Mit Chic Charme und Chanel
sich das auch von mir behaupten. »Was ist denn mit dir los?«
»Verdammt. Nichts«, sagte ich und unterstrich jedes Wort mit einem Schlag auf den Tresen. »Er ist ein elender Schwanz, Joe. Das im Internet ist alles Scheiße.«
»Ich werde mich jetzt mal exponieren und behaupten, du redest von meinem lieben Kumpel James Jacobs«, sagte Joe und reichte mir die Cocktailkarte sowie ein paar Nüsse. »Dann bist du also nicht mit ihm zusammen?«
»Bitte einen Mojito.« Ich schaufelte mir eine Handvoll Nüsse in den Mund. Wie lange war es her, seit ich etwas gegessen hatte? »Keineswegs. Außerdem bin ich viel zu gut für ihn. Er könnte auch gar nicht. Er wüsste nicht, was er mit mir anstellen sollte, wenn er die Chance dazu hätte. Was soll das alles?«
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das nicht weiß«, sagte
Joe mit einem Grinsen. »Aber du hast recht, du bist zu gut für ihn.«
»Ja, bin ich.« Ich nickte enthusiastisch, während Joe mit Minze, Zucker und Limette hantierte. Er hatte wirklich tolle Oberarme. Mindestens so toll wie die von James. »Alles klar mit dir, Joe? Wir haben uns seit Montag nicht mehr gesehen.«
»Mir geht es gut«, mit einem Nicken schob er mir den Drink über den Tresen. »Man gewöhnt sich in dieser Stadt daran, auch mit Arschlöchern klarzukommen, Angela. Aber vermutlich gewöhnt man sich überall daran, mit Arschlöchern klarzukommen, oder?«
»Mmm-hmm«, stimmte ich ihm zu. Es war ein guter Mojito. »Überall.«
»Dann habe ich vielleicht doch eine Chance, dich von L. A. zu überzeugen?«, fragte er. »Wenn die Arschlöcher ohnehin eine globale Epidemie sind?«
Ich schüttelte meinen Kopf so heftig, dass ich mich an der Thekenkante festhalten musste, um nicht vom Hocker zu fallen. »Ne-ne.«
»Noch immer in New York verliebt, hä?« Joe steckte einen zweiten Strohhalm in meinen Drink und zog kräftig daran. »Gibt es denn gar nichts, was dir an L. A. gefällt?«
»Nicht, dass ich was dagegen hätte«, sagte ich und stieß mit seiner Stirn zusammen, als ich mich für den nächsten Schluck vorbeugte.
»Ich auch nicht«, sagte Joe und hielt meinen Blick fest.
Nase an Nase, Augen an Augen, spürte ich, wie ich von Kopf bis Fuß rot wurde. »Ich gehe später mit Jenny zum Abendessen. Du solltest mitkommen.« Ich wich zurück, verlor dabei aber wieder das Gleichgewicht. »Musst du noch arbeiten?«
»Ich habe um sieben Uhr frei, aber ihr wollt mich doch
gar nicht dabeihaben.« Joe stellte zwei Schnapsgläser und eine Flasche Tequila auf den Tresen. »Ihr wollt doch nur über eure Freunde quatschen und über Schuhe und so’n Quatsch. Was könnte ich dazu beitragen?«
»Ach hör doch auf«, ich schlug auf seinen Arm und verschüttete den Tequila, den er gerade ausschenkte. »Wir hätten dich total gern dabei. Und du kannst mir glauben, wenn ich dir verspreche, dass es kein Gespräch über Jungs gibt. Jenny hat nämlich keinen Freund, weißt du.«
Joe nahm meine Hand und küsste sie. Nach einer Sekunde, die eine Ewigkeit zu dauern schien, streute er Salz auf den feuchten Lippenabdruck. »Auf drei?«
»Drei?«, flüsterte ich.
»Der Tequila.« Joe drückte mir ein randvolles Schnapsglas in meine freie Hand.
»Wenn ich das trinke, kommst du dann mit Jenny und mir mit zum Abendessen?« Ich starrte auf die goldene Flüssigkeit. Mir schwante dunkel, dass dies eine wirklich schlechte Idee war, aber da ich das Salz schon auf der Hand hatte, was blieb mir anderes übrig? Ich war so erzogen, dass Nahrungsmittel nicht vergeudet wurden. Egal, in welcher Form. Ob flüssig oder als Würze.
»Ich komme mit zum Abendessen.« Joe nickte. »Eins, zwei, drei.«
»Igitt.« Ohne auf das Brennen des Tequilas in meinem Rachen und den sofortigen Brechreiz zu reagieren, biss ich in das Stück Zitrone, das Joe mir hinhielt. »Ich hasse Tequila.«
»Aber gekippt hast du ihn wie ein Profi«, sagte Joe und schenkte die Gläser wieder voll. »Noch einer, dann sollten wir uns hier verabschieden.«
Ich nickte und nahm das Glas. Die Sonne ging hinter den Hollywood Hills unter, und die Lichter der dort verborgenen Häuser der Reichen und Berühmten begannen zu funkeln.
Säße ich im März um sieben Uhr abends auf dem Dach von The Union, in Jeans und T-Shirt und, oh, ich hatte vergessen, Schuhe anzuziehen, würde ich mich zu Tode frieren.
»Angela?«
»Jaaah?« Ich kehrte wieder in die Wirklichkeit zurück.
Joe hielt sein Schnapsglas hoch. »Ich sagte drei, wie bei fünf Mal.«
»Also gut.« Ich
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