Mit dem Kühlschrank durch Irland
in spontanen Applaus aus, und Antoinette jubelte lauthals. Es war geschafft, der Kühlschrank hatte gesurft, und was noch wichtiger war, ich hatte den fotografischen Beweis dafür, vorausgesetzt, ich machte nicht wieder Mist mit dem Film. Nun gut, die beiden Surfer hatten nicht gerade eine weite Strecke zurückgelegt, und es hatte auch nicht lange gedauert, bis Bingo vom Brett springen musste, um den Kühlschrank vor einem weiteren Bad zu bewahren, aber trotzdem hatten einige Sekunden lang ein Mensch und ein Haushaltsgerät über die wilde, ungezähmte See triumphiert.
»Herzlichen Glückwunsch, Bingo, ich glaube, das hat es noch nie gegeben«, rief ich.
»Danke. Jetzt geht es darum, das Ding dazu zu bringen, dass es allein fährt.«
»Häh?«
»Wir müssen den Kühlschrank dazu bringen, allein zu surfen.«
Mussten wir das? Wieso? Also ehrlich, diese Leute waren nie zufrieden. Hier war ich und versuchte ganz unschuldig, mit einem Kühlschrank rund um Irland zu trampen, und stieß immer wieder auf Leute, die neue und aufregende Beschäftigungen für den Kühlschrank zu erfinden versuchten.
»So so, na gut«, sagte ich kleinlaut. »Wie machen wir das am besten?«
»Nun, ich schlage vor, dass du ungefähr hier wartest. Ich gehe noch ein bisschen weiter raus, und wenn ich eine geeignete Welle sehe, gebe ich dem Brett einen Schubs, und wenn wir Glück haben, wird der Kühlschrank mit dem Brett auf ihr reiten, bis du ihn auffängst.«
Was hätte einfacher sein können?
Die Schreie, Jauchzer und sonstigen Beifallsbekundungen, die uns vom Ufer aus zuteil wurden, waren vollkommen gerechtfertigt.
»Wir versuchen es besser nicht noch mal«, schlug ich vor. »Es würde nie mehr so gut hinhauen. Ganz bestimmt.«
Es hatte wie im Traum funktioniert. Genauso, wie Bingo geplant hatte: Der Kühlschrank ritt ganz allein auf einer Welle, und das Surfbrett fuhr wie von einer Fernbedienung gesteuert in meine ausgestreckten Arme. Was für ein Anblick! Surreal, komisch und irgendwie auch erhebend. Für eine Menge von ungefähr 15 Zuschauern, denen man zu Hause eh nicht glauben würde, hatten zwei Witzbolde kostenlos einen Trick vorgeführt, den man höchstens in einem teuren Hollywoodschinken erwarten würde. Die Euphorie sorgte auch dafür, dass ich einen klaren Kopf bekam. Verglichen mit einem Drambuie kurz vor Verlassen des Pubs war es eine außerordentlich aufwendige Kur gegen einen Kater, aber sie war ausgesprochen wirksam.
»Ihr Typen seid wirklich unglaublich«, rief Antoinette, als wir an Land kamen.
Sie hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Wir waren zweifellos unglaublich. Aber vermutlich eher im negativen Sinn.
11
Beiß dir in den Arsch, Michael Flatley!
»Nun, bei mir klingelt es«, verkündete Antoinette mit einer Tasse Kaffee in der einen Hand und dem Mobiltelefon in der anderen. Selbstverständlich hatte ich die Gebrauchsanweisung nicht gelesen und daher keine Fortschritte bei der Bedienung meines neuen Spielzeugs gemacht. Antoinette hatte keinerlei Probleme damit und erreichte sofort den, den sie hatte anrufen wollen.
»Hallo, Peter?... Oh, mir geht es gut. Du errätst nie, was wir gemacht haben... Scheiße, woher weißt du das?... Oh... Hör mal, bist du immer noch zu dieser Reflexzonenmassage bereit?... Ja... genau... gut, ich werd’s ihm sagen.«
»War das >Peter, der Weise«, fragte ich und studierte das Telefon, das Antoinette mir zurückgegeben hatte.
»Ja, er hat gesagt, er nimmt dich gleich nach mir dran. Vermutlich so um halb drei.«
»Gut.« Ich wartete einen Augenblick lang, denn ich wusste nicht, wozu ich »gut« gesagt hatte, und hoffte auf eine Erläuterung, die nicht erfolgte. »Äh... Bei was nimmt er mich eigentlich dran?«
»Bei der Reflexzonenmassage natürlich. Er sagt, gestern Abend seist du ganz versessen darauf gewesen, dass er dir einen Termin gibt.«
»Oh, das war ich, das war ich.« Erschreckend. Ich konnte mich ehrlich in keinster Weise daran erinnern. »Es ist nur so, dass — aäh...«
»Was?«
»Nun, es ist so, dass das Pokalfinale um drei beginnt.«
Antoinette verzog das Gesicht in einer Weise, wie es nur Mädchen machen, die die Schnauze voll haben von Jungs und Fußball.
»Tony, du wirst schlimmstenfalls die erste Viertelstunde verpassen. Du musst dich entspannen nach allem, was du durchgemacht hast. Willst du dir wirklich eine wertvolle neue Erfahrung entgehen lassen, um Fußball anzusehen?«
Wie war das möglich? Wie konnte man in die bloße Betonung eines
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