Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit Blindheit Geschlagen

Mit Blindheit Geschlagen

Titel: Mit Blindheit Geschlagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
Vom Netzwerk:
kochen können?« Er kam mit in die Küche. Um seine Füße bildeten sich Pfützen, es schien ihn nicht zu stören. Er setzte sich an den Küchentisch. Als Stachelmann die Kaffeemaschine eingeschaltet hatte, setzte er sich Burg gegenüber.
    »Sie müssen nachher die Leiche anschauen. Sobald wir den Sack ausgepackt haben.«
    Er schaute Stachelmann streng in die Augen. »Das ist nicht angenehm.« Er nestelte in den Taschen seines Mantels, dann fand er einen Notizblock. »Die Personalien hat mein Kollege schon aufgenommen, was für ein Doktor sind Sie? Hoffentlich kein Zahnarzt.«
    »Historiker«, sagte Stachelmann.
    »Ach so.« Es klang enttäuscht. »Und Sie haben den Sack einfach so im Kofferraum gefunden?«
    »Kann man Säcke auch anders finden als einfach?«
    »Wann?«
    Stachelmann schaute auf die Uhr und überlegte einen Augen blick. »Gegen halb acht.«
    »Sie haben vorher nichts bemerkt?«
    »Nein.«
    »Hat der Wagen lange an der Obertrave gestanden, bevor Sie den Kofferraum öffneten?« »Nein, ich kam aus Berlin und parkte. Wollte meine Reisetasche aus dem Kofferraum holen, da hab ich den Sack gefunden.«
    »So eine Scheiße, was?«
    Stachelmann schwieg. Er wurde nicht schlau aus dem Oberkommissar.
    »Haben Sie eine Idee, wer Ihnen den Sack in den Kofferraum getan haben könnte?«
    Stachelmann dachte an die Stationen seiner Reise und schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung.«
    »Erzählen Sie mal, wo und bei wem Sie waren.«
    Stachelmann berichtete ausführlich und genau, der Oberkommissar schrieb mit. Er notierte sich auch die Adressen von Pawelczyk und Wittstock.
    »Sie haben also diesen Professor Griesbach gesucht, Ihren Kollegen. Im Auftrag von dessen Frau.« Es klang ungläubig. »Und unterwegs hat Ihnen jemand diesen Sack untergejubelt?«
    »Ja.«
    »Scheiße, was?«
    »Ja.«
    Der Oberkommissar dachte nach, trank Kaffee und wollte sich eine Zigarette anzünden.
    »Bitte nicht«, sagte Stachelmann.
    »Was bitte nicht?«
    »Die Zigarette.«
    »Scheiße.« Er steckte die Zigarette zurück in die Schachtel und überlegte weiter. »Ihren Wagen sind Sie eine Weile los, der muss in die Kriminaltechnik. Die Reisetasche auch.« Er trank einen Schluck Kaffee. Dann zog er ein Handy aus der Manteltasche. »Seid ihr so weit? Gut, wir kommen dann mal.« Er steckte das Handy wieder ein und sagte: »Wir gehen jetzt mal dahin, Sie müssen sich die Leiche mal anschauen. Sieht nicht gut aus, ich hoffe, Sie haben starke Nerven.«
    Stachelmann stand auf und ging voran. Er sah noch den Blick des Polizisten, darin lag eine Frage. Auf der Straße ging Burg neben ihm, er sagte kein Wort. Stachelmann schlug den Mantelkragen hoch, der Regen war stärker geworden, von Osten wehte ein kalter Wind. Sie passierten eine Absperrung, ein uniformierter Polizist grüßte Burg. Blaulicht ließ das nasse Pflaster kalt glänzen. Als sie am Golf waren, tropfte es aus den Haaren in Stachelmanns Gesicht. Es waren Autos dazugekommen, Stachelmann erkannte einen Leichenwagen. Vor der Ladefläche war ein offener Sarg aufgebockt, hellgrau, der Deckel lehnte gegen das Gestell. Burg ging zu dem Sarg, Stachelmann folgte ihm.
    Er erkannte das Gesicht gleich, es sah aus, als bestünde es aus Wachs. Auf der Brust hatte der Mann dunkle Flecken. Neben dem Sarg stand einer in einem weißen Kittel.
    »Zwei Stiche in die Brust«, sagte er zu Burg. »Messer oder was Ähnliches, Rechtshänder. Mit einiger Wucht. Von oben. Leichenstarre hat sich bereits gelöst, der Mann starb vor einigen Tagen. Mehr morgen.«
    »Kennen Sie den Mann?«, fragte Burg Stachelmann.
    »Das ist Professor Wolf Griesbach«, sagte Stachelmann. Ihm war kalt.
    »Kannten Sie ihn gut?«
    »Nein, ich habe ihn einmal gesehen, bei seinem Einstand am Seminar.« »Aber seine Frau hat Sie beauftragt, den Herrn Griesbach mal zu suchen?«
    Stachelmann hörte das Misstrauen in der Frage. »Ja.«
    »Kennen Sie denn Frau Griesbach näher?«
    »Nein.«
    »Und wie kommt sie dann auf die Idee, Sie mit der Suche nach ihrem Mann zu beauftragen?«
    »Fragen Sie sie selbst.«
    Burg schaute ihn erstaunt an.
    »Und gleich noch Ihren Kollegen, den Oberkommissar Oskar Winter, Mordkommission Hamburg. Der war dabei, als ich diese Sache übernahm.« Stachelmann spürte Erleichterung, einen besseren Zeugen konnte es nicht geben.
    Burg riss die Augenbrauen hoch. »So, so, der Kollege Winter.« Er schien Ossi zu kennen. Er schwieg eine Weile, dann sagte er: »Sie sind bestimmt erschöpft, gehen Sie mal schlafen.

Weitere Kostenlose Bücher