Mit dem Blick aufs weite Meer
können.”
Dann waren sie still geworden, und Angela hatte noch lange in seinen Armen gelegen.
Auch jetzt drückte sein Blick unendliche Zärtlichkeit aus. Angela schaute Kent wie gebannt an und merkte erst nach einiger Zeit, dass Charlotte sie etwas gefragt hatte.
“Wie bitte?” Angela sah Charlotte verwirrt an.
“Ich wollte wissen, ob du Rührei oder Spiegelei haben möchtest?”
“Das ist mir egal”, antwortete Angela zerstreut.
“Kommst du nächstes Wochenende nach Vancouver?” fragte Kent.
Angela sagte kaum hörbar: “Ja.”
Charlotte blickte sie gespannt an, und Angela wurde immer verlegener. Warum muss er ausgerechnet jetzt fragen, dachte sie. Warum nicht gestern abend oder später, wenn wir allein sind.
Charlotte griff nach ihrer Tasse und meinte: “Irgendwie bin ich nicht im Bild. Kann mir jemand erklären, was hier vorgeht?”
“Nein!” rief Angela hastig.
“Angela besucht mich nächstes Wochenende in Vancouver”, erklärte Kent.
“Das habe ich auch begriffen. Aber ich möchte wissen, was ihr beide…” Charlotte brach unvermittelt ab und fügte gleich darauf ernst hinzu: “Überlegt es euch gut. Ich möchte nicht, dass ihr euch gegenseitig weh tut.”
Verlegen senkte Angela den Blick.
Charlotte verkündete taktvoll: “Ich bringe Harvey eine Tasse Kaffee hinauf.”
Nachdem Charlotte gegangen war, sagte Angela verstört: “Auch mir soll keiner weh tun.”
“Ich würde nie etwas tun, was dich verletzen könnte”, versprach Kent. “Am liebsten würde ich dir jetzt einen Kuss geben, aber ich habe Angst, dass wir dann nicht mehr Herr unserer Gefühle sein könnten.”
Sie dachte an gestern, als Kent sie in wilder Leidenschaft genommen hatte, und an den ersten Abend, an dem zwischen ihnen nach flüchtigen Berührungen der Funke übergesprungen war, und fand, dass er recht hatte.
Kent trank einen Schluck Kaffee. “Ich sehe dir an, dass du weißt, was ich meine.”
Sie brauchte Zeit, um ihr inneres Gleichgewicht wiederzufinden. Nie durfte Kent erfahren, dass bei ihr mehr im Spiel war, als nur körperliche Anziehung. Sie liebte ihn über alle Maßen.
Natürlich würde sie mit ihm das Wochenende in Vancouver verbringen und die anderen Tage.
Seine Probleme, seine Sorgen wären auch ihre, und die Sorgen wollte sie mit ihm teilen. Was machte es ihr schon aus, wo er lebte und wieviel Geld er besaß? Irgendwie würde sie mit allem fertig werden, solange…
Sicher, er hatte ihr das Angebot gemacht, sie heiraten zu wollen, was sie nicht vergessen konnte. Aber er hatte kein einziges Mal von Liebe gesprochen. Er hatte ihr die Ehe nur aus einen Verantwortungsgefühl heraus angeboten, als sie ihm von Ben und dem Baby erzählt hatte. Das war verständlich, denn er musste sich häufig um die Probleme anderer kümmern.
Ob es sich um seine Großmutter oder um Charlotte handelte.
Vielleicht wäre sie, Angela sogar verrückt genug, den Antrag anzunehmen, auch wenn sie wusste, dass Kent sie nicht liebte. Eigentlich sollte ich aus meiner unglücklichen Ehe genügend gelernt haben, dachte sie:
Harvey kam Hand in Hand mit Charlotte zur Küche herein. Er hatte seinen Bademantel an und trug in der freien Hand seine Kaffeetasse. Charlotte sah zufrieden und glücklich aus.
Während Angela für alle das Frühstück zubereitete, deckte Kent den Tisch. Charlotte und Harvey diskutierten unterdessen darüber, ob sie die beiden oberen Schlafzimmer zu einem großen Wintergarten mit offener Loggia umbauen sollten, Harvey fand den Gedanken gut, weil er es für überflüssig hielt, fünf Schlafzimmer zu haben.
Barney und Sally kamen mit ihren beiden Kindern Scott und Wendy. Alle saßen in der großen Küche und frühstückten. Wendy strampelte vergnügt auf Sallys Arm, und Scott überhäufte Kent mit endlosen Fragen über Kanada und die Berge.
Sally sagte gespielt verzweifelt zu Kent: “Seitdem er letzte Woche diesen Film gesehen hat, gibt es für ihn nichts Aufregenderes als die Berge.”
Es schien Kent jedoch nicht zu stören. Er war von dem Trubel zwar leicht irritiert, wirkte sonst aber vergnügt und beantwortete geduldig Scotts Fragen. Harvey und Barney diskutierten über dessen Konstruktion eines Segeljachtbugkorbes, und Sally berichtete, dass Wendy neuerdings nach ihrer letzten Malzeit um zwei Uhr nachts bis zum Morgen durchschlief.
Am Nachmittag verabschiedete sich Kent, da er nach Vancouver zurückfahren wollte.
Während er Angelas Hand hielt, bat er: “Komm noch mit zum Auto.”
Ihr
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