Mit dem falschen Bruder im Bett
anzupassen. „Es ist ein Wunder, dass die Ehe meiner Eltern das Tournée-Leben überlebt hat. Manchmal denke ich, dass sie uns mitnahmen als Puffer, um ihre Ehe intakt zu halten.“
Sie bewegte sich etwas in ihrem Sitz, wandte sich ihm näher zu, anstatt dauernd die Tür zu umarmen. „Deine Eltern scheinen sich super zu ergänzen. Ich glaube nicht, dass ich sie jemals streiten gesehen habe.“
Er konnte sich ein einfältiges Grinsen nicht verkneifen. „Ja, aber du hast sie nur zu Hause gesehen. Auf Tour sind sie völlig anders. Hast du jemals die Show The Amazing Race gesehen?“
„Klar. Ich finde sie toll. Du willst doch damit nicht sagen …“
„All diese Paare, die versuchen, unter hohem Druck um fremde Länder herumzusegeln – das bringt nicht unbedingt das Beste in ihnen hervor, stimmt’s? Naja, sagen wir’s einfach so: Meine Mutter zeigt eine völlig andere Seite von sich selbst, wenn sie müde oder hungrig ist. Und mein Vater scheint seine Fähigkeit, ihre Gedanken lesen zu können, zu verlieren, wenn er abgelenkt und unterwegs ist.“
„War das schwer für dich? Dass sie so viel gestritten haben?“
Das war es, vor langer Zeit. Bis er verstanden hatte, dass es einfach ein Teil der Entwicklung seiner Eltern war. Sie stritten während der Tour, und wahrscheinlich versöhnten sie sich genauso heftig. Nachdem er einmal verstanden hatte, dass ihre Liebe stark genug war, um die Streitereien auszuhalten, hörte er auf, sich hineinzusteigern. Andererseits war er nicht gewillt, diese Art Uneinigkeit in seinen persönlichen Beziehungen hinzunehmen.
„Rhys?“
Melina streckte sich, nahm seine Hand und drückte sie sanft. Zuneigung durchflutete ihn. Melina war so ein Schatz, mit einem großzügigen Herzen und leidenschaftlicher Loyalität. Sie würde für irgendeinen Glückspilz eine wunderbare Frau und für ein Kind eine wunderbare Mutter abgeben. Einen Augenblick lang durchbohrte ihn Enttäuschung, dass nicht er dieser Ehemann sein konnte und dass es nicht ihr beider Kind sein würde. Er erwiderte ihren Händedruck und schoss ein schnelles Lächeln zu ihr hinüber. „Entschuldige. Ich war gerade für eine Sekunde woanders. Was hast du gefragt?“
„Wie geht es ihnen jetzt?“
„Sie lernen gerade, sich gegenseitig wieder zu genießen, aber die Hälfte der Zeit sind sie noch mit uns auf Tour. Dad ist unser Manager wie du weißt, und Mam kümmert sich um jede unserer weiblichen Bühnenassistentinnen. Dadurch werden sie immer Teil des Ganzen bleiben.“
„Ist das für dich und Max eine Belastung, wenn sie dabei sind?“
Er runzelte die Stirn, als sie ihre Hand wegzog. Als er zu ihr hinüber sah, schaute sie aus dem Fenster und war errötet. Seine Augenbrauen schossen fragend nach oben. Worauf wollte sein Marienkäferchen bloß hinaus? „Überhaupt nicht. Warum?“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass es förderlich ist, wenn …“ Sie bewegte ihre Hand kreisförmig. „Während der Tour wird es viele Frauen geben, die an dir interessiert sind. Ich bin nicht so naiv, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass du daraus keinen Vorteil für dich ziehst.“
Innerlich zuckte er zusammen. Das Letzte, worüber er mit Melina sprechen wollte, war sein Sexleben, aber weil sie tapfer genug war, zu fragen, zwang er sich dazu, ehrlich zu sein. „Es ist schwer, es nicht zu tun. Es gibt viele willige Frauen. Aber für mich wurde es ziemlich schnell langweilig. Glaube es oder auch nicht: Ich bin oft froh, dass meine Eltern mit uns auf Tour sind. Das gibt mir eine gute Ausrede dafür, mich aus dem Nachtleben rauszuhalten und einfach mit ihnen rumzuhängen.“
„Das ist schön“, sagte sie versonnen, drehte sich um und sah ihm wieder ins Gesicht. „Die Beziehung, die du mit ihnen hast.“
„Was ist mit deinen Eltern?“ Er zögerte und stellte dann die Frage, von der er niemals gedacht hätte, dass er sie stellen würde. „Würdest du sie eigentlich gerne auf ihren Reisen begleiten?“
„Das würden sie nicht wollen.“
Er zuckte vor Überraschung zurück. „Das kann nicht dein Ernst sein. Deine Eltern haben dich immer innig geliebt. Wie kannst du so etwas sagen?“
„Ach, ich hab‘ das nicht so gemeint wie es sich angehört hat. Nach außen hin würden sie mich willkommen heißen. Aber eigentlich wäre ich das fünfte Rad am Wagen. Ich weiß, dass sie mich lieben, aber da ist dieses starke Band zwischen ihnen. Sie hätten es nicht so gerne, wenn ich in ihrer Nähe wäre.“
„Im
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