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Mit Arabella fing alles an

Mit Arabella fing alles an

Titel: Mit Arabella fing alles an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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ich eine Plastikflasche, hackte den Boden ab, so daß eine grobe Röhre entstand, und klemmte diese in einem Fünfundvierzig-Grad-Winkel in den Nesteingang. Nun konnten die Vögel nicht mehr herausrutschen, und die mürrischen Katzen zogen ab, da der Nachschub an Leckerbissen unterbrochen war. Die Vogeleltern mußten jetzt allerdings in den Röhrenhals hinunter, um die Kleinen zu erreichen, aber das machte ihnen überhaupt nichts aus. Sie kamen und gingen genau wie vorher.
    Es war etwa um die gleiche Zeit, daß die Kinder von den unteren Feldern heraufgerannt kamen, um uns von einem eigenartigen Vogel zu erzählen, der sich bei den Teichen niedergelassen hatte, die unsere Farm von der des Nachbarn trennten.
    Dort stand er, widerspruchsvoll in seiner Eleganz, und ließ das schlammige Wasser durch seinen Schnabel laufen. Ein rosa Flamingo! Shirley, John und ich hatten welche in Afrika gesehen, am Nakuru-See in Kenya und woanders. Und jetzt stand hier einer gravitätisch in einem flachen Teich im Schatten eines Hügels in Wales, während um ihn herum fette, dicke Hereford-Kühe grasten. Er blieb während drei Tagen bei uns und flog dann in Richtung Süden davon. Zweifellos war er der Gefangenschaft eines Privatzoos entflohen. Wir wünschten ihm alles Gute und hofften, daß er die Tropen erreichen würde.
    Ende April waren die Mauersegler zurückgekommen, und zwei bis drei Wochen später schwärmten ihre größeren Verwandten, die Schwalben, eilig ein. Plötzlich waren sie überall. Der Sommer meldete sich deutlich an.
    Die Schwalben bevorzugten das hohe, sichere Gebälk im alten Kuhstall. Ihre mit Schlamm verstärkten Nester waren in großen Mengen in die vielen Ecken und Vorsprünge des hohen Gebäudes gebaut worden. Dort waren sie sicher vor Katzen, Ratten und anderen Tieren mit einer Vorliebe für Eier. Von uns wurde das Gebäude als Lagerraum für das Futter verwendet. Das Dach war zwar mit Ziegeln gedeckt, aber die Fenster hatten keine Scheiben, die Dachrinnen waren offen, und es gab noch mehr als ein Dutzend weiterer Öffnungen für die Vögel. Aber sie zögerten auch keinen Augenblick, bis auf unsere Ebene herunterzufliegen, falls es ihnen gelegen kam. Durch die geöffnete Tür segelten sie herein und hoben ganz lässig erst im allerletzten Moment einen Flügel an, um ein Hindernis zu umfliegen. Dabei kamen sie derart nah an John oder mich heran, daß wir uns vor Schreck duckten.
    Nach ihrer Ankunft machten sie sich ans Eierlegen und Aufziehen der Jungen. So wie alle, egal ob Tier oder Mensch, mußten sie ihre Kinder ernähren, und sie gaben sich dieser Aufgabe den ganzen Tag über hin. Die neue Generation lebte zwischen den entfernt gelegenen Dachsparren. Wir sahen nur wenige von ihnen, bis sie eines Tages auftauchten: dick und in jungem Federkleid saßen sie zwitschernd auf den Telefondrähten. Aber als ich eines Morgens ins Lagerhaus kam, war das ganze Gebäude voller junger Schwalben, die ihre ersten Flugversuche machten. Sie segelten von den Vorsprüngen zu den Balken und wieder zurück, dabei wurden sie von den besorgten Eltern begleitet wie Kampfflieger, die eine Staffel von Bombern eskortierten.
    Auf der Farm gab es auch Brachvögel. Sie hatten ihre Nester irgendwo auf dem fünf Hektar großen Feld oder vielleicht auf einem der Nachbarfelder. Ihr klagender, sich ständig wiederholender Ruf verkündete ihre Rückkehr, aber woher sie gekommen waren, wußte ich nicht.
    Von allen Vögeln mochte ich die Kiebitze und Bachstelzen am liebsten, die beim Bearbeiten der Felder meinem Traktor folgten. Die ersteren waren tapfere Vögel; sie veränderten sich wie durch einen Zauber, wenn das Sonnenlicht auf ihr Gefieder schien, und sie zögerten keinen Augenblick, größere, skrupellose Vögel wie Krähen oder Habichte anzugreifen, sollten diese ihre Nester oder Jungen bedrohen. Sogar auf uns würden sie mit lärmendem, wildem Flügelschlag im Sturzflug herabstoßen, falls wir in ihr Gebiet eindrängen.
    Das fröhliche, wie frisch gewaschene Aussehen der Bachstelzen stimmte mich immer heiter. Mit ihren kurzen Beinchen folgten sie dem Traktor über die aufgeworfenen Schollen, völlig überzeugt von ihrem Recht, dort sein zu dürfen, um nach Insekten und Würmern für ihre Familien zu suchen.
    Wir kauften ein Vogelbuch und wurden zwar nicht zu eifrigen Vogelexperten, aber doch zu interessierten Beobachtern derjenigen Vögel, die uns umgaben. Jede Ritze und jeder Winkel der Gebäude schien von Spatzen und Staren mit

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