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Mit Arabella fing alles an

Mit Arabella fing alles an

Titel: Mit Arabella fing alles an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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rot bis rosa. In Plastikbehältern bewahrten wir einen Reservevorrat an Colostrum auf und froren es ein, um damit neue, beim Händler gekaufte Kälber zu füttern. Dieses Verfahren bewährte sich sehr und war kein Verlust in bezug auf unseren Milchverkauf, weil wir sowieso die Muttermilch nicht zur Molkereizentrale schicken durften, solange sie noch Colostrum enthielt — normalerweise etwa sechs Melkzeiten nach der Geburt.
    Prima gedieh gut und durfte bald mit ihrer Mutter auf die Weide. Auch im schlimmsten Wetter schien die Kuh für ihr Kalb einen geschützten Platz zu finden, bevor sie selbst zum Grasen fortging. Aber es gab Schwierigkeiten anderer Art.
    Diese wurden durch eine andere Kuh, nämlich Ermintrude, verursacht, die überhöhte Muttergefühle zu haben schien. Normalerweise stand sie weit unten auf der Leiter der Kuhhierarchie und war viel zu zurückhaltend, um sich die Rechte der anderen Kühe — ob nun eingebildet oder auch nicht — anzumaßen. Wenn wir sie während der Melkreihenfolge einmal früher drannahmen, mußte sie mit Gewalt hineingetrieben werden und war darüber sehr unglücklich. Jetzt zeigte sie eine uns vollkommen neue Seite ihres Charakters durch ihre Aggressivität mit dem deutlichen Ziel, das Kalb in ihren Besitz zu bringen. Absichtlich drängte sie sich zwischen Mutter und Kalb und versuchte, das Baby mitzunehmen. Die besorgte Kuh jagte dauernd hinter ihnen her, um ihre Mutterrechte geltend zu machen und wiederherzustellen. Diese potentielle Babydiebin wurde für die Kinder zu >Tante Ermintrude<.
    Der Streit kam erst zu einem Ende, als wir das Kalb der Kuh wegnahmen und es mit den anderen auf Flaschenernährung umstellten. Sehr schnell gewöhnte es sich an seine neue Lebensform, aber Mother und Tante Ermintrude brüllten sich nach ihm heiser. Selbst nachdem Mother das Unvermeidliche akzeptiert und sich dem Verlust gebeugt hatte, rief Tante Ermintrude noch lange weiter nach ihm. Während zwei Wochen mußten wir gut auf sie aufpassen, damit sie nicht ausbrach und nach dem Kleinen suchte.
    Wir fanden später heraus, daß, wenn man ein Kalb bald nach der Geburt von seiner Mutter trennte, die Kuh sich sehr schnell beruhigte und es vergaß. Wenn man ihr erlaubte, während einer gewissen Zeit ihr Baby bei sich zu behalten, sah die Sache ganz anders aus. Stundenlang würde sie ihr Kalb rufen und nach ihm suchen und dabei sogar von der Weide nach Hause schleichen. Des öfteren jagten wir Kühe fort, die eine Tür niederzutrampeln versuchten, um zu ihrem Kalb dahinter zu gelangen. Obgleich es herzlos zu sein schien, war doch eine frühe Trennung das beste. Davon abgesehen, zeigten sich einige von den älteren Kühen als ziemlich gleichgültige Mütter. Vielleicht waren ihre mütterlichen Instinkte verkümmert, weil man ihnen immer die Kälber fortgenommen hatte.
     

17
    Kälber, Bullen und steife Hüte
     
    L eider waren nicht alle Geburten von Kälbern so leicht und unkompliziert wie diese erste. Später in demselben Jahr kaufte ich eine große, aber sehr nervöse Kuh, die wir Jemima nannten. Sie war trächtig, und an einem Spätsommertag suchte sie sich eine ruhige Stelle auf dem obersten Feld, um zu gebären. Doch nun setzten die Schwierigkeiten ein: Sie konnte das Kalb nicht herauspressen; obgleich Kopf und Vorderbeine zum Vorschein kamen, wurden sie dann wieder hineingezogen.
    Schließlich holte ich Rat und Hilfe. Unser schüchterner Nachbar Price, der Wortkarge mit der Hakennase, arbeitete mit seinem Traktor in der Nähe seines Gehöfts oben am Weg. Er hörte mir zu, wobei er den Kopf wie ein Vogel auf die Seite legte, nickte nur, kletterte zu mir ins Auto und sagte: »Dann wollen wir sie uns mal ansehen.«
    Der Versuch, das Kalb zu gebären, dauerte für die Kuh bereits einige Stunden. Vor meiner Abfahrt hatte ich sie ins Zusammentriebsgehege gebracht, jetzt schafften wir sie in den Melkstall und befestigten die Begrenzungskette hinter ihr. Price stellte sich auf einen Strohballen und führte seine Hand, die er vorher gründlich mit Seife geschrubbt hatte, in sie ein.
    »Der Kopf liegt richtig«, sagte er geheimnisvoll. »Aber er muß schnell raus, oder wir verlieren dieses Kalb.«
    Unter seiner Anweisung bauten wir ein Lager aus Strohballen, damit sich das Kalb auf dem Boden nach der Geburt nicht verletzen würde. Als nächstes nahm er zwei kurze dünne Seile, an deren Ende er Holzstücke befestigte, damit wir etwas zum Festhalten hatten. Dann griff er hinein und holte die

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