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Mit Arabella fing alles an

Mit Arabella fing alles an

Titel: Mit Arabella fing alles an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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üblich blöd anstellte, als Shirley in den Melkstall stürzte. Die letzte Kuh war soeben hinausgeschwankt, und ich hatte die Kühlmaschine in den Behältern in Betrieb gesetzt. Wie ein ganzer griechischer Chor rief Shirley aus:
    »Unsere Kälber! Sie sind weg! Allesamt!«
    Nach solcher Nachricht könnte man einen Herzinfarkt bekommen. »Weg? Was heißt weg?«
    Wie auf der Bühne warf sie die Arme in die Luft. »Einfach so. Man hat uns beraubt!«
    Zu diesem Zeitpunkt liefen wir bereits zum Viehhof — -und entdeckten das Unglaubliche: Wo man sonst lautes Muhen und Brüllen vernehmen konnte, herrschte tiefes Schweigen. Nichts.
    Die sechzehn älteren Kälber hatten wir in eine größere Umzäunung am Ende des Hofs gesteckt, um ihnen mehr Bewegungsfreiheit zu verschaffen. Gestern abend, als ich um die Gebäude gegangen war, hatte ich sie noch gesehen, aber heute morgen, als Shirley sie füttern wollte, war keine Spur von ihnen zu entdecken. Der vordere Zaun lag flach am Boden, das Gehege war leer.
    Nicht ein Kalb war zurückgeblieben. Taffy und Ferdinand, Alice Capone, Beauty, Blac-Eye, Mamis-Liebling — die ganze Bande hatte sich aus dem Staub gemacht. Sogar die ganz jungen Flaschenkälbchen in den abgeschlossenen Boxen waren mäuschenstill, bis wir voller Panik dorthin stürzten und die Türen auf rissen, um nachzusehen. Erst dann standen sie auf und plärrten nach Futter, aber heute würden sie warten müssen.
    John hatte inzwischen die umliegenden Nachbarn angerufen. »Niemand hat sie gehört«, sagte er, »oder gesehen. Nichts.«
    Die Zeit verging. Die Milch mußte nach oben an den Weg gefahren werden; der Milchwagen stand bereits dort, als ich ankam.
    »Auf den Straßen, die ich gekommen bin, hab’ ich nichts gesehen«, sagte der Fahrer Jock. »Man sprach allerdings von zwei schwarzen Färsen auf der Straße in Richtung Whitecliff, aber das sind etwa zehn Kilometer von hier entfernt, und ich glaub’ nicht, daß es deine sind. Aber mach dir man keine Sorgen, die sind hier bestimmt irgendwo in der Nähe. Falls ich auf meiner Tour etwas höre, werde ich sagen, daß man dich anrufen soll.«
    Als ich ans Haus zurückkam, schleppten sich auch die beiden anderen mühsam von ihrer Suche in den Feldern wieder zurück. Keine Spur von den Tieren. Unsere kostbaren Kälber waren verschwunden. Aber wohin? Sechzehn Kälber können doch nicht spurlos verschwinden? Man mußte nachdenken. Das Frühstück wartete zwar auf uns, aber niemand hatte Appetit.
    John und ich stiegen in den Austin und fuhren die Wege der Umgebung ab. Sie schlängelten sich in endlosen Kurven. Dabei rissen wir etliche Zweige von den Hecken. Der reinste Irrgarten. Die Menschen, denen wir begegneten, konnten uns nichts sagen. Niemand hatte sie gesehen. Der Gedanke an Diebstahl beschlich uns. Vor kurzem hatte es in den Zeitungen mehrere Geschichten von Rinderdiebstählen gegeben. Die Tiere waren geschlachtet und an Restaurants und Hotels verkauft worden. Einem Bauern aus dem nahe gelegenen Sollars hatte man sechs kräftige Jungstiere gestohlen, und zwar eine Woche bevor er sie auf dem Markt verkaufen wollte. Vielleicht hatten unsere sechzehn Halbstarken das gleiche Schicksal erlitten. Ich war derart verzagt, daß ich das Schlimmste befürchtete.
    Das Tor oben am Weg war geöffnet gewesen. Wie so oft. Ohne Schwierigkeiten hätte ein Laster leicht mit abgestelltem Motor den Weg herunterrollen können; aber er hätte nur mit Motor wieder hinauffahren können und sicher hätte das jemand gehört. Der ständig krakeelende Gänserich Moses und seine alte Schachtel Martha hätten dann bestimmt ein lautes Geschrei veranstaltet. Oder man hatte vielleicht die Kälber ganz leise den Weg hinauf zu dem wartenden Laster getrieben? Das war wahrscheinlicher.
    Ich rief die nächste Gendarmerie an und fing an, ihnen unter Entschuldigung meine schmerzliche Geschichte sowie unseren Verdacht zu erzählen.
    »Wissen Sie«, sagte ich, »es hört sich zwar etwas übertrieben an, aber wir haben sechzehn Kälber verloren. Letzte Nacht. Wir können uns eigentlich nicht vorstellen, daß sie allein ausgerissen sind. Außerdem hat niemand sie gesehen. Durch das Gerede über die Viehdiebstähle...«
    Wir hätten es sehr begrüßt, wenn die Gendarmen sich über unsere Vermutungen lustig gemacht hätten. Aber leider nahmen sie zu meinem Entsetzen diese Möglichkeit ernst. »Solche Dinge sind tatsächlich in letzter Zeit passiert«, antwortete der Wachtmeister. »Wir haben ein Rundschreiben

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