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Mit Chic Charme und Chanel

Mit Chic Charme und Chanel

Titel: Mit Chic Charme und Chanel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelk Lindsey
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aus dem Fenster. Unten auf der Sonnenseite der Straße konnte ich Leute sehen. Jede Menge Leute. Und sie alle stolzierten in winzigen Shorts und noch winzigeren Tops herum.
    »Ich komme rein zu dir«, kündigte Jenny sich an, als sie durch die Verbindungstür neben meinem Bett rauschte. Anfangs hatte sie darauf bestanden, dass wir uns ein Zimmer
teilten, aber da sie gleichermaßen beharrlich angekündigt hatte, Joe bei der erstbesten Gelegenheit richtig ranzunehmen, fand ich bei aller Liebe zu ihr die Vorstellung, mich mit Kopfhörern ins Badezimmer zu setzen und abzuwarten, bis sie damit fertig war, dann doch eher abschreckend. Wir waren schließlich nicht auf Klassenfahrt in Belgien.
    »Wie, du bist noch nicht fertig?« Jennys einwöchige Pflegeaktion konnte sich sehen lassen. Sie strahlte von ihren knallrosa Zehennägeln bis zu ihren schokoladenfarbenen Locken. Bei der Arbeit trug sie ihr Haar meist zum Pferdeschwanz gebändigt oder wenigstens von einem extrastarken Haarband gezähmt. Als ich es jetzt offen bis über ihre Schultern fallen und locker ihr Gesicht umschmeicheln sah, erinnerte ich mich daran, warum mich diese glamouröse Amazone so in Ehrfurcht versetzt hatte, als wir uns das erste Mal begegneten.
    »Jetzt quetsch endlich deinen schiefen Hintern in deinen Badeanzug und komm mit«, herrschte Jenny mich an, riss sich die Sonnenbrille von der Nase und fixierte mich. Wobei mir wieder einfiel, warum ich sie gleich darauf ins Herz geschlossen hatte.
    »Bring mich bitte nicht um …« Ich bewegte mich langsam rückwärts, um das Bett zwischen sie und mich zu bringen. Da ich wusste, wie schnell sie sich auf Absätzen bewegte, würden die Flipflops sie schon gar nicht zurückhalten. »Aber ich habe keinen Badeanzug mitgebracht. Ich hatte keinen, und, naja, ich habe vergessen, einen zu kaufen.«
    »Damit habe ich gerechnet. Habe ich dir nicht gesagt, dass du für das hier überhaupt nicht vorbereitet bist?« Sie wühlte in ihrer riesigen, metallisch schillernden Tragetasche.
    »Du hast mir nur gesagt, ich sei ein Idiot, wenn ich mir diese Reise nach L.A. entgehen lasse; hast damit gedroht, Joe zu vögeln, dass die Federn fliegen, und hast mir von deiner
erschreckend radikalen Haarentfernung erzählt – aber ich wüsste nicht, dass du mir je nahegelegt hast, ich sei nicht ausreichend vorbereitet.« Ich wühlte noch mal durch all meine Kleidungsstücke – was natürlich nichts brachte, denn ich wusste ja, dass ich kein Schwimmzeug eingepackt hatte. Seit meinem siebzehnten Lebensjahr habe ich keins mehr besessen. Diese Dinger waren schlimm und den Frauen nicht wohlgesonnen.
    »Doch, ich weiß, dass ich es irgendwann erwähnt habe – und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht ›vögeln‹ gesagt habe.« Jenny kramte einen schlichten schwarzen Zweiteiler aus den Tiefen ihrer Tasche. »Was wirst du in diesem Interview nur ohne mich anstellen?«
    O nein, sie würde mich nicht dazu bringen, das anzuziehen. Fünfzehn Minuten und eine sehr, sehr schmerzhafte Wachsenthaarung der Bikinizone später, mit einer nicht zu bremsenden Jenny, einer Packung Wachsstreifen für »zu Hause« und mir als wirklich verängstigter Hauptperson, die in eine Ecke des Badezimmers zurückwich, entdeckte ich endlich den Unterschied zwischen The Union und The Hollywood. Es war der Swimmingpool auf dem Dach, die Dachterrassenbar und die Aussicht auf den Hollywoodschriftzug, der aus den Hügeln herüberlachte, die so gar nicht an Manhattan erinnerten. Ich hockte linkisch am Rand einer Sonnenliege, rieb mir wie verrückt Faktor fünfzig auf meine englische milchweiße Haut und starrte die kühnen weißen Buchstaben an. Irgendetwas fehlte.
    »Mojitos.« Jenny stellte zwei riesige Cocktails auf den winzigen Tisch zwischen uns. »Ein Hurra auf Hollywood!«
    »Ich habe geglaubt, der Schriftzug wäre, ich weiß auch nicht, größer vielleicht?« Ich schielte durch meine Sonnenbrille. »Es entspricht einfach nicht dem, was ich mir vorgestellt hatte.«

    »Hm, mag sein.« Jenny hielt ihren Blick unverwandt auf die Bar gerichtet. »Vermutlich sieht man es gar nicht mehr richtig, wenn man es ein paar Monate lang jeden Tag anstarrt, weißt du?«
    »Schon möglich.« Ich nickte. »Aber komisch ist es schon. Als ich die Freiheitsstatue gesehen habe, konnte ich das gar nicht fassen. Es hat mich umgeworfen. Das hier finde ich nur komisch.«
    »Das liegt sicherlich daran, dass du jetzt eine waschechte New Yorkerin bist, Schätzchen.« Jenny reichte mir

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