Mit Chic Charme und Chanel
sagen: ›Angela, du dreckige Schlampe, ich fass’ es nicht, dass du den Barmann gevögelt hast‹«, ich holte tief Luft und blickte hoch.
Diesmal schaffte Jenny es nicht mal mehr, ein M&M herauszupicken, ihre Hand erstarrte auf dem Weg zur Packung. »Joe?«
»Joe.« Ich zog die Nase hoch und versuchte meine brennenden Tränen in die Augen zurückzuzwingen.
»Du hast mit Joe geschlafen?«
Der um meine Schulter liegende Arm war plötzlich sehr verspannt.
»Ich glaube schon.« Ich pickte ein rotes M&M heraus und gab es ihr. »Ich bin einfach wach geworden und kann mich an nichts mehr erinnern, aber er liegt in meinem Bett, ohne Kleider.«
»Er ist noch immer da?« Plötzlich war sie auf den Beinen. »Er ist in deinem Zimmer?«
»Ja, deshalb bin ich doch hier«, erwiderte ich und suchte Halt am Bett. Rasche Bewegung, aufgewühlter Magen. Übelkeit. »Was hast du vor?«
»Angie, du warst wohl so betrunken, dass du dich nicht mal mehr daran erinnerst, was passiert ist, stimmt’s?« Mit diesen Worten stürmte sie zur Tür. Ich folgte ihr, so schnell ich konnte. Nicht ganz so schnell.
»Und er hat gearbeitet, also war er nüchtern, hätte es jedenfalls sein sollen. Und ich kann mir kaum vorstellen, dass du dich auf ihn geworfen hast, denn du hast dich bisher nicht mit One-Night-Stands hervorgetan. Ich werde ihn umbringen.«
»Jenny, warte«, ich jagte ihr durchs Zimmer hinterher und
zog dabei mein T-Shirt, so weit es ging, über meinen Slip. »Ich weiß doch gar nicht, was passiert ist, bitte nicht …«
Aber es war zu spät: Sie zog die Schlüsselkarte durch und riss meine Zimmertür auf, ehe ich sie einholen konnte.
»Also gut, Arschgesicht«, hörte ich sie brüllen, als ich durch die Tür torkelte.
»Jenny, bitte.«
Aber abgesehen von einer Brünetten, die mit wildem Blick ins Badezimmer platzte, war der Raum leer. Keine Barkeeper im Bett, keine im Badezimmer vergrabenen schwulen Filmstars – niemand.
»Jenny, so beruhige dich doch bitte und rede mit mir.« Ich schloss hinter mir die Tür. »Bitte!«
»Ich kann es nicht fassen, Angie, dass er so etwas tun würde«, sagte sie, sank auf ihre Knie und schaute unter dem Bett nach.
»Ich glaube nicht, dass er da drunterliegt.« Ich umrundete den Flaschenhaufen vor der Minibar und holte die letzte Cola light heraus. »So peinlich es ihm auch gewesen sein mag, in meinem Bett aufzuwachen.«
»Er würde besser in einem Flugzeug nach Mexiko sitzen«, erwiderte Jenny und kam wieder auf die Füße.
»So schlecht bin ich nun auch wieder nicht.« Ich zog die Vorhänge zu, weil ich mich wie auf dem Präsentierteller fühlte. Auch grelles Licht und essen bzw. trinken nach Mitternacht waren schlecht für mich. »Obwohl es vermutlich nicht meine beste Vorstellung war.«
»Nicht doch, Angie. Das meine ich doch gar nicht. Hab bloß keine Gewissensbisse deswegen. Er hat die Situation ausgenutzt, und dafür werde ich ihn kaltmachen.«
»Du bist nicht sauer?«
»Weshalb sollte ich sauer sein?«
»Weil ich so eine große Schlampe bin, die nicht mal weiß,
ob sie es mit dem Jungen getan hat, mit dem du es hättest tun wollen?«
Jenny lachte. »Ich denke, wir waren uns bereits einig, meine Liebe, dass ich noch überhaupt nicht dazu bereit bin – für keinen. Natürlich bin ich sauer – aber nicht auf dich. Du bist meine beste Freundin. Du machst dummes Zeug. Ich bringe es in Ordnung. So läuft das zwischen uns, und so machen wir das auch.«
»Da hast du recht«, stimmte ich ihr zu und begann Wasser zu trinken. Wenigstens hatte das Drama mich von meinem Kater abgelenkt. Bis jetzt. »Ich kann nicht glauben, dass ich so blöd bin. Was werde ich Alex sagen?«
»Du wirst Alex gar nichts sagen.«
»Aber ich kann ihn doch nicht anlügen.«
»Und was wird die Folge sein? Nehmen wir mal an, er kriegt sich wegen des James-Jacobs-Mists wieder ein, und ich erlaube ihm, zu dir zurückzukehren, dann wird er doch, wenn du es ihm erzählst, sofort wieder mit dir Schluss machen.« Jenny zog mich aufs Bett. »Das bedeutet aber keinen Freibrief für dich, du sollst dich ruhig wie ein Stück Scheiße fühlen, aber es Alex zu erzählen wäre wirklich das Allerdümmste. Damit beruhigst du zwar dein Gewissen, aber er wird dir nie verzeihen. Du willst ihn doch nicht wegen eines One-Night-Stands im Suff verlieren?«
»Eigentlich nicht. Sofern ich ihn nicht bereits wegen einer nicht existenten Affäre verloren habe. Ich krieg’ das alles nicht in meinen Kopf.« Ich vergrub mein Gesicht
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