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Mit Arabella fing alles an

Mit Arabella fing alles an

Titel: Mit Arabella fing alles an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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Kettenegge bearbeitet werden, damit die abgestorbenen und verfilzten Pflanzen herausgerissen wurden und die Sonne den jungen Wuchs darunter erreichen konnte. Das war eine leichte und angenehme Arbeit. Der Dieselmotor des Traktors tuckerte gleichmäßig vor sich hin und meine alte, schon etwas ausgefranste und viel belachte Kettenegge ratterte und wallte hinterher. So wurde ein ganzes Sammelsurium an verschiedenen Dingen, Steinen und Unrat zusammengetragen.
    Es war erstaunlich, daß selbst auf den kahlsten Feldern bereits nach einigen Minuten Betätigung mit der Kette ziemlich große Steine, Holzstücke und sogar rote Ziegelsteine zum Vorschein kamen. Sie mußten in der Erde vergraben und unsichtbar gewesen sein, bis sie von der Kette aufgerissen und sichtbar gemacht worden waren. Man durfte sie nicht auf dem Feld liegen lassen; so hielt ich ab und zu, wenn es sich lohnte, den Traktor an, kletterte herab und trug einen Armvoll von dem, was an der Seite liegengeblieben war, hinüber zur Hecke und versteckte es dort.
    An dem Tag arbeitete ich auf dem sechs Hektar großen Feld; es war lang, dreieckig, fiel recht steil zum Fluß ab und machte die südliche Begrenzung unseres Landgebietes aus: ein interessanter Boden mit mehreren Wellen daran und einer Grube, die vielleicht einmal ein Regenwasserteich war. An einigen Stellen neigte sich der Traktor bedenklich seitwärts, was dem Ganzen ein wenig Würze verlieh. Mein Vorgänger auf dem Bauernhof war bei einer bestimmten Gelegenheit mitsamt seinem Traktor im Fluß gelandet, der an der einen Seite des Feldes floß — die Bremsen hatten versagt.
    In der Mitte des Feldes stand ganz allein eine stämmige Eiche. Sie war als einzige übrig geblieben von einer längst verschwundenen Teilungshecke. Das Gras war hier grob und rauh, und als die Arbeit den Traktor näher an den Baum heranbrachte, bewegte sich etwas in dem ungepflegten Gras. Da sich diese Bewegung beim Zurückkommen wiederholte, hielt ich an, um nachzusehen.
    Als ich näherging, stellte sich plötzlich ein großer Hase dort hoch, wo er sich, flach gedrückt gegen das trockene Gras, versteckt gehalten hatte, und beobachtete mich. Als ich nur noch zwei bis drei Meter entfernt war, versuchte er fortzulaufen, aber die Tage waren vorbei, wo seine Beine ihn hätten außerhalb der Gefahr bringen können. Schon nach etwa sechs Metern stolperte er und fiel hin. Er war lahm.
    Als ich wieder näherkam, machte er einen weiteren Versuch und stolperte mitleiderregend umher; allerdings bewegte er sich noch schnell genug, um mich zu überzeugen, daß ich ihn niemals erwischen würde. Unbeholfen lag er außerhalb meiner Reichweite; seine großen Augen warteten auf die leichteste Bewegung von mir, und er war bereit, trotz seiner Schmerzen sofort loszurennen — soweit er dazu imstande war.
    Ich wollte ihn nicht so liegen lassen zum Sterben oder Gefressenwerden. Daher fuhr ich zum Haus zurück, holte das Gewehr und erschoß ihn. Das war eine Exekution und kein Sport.
    Bei seiner Untersuchung stellte sich heraus, daß der Knochen in einem Hinterlauf zerschmettert war. Wie er es fertiggebracht hatte, sich überhaupt zu bewegen, war mir rätselhaft. Noch schlimmer: Es war eine Häsin, die ihre Kleinen gesäugt haben mußte.
    Ich hoffte, daß ihre Kleinen groß genug waren, um allein durchzukommen. Aber ein paar Minuten später brachte die ratternde Kette die Antwort. Als ich mich umdrehte, sah ich die Körper von drei kleinen Häschen zusammen mit dem Unrat herumkullern. Sie waren bereits seit ein bis zwei Tagen tot, wahrscheinlich, weil die Häsin zum Säugen zu krank war oder sie nicht mehr nachts warm halten konnte.
    Wir zogen ihr zu Hause das Fell ab und verstauten sie in der Tiefkühltruhe zum späteren Gebrauch. In dem Hinterlauf fanden wir kein Zeichen von Schrotkugeln noch irgend etwas anderes, das auf einen Jäger deuten konnte. Von dem zerschmetterten Knochen konnte ich nur schließen, daß sie von einem Auto angefahren worden war. Von diesem sechs Hektar großen Feld lag die nächste Straße etwa anderthalb Kilometer entfernt, vielleicht noch weiter. Falls es wirklich ein Auto gewesen war, sagte es sehr viel über ihren Mutterinstinkt aus, daß sie sich bis zu ihren Jungen zurückgeschleppt hatte. Jeder Meter dieses Rückwegs muß von qualvollen Schmerzen begleitet gewesen sein. Es war tragisch, daß es ihr trotz des hohen Einsatzes nicht vergönnt gewesen war, ihre Jungen zu retten.
     
    Die räuberische Seite der Geschöpfe lag

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