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Mit Arabella fing alles an

Mit Arabella fing alles an

Titel: Mit Arabella fing alles an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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Aufstellen von Hürden eine Ecke des Hofs ab, damit die Kälber für Andrews Arbeit eingegrenzt waren. Es gab keine Schwierigkeiten, die Tiere in dies Gehege zu schaffen. Ihr eigener Wille war fast auf den Nullpunkt gesunken, und ich wußte selbst, wie ihnen zumute war. Während ich meine müden Beine in Richtung Haus und Kaffeetopf schleppte, nahm sich John, der dank seiner jugendlichen Spannkraft noch putzmunter war, eine Axt, um kleine Späne für Andrews Feuerstellen zu hacken.
    Mir schien, es wären nur wenige Minuten vergangen, als das Telefon klingelte und Willem zu mir sagte: »Andrews ist bei mir fertig und auf dem Weg zu dir. Ich vermute, deine Kälber sind wieder da.«
    »Waren unten bei Johnnie Burton. Alle in Ordnung.«
    »Da hast du aber Glück gehabt«, sagte er. »In Neenton hat man einmal einer Kuh mit einem Laster in der Nacht ein ganzes Bein abgerissen. Dämliche Autofahrer!«
    Ich erinnerte mich an eine Nacht auf einer Schnellstraße in der Nähe Londons, in der ich fast mich mitsamt einem Pony, das sich verlaufen hatte, umgebracht hätte. Aber das lag noch in meiner Großstadtzeit. »Dämliche Autofahrer«, stimmte ich ihm zu.
    Ich rief bei der Polizei an, um ihnen mitzuteilen, daß sich alles wieder eingerenkt hatte. Sie hörten es sich fast ein wenig enttäuscht über den guten Ausgang an; aber einige Stunden später riefen sie zurück, um mir mitzuteilen, daß man sie gerade informiert hätte, die Kälber wären in der Nähe eines Dorfes mehrere Kilometer von der Stelle entfernt gesehen worden, an der wir sie eingesammelt hätten. Aus den gemeinsamen Informationen konnten der freundliche Wachtmeister und ich folgern, daß unsere Ausreißer zwischen zwölf und sechzehn Kilometer zurückgelegt haben müssen, bis sie schließlich auf Burtons Weide gelandet waren.
    Als Andrews auftauchte, fühlte ich mich noch immer ziemlich mitgenommen. Andrews war ein breitschultriger, muskulöser Mann mittleren Alters mit kräftig entwickelten Unterarmen und großen Händen. Er strahlte Ruhe und Kompetenz aus.
    »Bißchen Ärger gehabt, Boß?« fragte er.
    »Die blöden Kälber waren abgehauen.«
    »Nicht mehr aufregen, Boß, Sie haben sie ja wieder. Und das ist das wichtigste.«
    Er hantierte geschäftig mit seinen Instrumenten herum, die er in einen Behälter mit einer antiseptischen Lösung legte. Die Eisen zum Ausbrennen erhitzte er in Blechdosen, unter denen das von John gehackte Holz brannte. Seine Stimme war ruhig, um die Kälber nicht zu beunruhigen.
    »Komm her, mein Kleines«, sagte er sanft und weich. Und ehe noch das ausgewählte Kalb entwischen konnte, hatte er ein Seilhalfter flink über den Kopf gestülpt und festgezogen. Als nächstes mußte er, um arbeiten zu können, das Seil an einem starken Eckpfeiler befestigen.
    Obgleich die Kälber, und zwar im besonderen die großen, müde waren und schmerzende Hufe hatten, hatten sie keineswegs die Absicht, sich ohne Gegenwehr >bearbeiten< zu lassen. Sie fuhren herum, drängten sich in die entfernteste Ecke des Geheges und warfen den Kopf hin und her, um das Halfter abzustreifen. Eins nach dem anderen mußten sie geschoben, gezogen und mit Gewalt in die richtige Stellung gebracht werden. Eins der größeren trat mir auf den Fuß; ich hatte Gummistiefel an — das Ergebnis waren zwei zerquetschte Zehennägel, die später abfielen.
    Als wir die Hälfte geschafft hatten, war ich in Schweiß gebadet. Mein Gaumen schmeckte nach Salz, meine Knie wurden weich und meine Arme schienen gleich abzufallen.
    »Manchmal werden sie schon recht munter«, gab Andrews zu, als er meinen Zustand bemerkte. »Aber machen Sie sich nichts draus, Boß, denn Sie haben prächtige Kälber. Und darauf kommt es an.«
    Als alles überstanden war, gingen wir ins Haus, um bei einem Kaffee die Rechnung zu begleichen. Andrews hatte selbst einen Hof mit einer Herde Jerseykühe. Seine Frau kümmerte sich darum, aber sie wollten demnächst zu den ertragreicheren Friesenkühen übergehen. Man hörte ihm gern zu, denn er steckte voll interessanter Geschichten. Doch das war mein Fehler: Ich hätte lieber meine nasse Kleidung wechseln und mich trockenreiben sollen. Als er sich schließlich verabschiedete und in seinem Auto davonfuhr, war es bereits zu spät.
    Am nächsten Morgen mußte ich für meinen Leichtsinn bezahlen. Der Wecker klingelte erbarmungslos um fünf Uhr dreißig und holte mich aus den Federn. Ich setzte mich mißmutig auf die Bettkante und angelte nach einem Strumpf. Plötzlich

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