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Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hawks
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Wort so viel Gift packen? Fußball.
    Natürlich hatte sie völlig Recht: Pokalfinale kommen und gehen und sind für gewöhnlich enttäuschend, und hier bot sich mir die Möglichkeit, etwas Neues zu entdecken. Mir waren noch nie zuvor die Fußsohlen massiert worden. Und schon gar nicht von einem Kerl, den ich am Abend zuvor im Pub kennen gelernt hatte.
    »Bevor ihr das alles macht, müsst ihr den Glen sehen«, erklärte Bingo. »Ihr könnt nicht von hier wegfahren, ohne den Glen gesehen zu haben.«
    »Was für einen Glen?«
    »Du wirst schon sehen. Ihr habt ein Auto, oder? Wir brauchen nur eine halbe Stunde.«
    Und so wurde das unbarmherzige Veranstaltungsprogramm mit einem Besuch des Glens fortgesetzt. Weder Antoinette noch ich hatten die leiseste Idee, was das war, aber man hatte uns versichert, dass wir den Ort nicht verlassen dürften, ohne den Glen gesehen zu haben, und als zwei Anhänger des »Glaubens« wussten wir, es wäre falsch, sich diese Gelegenheit entgehen zu lassen.
    Bingo schienen Zweifel zu kommen, als er Antoinettes Auto sah. Er sagte nichts, aber sein Gesichtsausdruck ließ vermuten, dass er dachte: »Und ihr wollt, dass ich da einsteige?«
    In der Vergangenheit hatte Bingo den Feriengästen immer detaillierte Wegbeschreibungen gegeben, aber keiner von ihnen hatte es geschafft, den Glen zu finden. Er war so was wie ein geheimer Ort, in keinem Reiseführer verzeichnet und nur einigen wenigen Eingeweihten zugänglich. Nach zehn Minuten Fahrt begann die Straße, sich einen Weg um einen Hügel herum zu graben, und bot uns Ausblicke auf die schönen Aus- und Einbuchtungen der Küste zu unserer Rechten sowie auf die steilen Grashänge zur Linken.
    »Gut. Halt einfach hier auf der linken Seite«, sagte Bingo.
    Er führte uns über die Straße zu einem winzigen Tor, das fast ganz von wuchernden Büschen und hohem Gras verborgen wurde.
    »Das ist es.«
    Ein kurzer Fußmarsch einen schmalen Pfad entlang, und wir waren an einem Ort angelangt, der wirklich etwas Besonderes war. Wie drei Kinder in einem Abenteuer stiegen wir einen schmalen Durchgang am Fuß zweier riesiger Steinwände hinab. Es gab zwei Theorien, wie der riesige Raum während der letzten Eiszeit im Kalkstein entstanden sein konnte: entweder durch ein Erdbeben oder dadurch, dass die Decke eines Tunnels, den ein unterirdischer Fluss gegraben hatte, eingestürzt war. Wir waren jetzt die glücklichen Betrachter des spektakulären Ergebnisses. Die Vegetation, die auf den Felsen wuchs, und das Wasser, das von den Kalksteinstalaktiten tropfte, hatten einen Mikrokosmos geschaffen, Sligos eigenen Regenwald. Die schmalen Lichtbahnen, die durch die überhängenden Äste und Blätter drangen, das Geräusch des fließenden Wassers und das Echo unserer Stimmen verliehen dem Ort eine mystische Qualität, die uns bald dazu veranlasste, zu schweigen und einfach zuzuhören.
    Ich ging weiter, setzte mich auf einen Baumstumpf und schaute die riesigen Kalksteinwände hoch, die uns schützend umgaben. Während ich dem munteren Wasser einer kleinen Kaskade dabei zusah, wie es über einen schmalen Felsstreifen herabfloss, ließ ich mich von seinem sanften Geplätscher in einen beinahe meditativen Zustand versetzen. Ein seltener Augenblick des Friedens auf einer Reise, die zu einer hektischen und lautstarken Feier des Absurden geworden war. Ich fühlte auf einmal Dankbarkeit für alles, das mir widerfahren war, blickte auf und flüsterte leise »Danke«. Ich richtete mich damit an niemanden und nichts Bestimmtes, sondern an jeden, der zuhörte und sich angesprochen fühlte. Ich sah mich um und entdeckte, dass Bingo und Antoinette jeweils ihren eigenen Ort für einen Moment stiller Kontemplation gefunden hatten. Es kam mir vor wie eine Auszeichnung, an diesem einzigartigen spirituellen Ort sein zu dürfen.
    Aber auch wenn ich hier im Glen für einen Augenblick Ausgeglichenheit, innere Ruhe und Erleuchtung erlangt hatte, so taugte meine nächste Tat doch als Beweis dafür, dass ich keine dauerhafte Bekehrung zum spirituellen Weg erfahren hatte. Ich schaute auf die Uhr und bemerkte, dass das Pokalfinale in weniger als einer Stunde angepfiffen würde.
    Meine Stimme zerstörte mit der unerfreulichen, durchdringenden Schärfe einer Alarmanlage die friedliche Atmosphäre. »Wenn ich das Pokalfinale nicht verpassen soll, machen wir uns jetzt besser auf die Socken.«
    Die anderen wandten sich mir zu und erschraken zuerst über diese Störung ihres einsamen Sinnens, wurden sich

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