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Mit Blut signiert - Ein Caravaggio-Roman

Mit Blut signiert - Ein Caravaggio-Roman

Titel: Mit Blut signiert - Ein Caravaggio-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beynon Rees
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Beweis für das Gewerbe des Mädchens, Roero.»
Du konntest dir selbst nicht helfen, Michele. Als sie dich zum Ritter schlugen, erneuerten sieden ganzen törichten Stolz, der dich mit Ranuccios Blut verlassen hatte. Ein bisschen Wein und eine Spitze dieses Hurensohns, und schon schlägst du alles wieder in Stücke
.
    «Kommt schon, Brüder, wer von uns hätte noch nie eine Hure aufgesucht?», sagte Bruder Giulio.
    «Dieser lombardische Zuhälter ist ein Ritter?», sagte Roero. «Das ekelt mich an.»
    Caravaggio spürte die vertrauten Pulsschläge wütender Erregung und wusste, dass es zum Kampf kommen würde. Er trieb in dem Wirbel aus Stolz und Überheblichkeit, in dem Männer lebten. «Ihr habt zweihundert Jahre Adel auf beiden Seiten Eurer Familie, aber Eure Seele ist die eines Bauern.»
    Roero lachte triumphierend. «Ihr seid dem Adel am dichtesten auf den Leib gerückt, Maler, als Ihr die Palette der Marchesa Colonna mit Eurem kleinen Schweineborstenpinsel durchgerührt habt.»
    Eine schnelle Bewegung – und Caravaggios Dolch stach in die Schulter des Ritters. Roero zuckte auf dem Stuhl zurück.
    Bruder Giulio stolperte auf ihn zu. «Soll ich nicht lieber den Witz über den Herzog und den Bären zu Ende erzählen?»
    Roero zog sein Rapier aus der Scheide und stieß zu. Caravaggio parierte mit seinem Dolch und schlug ihm aufs Ohr. Roero fiel nach vorn, und Caravaggio spürte, wie die Spitze seines Dolchs sich unterhalb des Schlüsselbeins in den Ritter bohrte.
    Roero schwankte, als wäre er in voller Fahrt vom Rammsporn einer Galeere getroffen worden, und blickte finster auf den zerrissenen Stoff seines Wamses. Auf dem schwarzen Gewebe breitete sich ein roter Fleck aus und sickerte ins weiße Ordenskreuz auf seiner Brust.
    ∗
    Als man ihn wegschloss, drang Mondlicht durch eine Klappe in der Decke und beleuchtete die Steinwände. Dann war alles still und schwarz und kalt.
Wenigstens habe ich Lena nicht mit in diese Gefahr gezogen
, dachte er. Er kniete sich hin und betete und wusste, dass es ein Fehler gewesen war, sie in Rom zurückzulassen. Er hatte versucht, sie zu beschützen, war aber vor der einzigen Seele, die ihn hätte trösten können, davongelaufen. Mit Lena, da war er sich sicher, hätte er nie wieder Gewalt angewendet. Sie hätte seine Erlösung sein können. In diesen kegelförmigen Kerker, der in den Fels des Kastells Sant’Angelo gehauen war, hatte ihn der Stolz auf seine Ritterschaft gebracht. Er hatte alles zerstört – außer seiner Liebe zu Lena. Die konnte selbst er nicht ruinieren.
    Die Klappe wurde geöffnet, und Caravaggio blinzelte durch die Morgensonne in die hinterlistigen Gesichtszüge Leonetto della Corbaras.
Ein merkwürdiger Christus, um diesen Lazarus wieder zum Leben zu erwecken
. Die Augen des Inquisitors zuckten, ein kurzes Zögern, als ob er den Wert des Mannes in dem Loch unter ihm abschätzte. Er machte eine ungeduldige Geste, und eine Leiter wurde in den Kerker geschoben.
    Er hielt sich den Ärmel seiner schwarzen Robe vor die Nase. Caravaggio deutete auf die Kerkerseite, die am weitesten vom Fäkalieneimer entfernt war. Della Corbara setzte sich mit dem Rücken zur Wand und zuckte zusammen, als er in Kontakt mit dem rauen Gestein geriet. «In der berüchtigten
Guva
ist es stets wie in der Hölle.»
    «Ich könnte mich daran gewöhnen.»
    «Vielleicht bleibt Euch gar keine Zeit mehr dazu.»
    Der Inquisitor zog ein Papier aus dem Ärmel. Er faltete es auseinander und hielt es ins Licht, das durch die Luke fiel. «Eine Begnadigung. Eine glatte Begnadigung. Normalerweise verkaufe ich die für ein paar Hundert Scudi, wie Ihr ein Gemälde verkauft. Diese hier biete ich Euch umsonst an.»
    «Nicht ganz umsonst.»
    «Nun ja, Ihr könnt sie haben – wenn Ihr tut, was ich will. Die Ritter werden Euch aus dem Orden verstoßen. Das war es dann mit Eurer Protektion, der Begnadigung, die Ihr in der Tasche zu haben glaubtet. Sagt mir, was ich über ihre Lebensweise wissen will.»
    Caravaggio deutete in die Runde. «Mir fehlt die Freiheit, Euch gefällig sein zu können, Pater.»
    Der Inquisitor zog die Unterlippe hoch, als wollte er andeuten, dass der Kerker eine Lappalie war. «Wollt Ihr nicht nach Hause zurück?»
    «Gott ist unser letztes Zuhause, und Er wird uns hinführen.»
    Della Corbara brüllte vor Lachen und wackelte anerkennend mit dem Zeigefinger. Oben erschien das Gesicht eines Wächters, neugierig und missbilligend. «Zitiert mir bloß nicht den heiligen Augustinus»,

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