Mit Chic Charme und Chanel
gründlich geputzt, dann Wimperntusche und Lipgloss. Ich suchte noch nach einer passenden Unterhälfte zu meinem unangemessen kurzen T-Shirt und dem rosa gestreiften Slip, als es an der Tür klopfte. Verdammt, die waren aber schnell in diesem Hotel.
»Kommen Sie rein«, rief ich aus der Garderobe, aber ich hörte die Tür nicht klicken und aufgehen, sondern es wurde noch mal geklopft. Schön, dann würde man eben mein Höschen zu sehen bekommen. Wieder mal. Da das halbe Hotel mich ohnehin schon in Unterwäsche gesehen hatte, kam es jetzt doch wohl auf den Pagen auch nicht mehr an. Ich öffnete die Tür.
»Hi.«
Es war nicht der Page.
Es war Alex.
»Ich weiß ja, dass man sich in L. A. nicht ganz so chic herausputzt wie in New York, aber das ist doch wohl lächerlich, Angela.« Kopfschüttelnd steckte er sich ein Paar winzige weiße Kopfhörer in sein T-Shirt.
Aus Angst umzukippen klammerte ich mich an der Tür fest. Er war es wirklich.
»Darf ich reinkommen?«, fragte er, und seine langen dunklen Stirnfransen fielen ihm in seine müden Augen. Ich nickte und wich zusammen mit der Tür zurück, damit er und sein Rucksack Platz hatten.
»Das Zimmer hast du also schon zu Schrott geschlagen?«
Ich nickte wieder, ließ die Tür aber noch immer nicht los. Er war es wirklich. Stand in meinem Hotelzimmer vor mir,
in wahnsinnig zerknautschten Jeans, einem löchrigen grünen T-Shirt und abgewetzten schwarzen Converse-Schuhen, und sah so lächerlich Anti-L. A. aus, dass mein Gehirn sich weigerte, sein Bild vor dem Fenster mit dem Hintergrund des Hollywoodzeichens in Übereinstimmung zu bringen.
»Sag bitte was, Angela«, forderte er mich nach einer Minute Schweigen auf. »Oder schließ wenigstens die Tür.«
Ich löste meine Finger vom Holz und ließ die Tür von selbst ins Schloss fallen, blieb aber wie angewurzelt stehen. Und wenn ich ihn nun anfasste und er löste sich in Luft auf? Und wenn ich das Falsche sagte und er auf Nimmerwiedersehen verschwand?
»Also gut, eins nach dem anderen.« Alex stellte seine Tasche neben meinem Laptop auf dem Tisch ab. »Ich muss mal kurz ins Badezimmer, und dann können wir vielleicht reden?« Er kam auf mich zu, aber ich konnte in seinem Gesicht nicht lesen, als er an mir vorbei ins Badezimmer verschwand. Müde sah er aus, soviel stand fest, aber ob er müde war, weil er geradewegs aus dem Flugzeug kam, oder müde, weil er nicht geschlafen hatte? Glücklich sah er definitiv nicht aus.
Als die Badezimmertür aufging, hatte ich mich noch keinen Zentimeter vom Fleck gerührt. Alex sah mich an, richtete seinen Blick auf den Haufen Flaschen, die Jenny vom Fußboden aufgehoben und in den Mülleimer geworfen hatte, und dann wieder auf mich. Sein Gesicht war feucht und dort, wo er es mit Wasser bespritzt hatte, leicht gerötet, und ein paar Strähnen seiner langen Stirnfransen klebten an seiner Wange. Ich streckte langsam die Hand aus, um sie wegzustreichen, aber Alex nahm sie und hielt sie sich an die Wange. »Hi«, sagte er weich.
»Hi«, erwiderte ich.
»Soll ich rausgehen und noch mal reinkommen?«
Ich schüttelte bedächtig den Kopf. Er war tatsächlich hier. Ich berührte ihn.
»Es tut mir leid für alles, was ich gesagt habe«, er biss sich auf seine volle Unterlippe, »am Telefon. Ich bin einfach, ich weiß auch nicht, ich bin ausgerastet.«
»Das ist schon okay«, murmelte ich. Seine Hand war heiß.
»Nein, ist es nicht.« Seine grünen Augen waren so gerötet, dass ich es kaum ertrug, sie anzuschauen. Ich wusste, dass er auch zu seinen besten Zeiten keinen guten Schlaf hatte.
»Ich habe dich nicht mal ausreden lassen. Ich habe mich nicht mal bemüht, dir zuzuhören.«
»Das ist schon okay«, versicherte ich ihm. Es war zwar nicht in Ordnung, aber das war, bevor ich den Barkeeper gevögelt hatte.
»Hör endlich auf zu sagen, es sei okay, Angela. Es ist nicht okay.« Er zog mich sanft an sich. »Ich habe nach unserem letzten Gespräch bestimmt drei Stunden lang dagesessen und das Telefon angestarrt. Und alles, was ich zu dir gesagt hatte, war falsch.«
»Das ist – ich meine, du hättest mich anrufen können«, sagte ich und war mir schmerzlich bewusst, dass ich a) absolut beschissen aussah und b) mein Zimmer nach Alkohol stank. »Warum hast du nicht angerufen? Warum bist du nicht drangegangen, als ich dich angerufen habe?«
»Vielleicht hielt ich eine großartige romantische Geste einfach für überzeugender?« Alex nahm meine andere Hand in seine, damit ich
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