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Mit Arabella fing alles an

Mit Arabella fing alles an

Titel: Mit Arabella fing alles an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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Immer, wenn Shirley den Traktor den Weg zurückkommen hörte, setzte sie es auf. Ich wusch mir die Hände und setze mich an den Tisch.
    »Warum kommst du so spät?« fragte sie. »Was schiefgelaufen?«
    »Nein, nichts.« Ich hantierte mit Messer und Gabel. »Nur ein neues Kalb.«
    Die Kinder hakten ein. »Ein neues Kalb? Wo?«
    Ich versuchte sie ein wenig zu beruhigen. »Langsam! Es kam gerade in dem großen Gehege auf die Welt.«
    Es war Zeitvergeudung, damit fortzufahren. Ich redete mit einem leeren Zimmer.
    Die Heuballen, wodurch das große Gehege auf der einen Seite begrenzt wurde, bildeten einen guten Beobachtungsplatz für die Kuh und ihr Kalb. Die Säuberungsprozedur war noch im Gange, und die Kuh wollte mit ihren Nasenstübern das Kalb zum Stehen bewegen. Sein feuchtes schwarzes Fell glänzte im Sonnenschein. Als die Kinder aufjubelten, blickte die Kuh zur Galerie hinauf, schnaubte und kehrte zu ihrer Aufgabe zurück. Die Kleinen mußten mir versprechen, nichts zu tun, was die Mutter stören würde; darauf gingen Shirley und ich zu einem jetzt kalten Frühstück ins Haus zurück.
    Für uns beide bedeutete das Kalb einen willkommenen Zuschuß in unserem Kampf um Zahlungsfähigkeit. Für die beiden Jüngsten war es ein Wunder. Wie verzaubert saßen sie da und sprachen im Flüsterton über jede Bewegung.
    Es war für das Kalb gar nicht so einfach, auf die Beine zu kommen. Mehrmals rollte es sich ganz herum und lag zeitweise ganz erschöpft da, bevor die besorgte Kuh es zu einem erneuten Versuch auf munterte. Aber schließlich — die Kinder waren erleichtert — gelang es ihm, und es versuchte unsicher, auf seinen zitternden Beinen Balance zu halten.
    Das Schlimmste war vorüber. Schon nach fünf Minuten berührte und stieß es mit seiner Schnauze das Euter seiner Mutter, bis es geschafft hatte, eine Zitze in sein Maul zu ziehen und zu saugen. Zufrieden stand die Kuh da. Als das Kälbchen sich satt getrunken hatte, legte es sich zum Schlafen nieder, niedlich zu einem Ball zusammengerollt, während die Mutter ganz nah dabeistand und wiederkäute.
    Gern wäre ich bei den Kindern geblieben, aber zu meinen Pflichten auf dem Hof gehörte auch das Füttern der hungrigen Tiere, und das duldete keinen Aufschub. Als erstes mußte ich John und Shirley bei größeren Kälbern helfen sowie beim Waschen der Gerätschaften. Danach ging ich zum Gehege zurück, um einen ausgiebigen Blick auf den Neuankömmling zu werfen. Die Kinder waren nirgends zu entdecken; aber als ich mich hinüberbeugte, um das Kalb zu sehen, vernahm ich Vickys Stimme, die aus ihrem Versteck zwischen den Heuballen hervor an mein Ohr drang.
    »Wir sind Geheimdienstagenten und spionieren hinter der kleinen Kuh da her. Wir haben Sie gewarnt...«
    Vor dem Mittag hatte sich die Kuh gereinigt, das heißt, sie hatte die Nachgeburt ausgestoßen. Ich trug diese auf einer Mistforke zum Misthaufen und vergrub sie dort.
    Wie wir später herausfanden, kommt manchmal die Nachgeburt nicht von allein. Für den Veterinär ist das eine unangenehme Arbeit, denn wenn man sie holen muß, fängt sie bereits zu riechen an und sieht widerlich aus. Wenn der junge Assistenzarzt unseres Veterinärs diese Arbeit tun mußte, zog er sich normalerweise bis zur Taille aus und band sich eine Gummischürze vor. Anschließend wusch er sich, egal bei was für einem Wetter, in warmem Wasser, das wir ihm im Viehhof hinstellten, und spülte sich mit eiskaltem Wasser hinterher ab.
    Wir hielten einen Familienrat, um für das Neugeborene einen passenden Namen zu finden. Wir einigten uns auf den Namen Prima, weil es das erste Kalb war, das auf unserer Farm geboren wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir die Kuh >Wild Eyes< genannt, aber ab jetzt war es >Mother<.
    Eine Woche lang ließen wir das Kalb bei seiner Mutter. Aber spätere Erfahrungen zeigten, daß es das beste war, dem Kalb eine reichliche Mahlzeit an Colostrum (die erste Milch nach der Geburt) zukommen zu lassen, und es dann von der Mutter zu trennen. Anschließend molk man die Muttermilch in eine gesonderte Kanne und zog das Kalb daraus mit der Flasche auf.
    Das Colostrum ist eine kostbare Flüssigkeit. Sie ist sehr wichtig für die Gesundheit des Kalbes und seine Überlebenschance und enthält Antikörper, die das Neugeborene vor schädlichen Bakterien schützen; außerdem sind wichtige Vitamine darin enthalten, und sie hat eine verdauungsfördernde Wirkung, wodurch die Därme des Kalbes gereinigt werden. Ihre Färbung ist deutlich

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