Mit dem falschen Bruder im Bett
Abgehakt.
Verführerische Unterwäsche. Abgehakt.
Verhütungsmittel. Abgehakt.
Hotelzimmer.
Oje.
Melina starrte auf die drei Messingziffern, die sich auf Max‘ Hotelzimmertür befanden. Sie hatten sich seit den fünf Minuten, die Melina dort stand, nicht verändert. Sie war vor dem richtigen Zimmer. Sie hatte alles, was sie brauchte. Also konnte die Sexfortbildung losgehen.
Richtig?
Während sie sich auf die Lippe biss und ihre Augen schloss, versuchte sie, sich selbst aufzufordern, die Schlüsselkarte in das Kartenschloss zu stecken. Teil A in Teil B zu stecken war noch nie ihr Problem gewesen. Das, was danach passierte, war eindeutig das, wofür ihr die Fertigkeit fehlte.
Und noch immer zögerte sie.
Irgendetwas fühlte sich falsch an.
Konnte sie sich wirklich nackt mit Max vorstellen? Ihn berühren? Ihn sie berühren lassen?
Die Vorstellung, wie er über Ihr im Bett aufragte, sie mit seiner warmen Haut und seinen harten Muskeln umfing, war sicherlich reizvoll, allerdings riss es sie auch nicht gleich vom Hocker.
Vielleicht stimmte mit ihr wirklich etwas nicht.
„Schau der Sache ins Gesicht, Melina“, hatte Brian zu ihr gesagt, nachdem sie ihn mit einer seiner Tierarzthelferinnen im Bett erwischt hatte. „Ein Mann braucht mehr als ein steifes Brett unter sich, wenn er bumsen will. Egal wie weich gepolstert es ist. Deinen Käfern im Labor gegenüber legst du mehr Leidenschaft an den Tag als mir gegenüber. Hör auf meinen Rat: Schau, dass du etwas Übung bekommst, bevor du dir wieder einen Typen schnappst!“
Bei dieser Beschuldigung war sie nicht zusammengebrochen. Im Gegenteil, sie hatte sich wie die Dame, die sie war, verhalten, ihm sogar den Hund überlassen, den sie ein Jahr zuvor vom Tierheim geholt hatten. Dann hatte sie Lucy und Grace angerufen, und zu dritt hatten sie Spicker auf Brians Bild geworfen und Sangria getrunken. Dennoch hatte sie die Erkenntnis, dass das, was sie und Brian getan hatten ‚bumsen‘ war, obwohl sie gedacht hatte, dass sie miteinander geschlafen hatten, sich geliebt hatten, noch tagelang verfolgt.
Und das Schlimmste daran war, dass er Recht gehabt hatte. Bei den vorherigen Beziehungen hatte sie versucht, eine aktive Geliebte zu sein, nur um dann schlecht abzuschneiden, wenn es um die Beurteilung ging. Bei Brian hatte sie ihm die Führung überlassen, weil sie dachte, es sei das, was er wollte. Doch offensichtlich war Bumsen komplizierter als sie gedacht hatte, und ob sie wollte oder nicht, nun würde sie die Übung bekommen, die Brian so grausam vorgeschlagen hatte.
Nach wissenschaftlicher Herangehensweise ergab es einfach Sinn.
Dame in der Öffentlichkeit. Hure im Schlafzimmer. Das konnte sie doch, oder?
Fünf Minuten später, während sie immer noch am selben Ort stand, dachte sie, offensichtlich doch nicht.
Sie lehnte ihre Stirn an die Tür und pochte zweimal dumpf dagegen. Beim zweiten Mal nicht mehr so sanft.
Worauf wartest du noch?
Max war großartig. Sexy. Er sorgte sich um sie. Außerdem hatte sie ihn schwören lassen, Stillschweigen zu bewahren. Außer Lucy und Grace, die einen ausführlichen Bericht erwarten würden, würde niemand anderer außer sie beide von dieser Sache erfahren. Und wenn er nicht das innere Luder hervorholen konnte, wer sonst?
Rhys‘ Name tauchte plötzlich in ihrem Kopf auf.
Einfach so, das Bild von ihr und Max wandelte sich zu einem Bild von ihr und Rhys. Natürlich veränderte sich das Bild nicht wirklich viel, da die beiden ja Zwillinge waren, aber ihre Reaktion darauf änderte sich. Es war so, als ob es zuvor zweidimensional gewesen wäre, und nun plötzlich Realität wurde. Sie konnte die Hitze von Rhys‘ nackter Haut spüren, die Schweißperlen auf seiner Stirn sehen und sein lustvolles Stöhnen hören, während er sich an sie drückte. In sie hinein.
Und siehe da! Diesmal war sie sogar obenauf, obwohl das normalerweise nicht ihre Lieblingsposition war.
Sie schloss die Augen und ignorierte tapfer die plötzliche Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen.
Na, na. Wie verdreht war das denn? Sie sahen identisch aus, aber nur einer von beiden machte sie heiß. Und es war ausgerechnet der, der sich nicht einmal so viel um sie scherte, dass er anrief.
Max jedoch kümmerte sich, erinnerte sie sich selbst. Sie waren ausreichend gute Freunde, um das durchzuziehen. Sie würde es als Experiment betrachten. Zwei Tage Versuchsphase, dann Datenanalyse. Max würde wieder in sein Flugzeug steigen nach Vegas oder wo die nächste Show
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