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Mit dem Blick aufs weite Meer

Mit dem Blick aufs weite Meer

Titel: Mit dem Blick aufs weite Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Grant
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war klar, dass sich ihre Beziehung zu Kent vor ihrer Familie nicht verheimlichen lassen würde. Vor dem Wagen nahm er sie in die Arme und küsste sie leidenschaftlich. Angela legte die Arme um seinen Nacken und schmiegte sich an ihn.
    Sie waren wie betäubt, als sie sich voneinander lösten.
    “Genau dieses Bild von dir werde ich vor Augen haben, wenn ich von dir träume”, flüsterte er.
    Angela wollte sich an ihn lehnen, aber Kent schien in Gedanken schon woanders zu sein.
    Sein Gesicht wirkte jetzt abweisend. “Ich hole dich am Freitag gegen sechs Uhr ab.” Damit drehte er sic h um und ließ sie allein.
    Langsam ging sie ins Haus zurück und wurde von den anderen schweigend empfangen. Sie wusste, was sie dachten: Angela verbringt das Wochenende bei einem Mann. Das hat sie noch nie getan.
    Scott war der einzige, der mit ihr sprach. Er hockte auf dem Fußboden und blätterte in einem Bilderbuch. Als alle ruhig waren, sagte er zu Angela: “Ich glaube, du magst Kent inzwischen ganz gern, Tante Angie? Kann ich mit dir mitfahren und die Berge sehen?”
    Am Dienstag erklärte Barney Angela, dass sie verrückt sei.
    “Was meinst du, was Kent von dir will?” fragte er ärgerlich und marschierte aufgebracht vor dem Zuschneidetisch hin und her. “Wohin soll das führen?”
    Nirgendwohin, dachte sie.
    Barney schlug mit der Faust auf den Tisch. “Angie, sei doch vernünftig! Er ist reich und lebt in einer völlig anderen Welt als du. Bei ihm landest du sofort im Bett!”
    Angela blickte angestrengt auf das Kunststofffenster, das sie gerade zuschnitt.
    “Angie!”
    “Schrei mich nicht so an.” Sie ließ die Schere sinken und sah zu Barney hoch. “Es ist ohnedies schon zu spät. Wir haben ein Verhältnis miteinander und…”
    Barney trommelte aufgebracht auf den Tisch. “Bist du wahnsinnig?”
    “Barney, ich brauche die schützenden Hände des Bruders nicht mehr.” Gleichzeitig wusste sie, dass seine Warnung diesmal genauso ernst zu nehmen war wie damals bei Ben.
    “Doch, du brauchst jemanden. Kent wird dir weh tun!”
    Damit hatte Barney bestimmt recht. Sie zuckte gespielt gleichgültig die Schultern und fragte: “Ich denke, du magst ihn.”
    “Er wird dic h ruinieren. Vielleicht beabsichtig er, dir irgendwo eine Wohnung einzurichten, aber du kannst Gift darauf nehmen, dass er dich nicht seiner Mutter vorstellen wird!”
    “Seiner Großmutter”, verbesserte sie. “Charlotte ist seine Mutter. Und Charlotte hat deine n Vater geheiratet.”
    “Charlotte ist sowieso eine Außenseiterin”, gab Barney zurück. “Eine einundfünfzigjährige Frau, die niemals richtig erwachsen geworden ist. Glaubst du wirklich, er wird dich heiraten?
    Eine Segelmacherin?”
    “Hör endlich auf!” Nervös spie lte Angela mit der Schere. “Es hat zwischen uns schon bei der ersten Begegnung gefunkt, Also, mach es mir nicht schwerer, als es schon ist.”
    In diesem Augenblick betrat ein Kunde den Laden. Er hielt ein schwärzliches ölverschmiertes Metallstück in der Hand und fragte: “Können Sie diesen Bolzen herausholen?”
    Barney verschwand mit dem Kunden in der Werkstatt, und Angela schnitt ein neues Fenster für das Segeltuchverdeck zu. Der Stapel mit den verschnittenen Stoffabfällen war innerhalb von nur zwei Tagen beachtlich gewachsen. Sie musste sich endlich zusammenreißen und sich auf ihre Arbeit konzentrieren.
    Am Mittwoch rief eine Firma aus Bellingham an und fragte nach einem Katalog für Segelmode. Angela erklärte, sie sei gerade dabei, einen fertig zu stellen. Daraufhin bestellte die Anruferin ein Sortiment von Angelas Segelbekleidung.
    “In verschiedenen Größen und Farben”, verlangte die Frau. “So ungefähr zwei Dutzend Teile. Haben Sie auch die passenden Hosen für die Hemden? Ausgezeichnet. Und schicken Sie uns bitte den Katalog zu, sobald er fertig ist. Besser zwei Exemplare, weil ich eins unserer Zweigstelle in Portland schicken möchte.”
    Am Donnerstagabend packte Angela ihre Tasche fürs Wochenende, weil sie sie am Freitag gleich in den Laden mitnehmen wollte. Kent hatte versprochen, sie gegen sechs Uhr abzuholen, und bis dahin würde sie für die neuen Bestellungen alle Hände voll zu tun haben.
    Obwohl Harvey das bevorstehende Wochenende mit keinem Wort erwähnte, wusste Angela, dass er sich Sorgen machte. Und das tat ihr weh. Aber was hätte sie ihm sagen sollen? Weil sie es nicht wusste, vermied sie es, mit ihm allein zu sein.
    Charlotte erschien am späten Freitagvormittag bei Angela und

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