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Mit Arabella fing alles an

Mit Arabella fing alles an

Titel: Mit Arabella fing alles an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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wurde mir schwarz vor Augen, und in meinem nächsten hellen Augenblick sah ich, daß sich Shirley über mich beugte, als ich wieder im Bett lag. John hatte das Melken besorgt und den Arzt verständigt. >Er< war eine >Sie<, eine sehr resolute Ärztin. Sie maß bei mir vierzig Fieber und diagnostizierte: »Wahrscheinlich eine Lungenentzündung.« Ausgerechnet jetzt, wo das Heu gemacht werden mußte!
    Dann gab sie mir auf recht schmerzvolle Weise eine Spritze mit einem Impfstoff oder Antibiotikum und sagte: »So, jetzt bekommen Sie mal zu spüren, was die Tiere empfinden, wenn sie von Ihnen geimpft werden.« Vielleicht konnte sie Bauern nicht leiden. Ich versuchte zu glauben, daß sie nichts Persönliches gegen mich hätte, aber vielleicht täuschte ich mich.
    Nachdem sie mir klargemacht hatte, daß die ganze Geschichte ausschließlich meine Schuld sei, völlig unnötig und eine Verschwendung ihrer kostbaren Zeit, gab sie mir im Klartext zu verstehen, daß ich mindestens eine Woche im Bett bleiben müsse. Sie trichterte Shirley ein, was zu tun war, fügte zum Schluß noch einige Drohungen hinzu und verschwand wieder. Ich fühlte mich gefangen, war deprimiert und hatte großes Selbstmitleid. Es war schier unmöglich, in dieser Jahreszeit eine ganze Woche im Bett zu verbringen. Das gute Wetter würde nicht ewig so günstig für uns bleiben.
    Der Ton der Ärztin war auch auf Shirley übergesprungen. Nachdem ich das Auto hatte fortfahren hören, krabbelte ich aus dem Bett, um zur Toilette zu gehen, die etwas weiter vom Schlafzimmer entfernt lag. Es muß die Wirkung der Spritze gewesen sein: Als ich wieder zu mir kam, zogen mich John und Shirley wie einen reglosen Sack in Richtung Bett zurück; ich war offensichtlich wieder ohnmächtig geworden. Als ich endlich wieder im Bett lag, wiederholte meine Frau alles, was sie von den Anweisungen der Ärztin behalten hatte. Zum Schluß drohte sie mir gar Mord und Totschlag an, wenn ich auch nur den kleinen Zeh noch ein einziges Mal aus dem Bett steckte, ohne sie vorher zu fragen.
    So mußte jetzt John alles auf seine schuljungenhaften Schultern laden. Ohne einen Augenblick zu zögern, packte er es an. Er hatte gerade die besten Zensuren nach Hause gebracht, so daß seine Schule einverstanden war, wenn er die restliche Schulzeit bis zu den Ferien nicht mehr kommen würde. An dem Tag, als die Ärztin mich besucht hatte, verkündete die BBC-Wettervorhersage ein Andauern des heißen, sonnigen und trockenen Wetters, so daß John, wie die meisten anderen Bauern, mit der Heuernte anfing.
    Gott sei Dank war er ein sehr tüchtiger Traktorfahrer. Nachdem wir den David Brown-Traktor gekauft hatten, hatte ich ihm lediglich die Steuerung erklärt, den Bremsmechanismus und wie man startete. Stundenlang war er dann auf den oberen Weiden herumgefahren und den Weg rauf und runter. Jetzt profitieren wir von seinen Fahrkünsten.
    Während ich im Bett lag, konnte ich ihn bei der Arbeit hören. Es war zum Verzweifeln! Da ich aktionsunfähig war, mußte er das Mähen noch zusätzlich zu den anderen Pflichten übernehmen, und jeder Arbeitstag war für ihn sehr lang. Sein Gesicht spiegelte die Müdigkeit wieder, sein blondes Haar klebte vom Schweiß an der Stirn, aber er arbeitete weiter ohne ein Wort der Klage und ohne um Hilfe zu fragen.
    Dann wendete sich plötzlich unser Geschick zum Guten. Ein paar Freunde aus London besuchten uns überraschenderweise übers Wochenende. Es waren Städter, wie sie im Buche stehen: das Land war für sie lediglich ein riesiger Picknickplatz. Aber jetzt erstaunten sie uns, da sie uns mit einem solchen Schwung unter die Arme griffen, den ich nie für möglich gehalten hätte. Während der Ehemann zeitweilig den Traktor übernahm und sich dabei wirklich sehr geschickt anstellte, half seine Frau beim Füttern und Ausmisten, auch bei den Schweinen.
    Indem sie auf Dorrie und Dorfie wies, meinte sie: »Ich würde sie manchen meiner besten Freunde vorziehen.«
    Ihre Kinder überließen sie sich selbst, die sich — wahrscheinlich aus diesem Grund — ganz besonders gut amüsierten. Der kleinere Junge verbrachte die meiste Zeit des Wochenendes im Hühnerhaus und wartete darauf, daß die Hennen ein Ei legten. In Intervallen tauchte er gelegentlich in der Küche auf und übergab frisch gelegte Eier an Shirley. Dabei war er derart aufgeregt, daß er kaum sprechen konnte. Sein größerer Bruder verbrachte seinen Ferientag damit, den ziemlich niedergeschlagenen Ferdinand zu trösten,

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