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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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jemanden bewundernd nach seiner Arbeit und seinen Bekanntschaften zu fragen und nebenbei auf verräterische Gefühle zu achten, solange dessen Füße sich in der Höhe der eigenen Nase befanden und er nicht die geringsten Anstalten machte, das zu ändern. Warum waren diese verdammten Epitaphien nur alle so hoch angebracht?
    «Ich möchte Euch nicht bei Eurer Arbeit stören, Meister Taubner», rief sie zu ihm hinauf und verzichtete kurz entschlossenauf alle Verstellung, «aber ich wusste nicht, wo ich Euch sonst finden konnte. Ich möchte fragen, ob Ihr meinen Salon verschönern könntet. Die Decke ist so schmucklos, und mein Mann und ich hätten sie gerne verschönert. Würde es Euch große Mühe bereiten, für einige Minuten zu mir herunterzusteigen? Ich bekomme sonst einen steifen Nacken.»
    Taubners Schmunzeln veränderte sein Gesicht erstaunlich. Nun verstand Rosina noch besser, wie eine Frau sich in ihn verlieben konnte.
    «Warum wendet Ihr Euch nicht an einen Stuckator in der Stadt?», fragte er vom Gerüst herunter. «Es gibt genug.»
    «Das mag sein. Aber ich lebe erst seit einigen Monaten hier und kenne mich wenig aus. Ich kann mir nicht leisten, flüchtige oder gar schlechte Arbeit zu riskieren. Monsieur Sonnin hat Euch empfohlen», log sie munter, «ich denke, ein Baumeister kennt sich in diesen Dingen gut aus.»
    Endlich stieg Taubner von seinem Gerüst. Er legte sein Werkzeug auf den Tisch und wischte sich die Hände an dem Tuch ab, das Henrik ihm reichte wie ein Lakai. Die Farben, Ocker, Rot, Grün, Schwarz, waren längst in die Haut gedrungen, sie ließen sich nicht abwischen.
    «Baumeister Sonnins Empfehlung ist eine Ehre für mich», sagte er und musterte kritisch seine Finger. «Umso mehr, als ich nicht das Vergnügen habe, ihn mehr als flüchtig zu kennen.»
    «Dafür kennt er Euch und schätzt Eure Arbeit», sagte Rosina hastig und hoffte, Taubner werde keine Gelegenheit haben, den Baumeister nach seiner vermeintlichen Empfehlung zu fragen. «Ja, das tut er. Sicher hat er die Decke im Salon der van Keupens bewundert. Ich glaube sogar, er hat genau das gesagt. Der Stuck dort ist doch Euer Werk?»
    Taubner nickte knapp, das Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden. «Ja, das war eine gute Arbeit. Wie groß ist Euer Salon?»
    «Etwa drei mal vier Schritte. Wir möchten keine Farben, nur weißen Stuck, vor allem Blüten, Ranken und etwas Obst. In den Ecken vielleicht Figürliches. Exotische Vögel? In der Mitte eine reichere Rosette. Sicher habt Ihr ein Musterbuch, in dem mein Gatte und ich auswählen können, am liebsten mit Eurer Beratung.»
    Taubner nickte langsam. Seine Arbeit hier werde ihn noch geraume Zeit in Anspruch nehmen, besonders das Polieren des erhärteten Stuckmarmors erfordere Ausdauer. Wenn sie so viel Geduld habe, könne man darüber reden.
    «O ja», erklärte Rosina, «es hat Zeit. Ich habe gehört, Ihr wollt Euch hier niederlassen, dann muss ich nicht fürchten, dass Ihr weiterreist, bevor Ihr Euch unseres Salons angenommen habt.»
    «Dann habt Ihr mehr gehört, als ich weiß, Madam. Madam   …?»
    «Habe ich meinen Namen nicht genannt? Ich heiße Vinstedt. Wir wohnen in der Mattentwiete, ganz in der Nähe. Die Gasse verläuft parallel zum Cremon.»
    Ein Poltern in seinem Rücken ließ Taubner herumfahren, sein Gehilfe murmelte eine Entschuldigung und beeilte sich, das umgestoßene Behältnis für metallene Schaber und Kellen zu ordnen.
    Taubner wandte sich wieder Rosina zu, doch sein Blick glitt an ihr vorbei. Seine Wangen röteten sich, seine Augen bekam etwas Gehetztes – wahrscheinlich hätte er auf der Bühne doch geringen Erfolg gehabt. Wer sein Mienenspiel so wenig beherrschte, wurde kein brauchbarer Komödiant.
    Wenige Schritte hinter Rosina stand eine in Schwarz gekleidete Dame mittleren Alters, ihre Hände umklammertenein wenig ansehnliches Schultertuch, ihrem zerzausten Haar fehlte der Trauerschleier, ihr Gesicht war so blass wie die erschöpft umschatteten Augen dunkel – das konnte nur Juliane van Keupen sein. Sie zeigte die gleiche Verwirrung wie Taubner, was erstaunlich war, denn im Gegensatz zu ihm konnte sie nicht überrascht sein. Der Klatsch über das ungleiche Paar hatte augenscheinlich einen wahren Kern. Ihr Taktgefühl sagte Rosina, sie störe bei dieser Begegnung, leider war jetzt nicht der Moment, dem zu gehorchen. Sie hatte gehofft, es werde sich ‹etwas ergeben› – das war nun geschehen.
    «Mademoiselle van Keupen», Taubner strahlte wieder

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