Mit Chic Charme und Chanel
Auch wenn er mich bereits darin gesehen hatte. Offensichtlich.
Meine Finger tasteten sich über den Fußboden, bis ihre Spitzen mein Top erreichten, wobei ich ein weiteres, größeres und dunkleres Hemd daneben bemerkte. Ein schwarzes, kragenloses Hemd, das wie die unzähligen Arbeitshemden des Union aussah, die Jenny in unserer Wohnung herumliegen ließ. O Mist. Mist, Mist, Mist. Obwohl ich keine Bestätigung dessen sehen wollte, was mir langsam wieder dämmerte, drehte ich langsam meinen Kopf. Neben mir lag, völlig unangebracht, Joe. Ich wagte es nicht, unter die Decke zu spähen, aber neben seinem Hemd standen seine Schuhe. Und daneben lag seine Hose. O Mist, Mist, Mist. Ohne zu überlegen sprang ich aus dem Bett, so schnell meine wackeligen Beine mich trugen, grapschte mir mein Telefon vom Nachttisch und sprintete zur Tür.
»Jenny!«, schrie ich und hämmerte auf ihre Tür ein, während ich mir im Flur mein T-Shirt überzog. Ich nickte einem vorbeikommenden Paar zu, doch die Peinlichkeit, mich auf einem Hotelflur in Unterwäsche zu zeigen, wurde mir vor lauter Stress gar nicht bewusst. Dies war der steile Weg, der geradewegs in die Schande führte. »Jenny, verdammt noch mal, so mach doch die Tür auf!«
Wenige Sekunden später hörte ich das Klicken der Verriegelung, und die Tür öffnete sich und präsentierte mir eine ziemlich stinkig dreinschauende Jenny.
»Es ist wirklich noch verdammt früh, Angela. Was soll der Scheiß?«
»Lass mich einfach rein.« Ich drängte mich an ihr vorbei in das Hotelzimmer, das meinem aufs Haar glich. Und, nicht überraschend bei Jenny, es war ein einziges Durcheinander. Überall Kleider, Tragetaschen, Schuhe und Handtücher. »Ich brauche deine Hilfe.«
»Wozu bin ich denn sonst hier?«, brummelte sie und schloss hinter mir die Tür. »Ist ja nicht so, als hätte ich keinen Kater.«
»Wo warst du gestern Abend?«, fragte ich und betrachtete das Trümmerfeld ihres Zimmers. Den zehn Zentimeter hohen Stöckelschuhen und dem aufreizenden Kleid nach zu schließen, das neben ihrem Bett lag, vermutete ich, dass sie aus gewesen war.
»Das habe ich dir doch gesagt,Tessa hat mich zu ihrer Preisverleihung eingeladen. Du hast die Nachricht doch bekommen, oder?« Jenny gähnte und griff nach dem Hoteltelefon. »Hi, könnte ich Kaffee bekommen, und äh, ich weiß nicht, Toast vielleicht?« Sie machte eine Pause und sah mich fragend an. Ich nickte, obwohl ich wusste, dass ich in den nächsten paar Stunden bestimmt nichts runterkriegen würde.
»Ja, Kaffee und Toast, bringen Sie’s hoch? Danke.« Sie warf
sich rücklings aufs Bett und fing an, sich M&Ms aus der offenen Packung auf ihrem Nachttisch in den Mund zu werfen. »Ich genieße es, mal am anderen Ende dieser Telefonleitung zu sein. Was ist denn los? Du siehst beschissen aus.«
Vorsichtig kroch ich zu ihr ins Bett, um ja nicht durch irgendwelche Erschütterungen einen Brechreiz auszulösen. »Uh, ich glaube, ich habe richtigen Blödsinn gemacht.«
»Und was ist neu daran?« Jenny zog eine Braue hoch. »Ich habe dir doch gestern gesagt, du sollst dich nicht mit James treffen. Was hast du denn jetzt wieder gemacht?«
»Das Problem ist eher: Mit wem habe ich’s gemacht?«
»Was?«
Ich wusste, dass mir ihre ganze Aufmerksamkeit sicher war, denn die M&Ms, die sie sich einwarf, verfehlten ihren Mund und schlugen gegen das Fenster.
»Was zum Teufel ist passiert, Angie?«
»Also die Sache mit James ist nicht gut gelaufen, und deshalb bin ich zurückgekommen und habe mir ein paar Drinks genehmigt.« Durchdacht hatte ich das Ganze noch nicht. Welche Worte waren dafür angemessen? »Jede Menge Drinks sogar. Und dann bin ich nach oben gegangen und habe weitergetrunken.«
»Ich schwöre dir, wenn wir nach New York zurückkommen, bringe ich dich zu den Anonymen Alkoholikern«, brummte Jenny. »Oder besorge dir wenigstens eine Fußfessel, wie Lindsay Lohan sie trägt. Du hast in der Bar einen Typen aufgegabelt?«
»Mm-hm«, ich strich an der Kante meines großen Zehennagels entlang und fragte mich, wann ich mir meinen Nagellack beschädigt hatte. »Ich bin so ein Idiot, Jenny.«
»Angie«, Jenny rutschte übers Bett und legte einen Arm um meine Schultern. »Beruhige dich, Leute machen dumme Sachen, wenn sie unter Stress stehen. Was hat noch mal deine
Mama zu mir gesagt, nachdem ich die Sachen aus der Reinigung für Kirsten Dunst verschlampt hatte? Auf See passiert Schlimmeres?«
»Ich denke, in diesem Fall würde meine Mama
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