ruhe alles in erreichbarer Nähe fressen ließ.
    Nachdem sich alle beruhigt hatten und das Schieberitual vorüber war, stellte sich eine ganz bestimmte >Hackordnung< heraus. Gewisse Kühe nahmen sich Privilegien heraus, die ihnen von den anderen auch zugestanden wurden. Sie kamen als erste zum Melken herein und kamen so als erste in den Genuß des beliebten Zufutters. Sie durften als erste ans Heu und suchten sich die bequemsten Schlafplätze aus.
    Mit Bangen sahen John und ich der Melkzeit entgegen. Eine Wiederholung der ersten Nacht mit dem Originalquartett der Kühe war ein Alptraum für uns. Aber siehe da: Nachdem wir das Tor aufgemacht und sie in den Melkstall eingelassen hatten, führte >Aufseherin< sie hinein, und eine nach der anderen kletterte die Stufe hoch in den Melkstand. Ohne Zwischenfälle. Allerdings hörte Arabella einmal mit dem Kauen auf, um sich nach uns Amateuren umzusehen und herauszufinden, was wir da eigentlich machten, als sie gemolken wurde.
    Am nächsten Morgen konnten wir — trotz Shirleys Plünderung — noch hundertzwanzig Liter vorweisen. Beim Einladen zeigte sich Jock sehr beeindruckt. Er behauptete, wir seien sehr tüchtig.
    Beim Ankauf weiterer Kühe fanden wir heraus, daß die Stufe keine Schwierigkeiten verursachte, vorausgesetzt, die neuen wurden unter die bereits bestehende Herde gemischt, und man gab ihnen die Möglichkeit, zu beobachten, wie es gemacht wurde. Obgleich es oftmals nervenaufreibend war, zu sehen, in welch gefährliche Nähe der ausschrägende Huf einer Kuh ihrem kostbaren Euter

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