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Mit Arabella fing alles an

Mit Arabella fing alles an

Titel: Mit Arabella fing alles an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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lagen, umringt von ungläubig schauenden, mißbilligenden Kühen. Sie freuten sich, mich zu sehen, hießen mich grunzend willkommen und schnüffelten herum in der Hoffnung, ich hätte ihnen etwas zum Fressen mitgebracht.
    Nachdem ich das Loch in dem Drahtzaun, das sie in der Nähe des Tores gerissen hatten, wieder repariert hatte, versuchte ich es etwas später noch mal. Die Kleinen kamen diesmal mit, um den Spaß zu beobachten. >Pignick< oder Schweineausflug nannte Vicky unser Unternehmen.
    Das Paar kannte bereits das Spiel. Sie schlangen die Leckerbissen in dem Trog hinunter und rannten hinter uns her. Am Zaun steckten sie lediglich ihre Schnauzen unter den Draht, hoben ihn hoch und schlüpften drunter durch, als wären sie dafür geboren — was tatsächlich der Fall war. John, der darüber las, informierte mich, daß sich Schweine in der Natur in Büschen, Gestrüpp und Wäldern aufhalten. Zum Durchdringen des Dickichts haben sie einen perfekten tropfenförmigen Körperbau. Wenn das stimmte, welche Chance hatten wir mit unserem lächerlichen Drahtzaun? Wir gaben uns geschlagen und kehrten wieder zur alten Ordnung zurück.
    Eine Menge lernten wir von den beiden. Wir waren überrascht bei der Feststellung, daß, obgleich sie Getreidefutter brauchten, sie auch Gras auf den Weiden fraßen. Ein Problem war, daß sie den Rasen aufrissen und überall Grassoden herumliegen ließen. Dem mußte Einhalt geboten werden. Gras war kostbar.
    »Gar kein Wunder«, sagte Howard. »Sie haben ihre Nasenringe verloren. Du mußt die wieder anbringen. Hast du das schon mal gemacht?«
    Ich versicherte ihm, daß in London kein großes Bedürfnis nach dem Beringen von Schweineschnauzen bestand.
    »Dann werd’ ich dir helfen«, sagte er.
    Wie so viele Dinge auf dem Land, ist auch das Beringen nichts für Zimperliche. Die Kupferringe kann man öffnen, sie werden an beiden Enden geschärft. Sie passen genau in die Nut von einer Spezialzange. »Du brauchst ihn nur in der Schweinenase zu schließen«, meinte Howard. »Genauso, als wenn Frauen sich die Ohrläppchen durchstechen lassen. Nichts dabei.«
    Unter leichtem Vorbehalt war ich bereit, ihm zu glauben. Mir war nicht ganz klar, wie wir dreieinhalb Zentner Schwein, vielleicht auch noch mehr, ruhig genug halten konnten, um diese >Kleinigkeit< zu tun.
    Die Lösung war ein einfacher Ziehknoten. Howard fertigte einen aus einem dünnen Seil, streifte ihn geschickt über die Schnauze der ahnungslosen Dorfie und zog ihn fest. »Man muß darauf achten, daß die Schlinge hinter die Eckzähne kommt, sonst geht sie wieder ab«, erklärte er und überhörte dabei völlig das irrsinnige Gekreische des Schweins. »Das ist das Geheimnis.«
    Arme Dorfie! Daß man ihr solche Schmach antat! Das Eigenartige war, daß sie genau das tat, was alle vorausgesagt hatten: sie zog das Seil zurück, welches wir an einem Pfahl befestigt hatten, und schrie zum Steinerweichen. Es war, als hätte sich das Seil in einen steifen Metallstab verwandelt. Nicht einmal versuchte sie, nach vorn zu kommen, um entweder Howard oder mich zu erreichen.
    Trotzdem behielt ich sie fest im Auge und wartete auf ein erstes Zeichen für einen Angriff. Howard tat nichts dergleichen. Er kümmerte sich überhaupt nicht um das Geschrei und begann, ganz ruhig und gewissenhaft, den Ring einzuführen; er schloß ihn in der zarten Nasenwand, und zwar so, daß die Sau nicht mehr den Erdboden aufwühlen konnte. Nach getaner Arbeit löste er den Knoten und befreite sie, so daß die Sau dankbar in ihr Schlafquartier eilen und ihre Verletzung pflegen konnte.
    Nebenan gebärdete sich Dorrie wie toll aufgrund des Geschreis ihrer Schwester. Ohne die Trennwand dazwischen hätte sie uns sehr wahrscheinlich angegriffen. Als wir daher in ihren Stall traten, war ich auf Schlimmes gefaßt und hatte mich mit einer Mistgabel bewaffnet. Die war nicht nötig. Als sie sich bedroht sah, verflog ihr Mut. Sie versuchte, ihre Nase zu verstecken, indem sie die Schnauze ganz nahe dem Boden hielt; aber es gab kein Entrinnen, und wir wiederholten die Handlung, wobei Dorfie allerdings weniger heftig auf den Protest ihrer Schwester reagierte als Dorrie. Als wir gingen, steckte sie den Kopf um die Ecke der inneren Abgrenzung und blickte uns wehklagend an — ihre Freunde, die sie so schlimm mißhandelt hatten. Aber sie machte keinen Versuch, herauszukommen.
     

19
    Ein verkrüppelter Hase und ein Flamingo
     
    J etzt, wo das Gras anfing zu wachsen, mußten die Wiesen mit der

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