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Mit Blindheit Geschlagen

Mit Blindheit Geschlagen

Titel: Mit Blindheit Geschlagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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schlafen schlecht, nachdem sie eine Leiche gefunden haben.«
    Burg lachte leise.
    Wesendorn nickte verständnisvoll. »Natürlich. Das ist selbst für unsereinen schrecklich.«
    »Sie haben gewiss nichts dagegen, wenn wir ein Tonband mitlaufen lassen.« Burg nannte die Namen der Anwesenden sowie Datum und Uhrzeit. »Wie gut haben Sie den Professor Griesbach gekannt?«, fragte er.
    »Eigentlich gar nicht. Ich habe ihn einmal gesehen. Wie ich gestern gesagt habe.«
    Burg nickte. »Aber wie erklären Sie sich den Umstand, dass seine Leiche in Ihrem Auto gefunden wurde?«
    »Die Leiche wurde nicht gefunden, die habe ich gefunden. Und den Umstand kann ich mir nicht erklären. Was glauben Sie, worüber ich in den letzten Stunden nachgedacht habe?«
    »Kann ich mir vorstellen«, sagte Burg.
    Wesendorn nickte.
    Burg fragte noch einmal, was er in der Nacht gefragt hatte, und Stachelmann antwortete, was er bereits geantwortet hatte. Er begriff, Burg nahm so die Aussagen in die Akten auf.
    Wesendorn schüttelte den Kopf. Stachelmann erwartete, dass der Kriminalrat sagte, die Sache sei oberfaul oder stinke oder was eine Sache sonst tun konnte. Aber Wesendorn sagte nichts.
    Burg zog eine Akte von der Ecke des Schreibtisches vor sich. »Professor Griesbach wurde vermutlich letzten Dienstag, abends oder nachts, oder Mittwoch früh erstochen. Jeder der beiden Stiche wäre tödlich gewesen. Genaueres gibt’s im Lauf der Woche.« Er wandte sich an Wesendorn.
    »Die Rechtsmedizin hat eine Nachtschicht gefahren.«
    Wesendorn nickte bedächtig. »Wir müssen Sie fragen, wo Sie Dienstagnacht und Mittwochmorgen gewesen sind, sagen wir, zwischen achtzehn Uhr am Dienstag und acht Uhr am Mittwoch.«
    »Zu Hause.« Er fürchtete, rot anzulaufen oder dass ihm Schweiß auf die Stirn trat. Aber nichts dergleichen geschah. Nicht einmal das schlechte Gewissen meldete sich, das ihn sonst bei Lügen quälte. Er dachte an Ines und dass er ihr versprochen hatte zu schweigen. Das wog schwerer als die Frage, wo er war, als Griesbach ermordet wurde. Er war nicht der Mörder, und eigentlich hatte er ein perfektes Alibi.
    Die Tür öffnete sich. Ein junger Mann kam herein und flüsterte dem Kriminalrat etwas ins Ohr. Der hörte aufmerksam zu, warf einen Blick auf Stachelmann, nickte und stand auf. Er verließ zusammen mit dem Mann das Zimmer. Sie schienen vor der Tür weiterzureden, Stachelmann hörte sie, verstand aber nicht, was sie sagten. Dann kam Wesendorn zurück, schaute Stachelmann scharf an, setzte sich und fragte: »Sie sind sicher, Sie haben Professor Griesbach nur auf diesem Empfang gesehen?«
    »Ja, natürlich.« Stachelmann war verwirrt. Warum fragte der Mann das?
    »Sie haben den Professor Griesbach nicht mitgenommen in Ihrem Auto, irgendwann?«
    Fast hätte Stachelmann geantwortet: Doch, als Leiche, verpackt in einem Plastiksack. Er sagte: »Nein.«
    »Ich wurde gerade unterrichtet, dass die KT Fasern von Professor Griesbachs Pullover und der Hose auf dem Beifahrersitz Ihres Wagens gefunden hat. Wie erklären Sie das?« Er schien selbst überrascht über die Entdeckung.
    Stachelmann kam es vor, als wäre er weit weg. Es war unwirklich. Absurd. Fasern von Griesbachs Kleidung auf dem Beifahrersitz. Er stellte sich vor, wie Griesbach sich in sein Auto setzte. »Er hat nie in meinem Auto gesessen«, murmelte er. »Ich weiß nicht, wie die Fasern dort hinkommen.« Er streckte den Rücken, der Schmerz näherte sich. »Was heißt KT?«
    »Kriminaltechnik«, sagte Burg. »Was die Kollegen herausfinden, hat Beweiskraft vor Gericht. Wenn Sie keine vernünftige Erklärung haben für die Fasern, kommen Sie in Schwulitäten.«
    Stachelmann zuckte mit den Achseln. Er fühlte sich hilflos.
    »Dabei gäbe es harmlose Gründe. Sie haben den Professor nach dem Empfang nach Hause gefahren, zum Beispiel.«
    Stachelmann schwieg. Er suchte nach einer Erklärung, fand aber keine. Lügen drängten sich auf. Aber es schien ihm sinnlos. Eine Lüge reichte. Wenn er sonst bei der Wahrheit blieb, verwickelte er sich nicht in Widersprüche.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sie sollten sich mal einen Anwalt nehmen«, sagte Burg.
    Stachelmann kannte keinen Anwalt.
    Als ahnte Burg es, schlug er ein Telefonbuch auf und schob es Stachelmann zu. Zahlreiche Rechtsanwälte waren eingetragen. Wie zufällig tippte Burg auf einen Eintrag, der war nicht so fett wie andere, aber auch nicht unscheinbar wie die meisten. Burg schob einen Notizblock und einen Kugelschreiber neben das

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