Mit Chic Charme und Chanel
noch nicht mal in den Fünfzigerjahren groß geworden, und es hat trotzdem gezählt. Ich tue es nicht, also vergiss es. Blake versteht, warum wir so vorgehen müssen, wie wir es tun.«
»Tue ich das?«
Erst jetzt wurde mir klar, dass Blake nicht an dem Riesenfaultier lehnte (was unter anderen Umständen komisch hätte sein können), weil er zu cool war, um aufrecht zu stehen, sondern weil er sich tatsächlich nicht auf den Beinen halten konnte. Und seine Augen waren nicht nur ein wenig gerötet, sondern nass von echten Tränen.
»Tue ich das, James?«, fragte er wieder. Plötzlich fühlte ich mich äußerst unwohl. O Mist.
»Wir haben vergangene Nacht darüber gesprochen«, sagte James und schlug ihm gegenüber einen bedeutend weicheren Ton an. »Du hast gesagt …«
»Nein, du hast vergangene Nacht darüber gesprochen.« Blakes Stimme wurde lauter, während die von James leiser wurde. »Und ich habe nichts dazu gesagt, aber ich werde jetzt etwas sagen. Dieses Miststück hat recht. Es besteht keine Notwendigkeit mehr für all das Theater. Ich weiß, dass du in deiner Jugend eine schwere Zeit hattest, aber das ist vorbei. Du bist jetzt hier, und du hast mich. Würdest du genauso empfinden wie ich, dann wäre dir der Rest egal.«
Ich war dabei, mich aus dem Staub zu machen, doch das konnte nicht unkommentiert bleiben. Hatte Blake mich tatsächlich ein Miststück genannt? Dieser Esel, ich war doch auf seiner Seite!
»Blake, nicht.« James’ hübsches Gesicht war gefährlich nah dran, sich zu verziehen. Ich tauschte mit Blake die Positionen, jetzt hielt er James an den Schultern fest, während ich mich an die überdimensionierte Pfote des Faultiers klammerte. Das Schauspiel schien es zu faszinieren. Soweit dies einem riesigen, für seine Faulheit bekannten Plastikgeschöpf möglich war.
»Was soll ich nicht? Erinnerst du dich, als du mich gebeten hast, dich niemals vor die Wahl zu stellen, und ich versprochen habe, es nie zu tun?« Blake legte eine Hand an James’ Wange. »Nun, ich habe es mir anders überlegt. Ich bitte dich darum. Ich sage es dir sogar. Wenn du dieses Interview mit ihr machst, bin ich weg. Ruf mich an, wenn du eine Entscheidung getroffen hast. Oder auch nicht. Wenn du zurückkommst, werde ich nicht im Hotel sein.«
Wir schauten zu, wie Blake durch den Park verschwand, und erst als er nicht mehr zu sehen war, wandte James sich an mich.
»Drama«, sagte ich und zog meine Brauen hoch.
»Ist es für einen Drink noch zu früh?«, fragte James und streckte mir seine Hand entgegen.
Ich zögerte, ehe ich sie ergriff. Er sah genauso aus, wie ich mich fühlte. Er sah genauso aus wie Jenny an diesem Morgen. Todunglücklich.
»Es ist noch ein bisschen früh«, sagte ich, schlug seine Hand weg und ging voraus. »Aber davon habe ich mich noch nie abhalten lassen.«
Nachdem wir das dritte Mal schweigend um den Häuserblock gefahren waren, fischte ich mein Telefon aus meiner Tasche und versuchte, es mit meiner Willenskraft zum Klingeln zu bringen.
»Ruf ihn ruhig an«, sagte James, ohne sich zu mir umzudrehen.
»Es ist, als würde man Hündchen im Schaufenster einer Zoohandlung anschauen. Ich kann deine Spiegelung in der Scheibe sehen.«
Ich lächelte angespannt und wählte Alex’ Nummer, aber es kam noch immer keine Verbindung zustande, kein Anrufbeantworter, nichts.
»Halt das mal«, sagte ich und reichte James mein Telefon, während ich den Inhalt meiner Tasche auf dem Sitz ausleerte. Ich wusste, irgendwo musste sie sein.
»Mein Gott, Frau, wie viel Mist schleppst du in dieser Handtasche mit?«, fragte er, als ich meine Post-it-Notizen durchging, die losen Dollarnoten und Kaugummipapiere. »Ich habe Wohnungen gesehen, da war weniger drin.«
»Ich weiß, ich weiß«, sagte ich und schüttelte ein Adressbuch heraus. »Als ich mir diese Tasche gekauft habe, habe ich mir vorgenommen, darauf zu achten, aber na ja, ich bin eben unordentlich.«
»Warte, bis ich Marc das nächste Mal sehe und ihm erzähle, was du mit seiner Tasche angestellt hast«, mokierte sich James und wühlte Tampons und Lipglosses durch. »Er wird sich ekeln.«
»Du kennst Marc Jacobs?« Ich erstarrte in meiner Wühlarbeit. »Du kennst ihn wirklich?«
»Ich habe ein paar Mal Werbung für ihn gemacht.« James nickte. »Er ist cool.«
»Mir das vorzuenthalten ist wirklich das Beschissenste, was du getan hast«, sagte ich und glättete eine zusammengeknüllte alte Quittung, die hinten in meinem Tagebuch steckte. »Ich habe
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