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Mit dem falschen Bruder im Bett

Mit dem falschen Bruder im Bett

Titel: Mit dem falschen Bruder im Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
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Ernst?“
    „Kurz nachdem ich erwachsen und aus dem Haus war, begannen meine Eltern auf Reisen zu gehen. Vielleich war es erst zu diesem Zeitpunkt, dass sie fühlten, wieder wirklich ein Paar sein zu können. Also versuche ich, mich nicht dazwischen zu drängen. Außerdem gefällt mir das Reisen nicht so sehr. Es hält mich von meiner Arbeit ab, und ich mag es, ein Basislager, einen Heimathafen, zu haben.“
    Ein weiterer Beleg dafür, dass er nicht der richtige Mann für Melina war. Er hatte kein Basislager. Wusste schon gar nicht mehr, wie es sich anfühlte, eines zu haben.
    Er war versucht, sie danach zu fragen, wie viel sie gereist war. Soweit er wusste, war es nicht so viel gewesen, und er hatte immer angenommen, dass das ihre Entscheidung war. Jetzt war er sich nicht mehr so sicher. Jetzt fragte er sich, ob es nur deshalb war, weil sie nicht alleine reisen wollte. Aber es schien, dass sie dieses Thema nicht gerne weiterverfolgen wollte, wenn er den wehmütigen Blick auf ihrem Gesicht richtig deutete. „Als du dann selbstständig warst, dachte ich, dass deine Mutter wieder mit der Schauspielerei anfangen könnte.“
    Melinas Mutter war eine vielversprechende Schauspielerin gewesen, gerade zu der Zeit, als sie Melinas Vater getroffen hatte. Vor Jahren hatte Rhys einen ihrer Filme ausgeliehen und war erstaunt gewesen, wie anregend und lebendig sie gespielt hatte. Immer wenn er sie als Kind gesehen hatte, war sie freundlich, aber ruhig und unauffällig gewesen. Ernsthaft. Weit entfernt von dem munteren, flippigen Mädchen auf dem Bildschirm. Obwohl Melina als Kind nicht so ruhig und ernst gewesen war, hatte sie während sie aufwuchs nach und nach jene Züge angenommen, und er hatte sich immer stärker von ihr getrennt gefühlt. Jetzt fragte er sich, welche der beiden Figuren die natürliche und welche die dargestellte Person war. Er wusste bereits, dass das ruhige Äußere von Melina etwas verblüffend Leidenschaftliches verbarg, doch diese neue Entdeckung hatte er ja erst letzte Nacht gemacht.
    „Nein. Diese Welt hat sie schon vor langer Zeit aufgegeben. So sehr hat sie meinen Vater geliebt.“
    Rhys war nicht klar, warum es ein fester Bestandteil des Zusammenseins mit Melinas Vater sein sollte, die Schauspielträume aufzugeben, aber er musste zugeben, dass sie ein gutes Paar abgaben. Tatsächlich war es schwer zu glauben, dass Susan, Melinas Mutter, je im Showgeschäft gewesen war. Sie hatte sich an das akademische Leben angepasst als ob sie dafür geboren wäre. Die Beziehung zwischen Melinas Eltern war völlig anders als die zwischen Rhys‘ Eltern, weil es da nicht so viel Unbeständigkeit zu geben schien. Melinas Eltern arbeiteten immer synchron zusammen; sie waren ähnliche Persönlichkeiten, die es schafften, zu einer Einheit zu verschmelzen. Zum ersten Mal fragte er sich, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn man der Außenseiter in dieser Beziehung wäre, obwohl eine Tochter niemals dazu gebracht werden sollte, sich als Außenseiter zu fühlen. Aber es war klar, dass sich Melina genau so fühlte.
    „Also diese willigen Frauen. Wie lassen sie ihre Bereitwilligkeit erkennen?“
    Fast so etwas wie Panik durchfuhr ihn. „Ähm, ich finde nicht, dass wir jetzt darüber sprechen sollten.“
    „Warum nicht? Du kennst intime Einzelheiten meines Sexlebens, wohingegen ich nichts über deines weiß. „
    „Alles was ich weiß ist, dass bis letzte Nacht deine Auswahl von Liebhabern echt lausig war.“
    „Beziehst du dich auf deinen Bruder? Weil ich nicht genau dich ausgewählt habe?“
    Er übersah nicht, wie sie Max wieder ins Spiel brachte. Sie benutzte ihn als Schutzschild, so wie sie es in der Vergangenheit auch oft getan hatte. „Jetzt bist du hier, oder etwa nicht? Und wenn ich mir anschaue, was wir die beiden nächsten Tage tun werden, würde ich sagen, dass du eine eindeutige Wahl getroffen hast. Oder hast du es dir anders überlegt?“
    Sie zögerte lange genug, um ihn ins Schwitzen zu bringen. Überleg‘ es dir nicht anders!, bat er sie eindringlich im Stillen. Nicht wenn ich nur eine erste Kostprobe davon bekommen habe, wovon ich schon so lange geträumt habe!
    „Nein“, flüsterte sie. „Ich habe es mir nicht anders überlegt. Nicht wenn du es dir auch nicht anders überlegt hast. Aber ich bin aus einem bestimmten Grund hier. Und das bedeutet, dass du mir meine Fragen beantworten musst.“
    Enttäuschung ließ ihn die Zähne zusammenbeißen, doch langsam entspannte sich sein Kiefer wieder.

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