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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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wissen, dort sei niemand gewesen, nicht einmal die Köchin. Da sie ihre Geschichte schnell an die richtige Stelle bringen wolle, sei sie gleich zu ihm gekommen. Sie hatte sich auf den Stuhl neben seinem Tisch gesetzt, ihr Mädchen hinausgeschickt und gebeten, die Tür von außen zu schließen, und begonnen zu erzählen.
    Was sollte er von ihrer Geschichte halten? Bei jedem Verbrechen, das wie der Tod Madam van Keupens die Stadt bewegte, tauchten seltsame Menschen mit seltsamen Geschichten auf. Madam Augusta kannte er gut genug, um zu wissen, dass sie einen klaren Verstand hatte und keinesfalls zu diesen Wichtigtuern und Phantasten gehörte. Er hatte sie nicht bewegen können, Namen zu nennen, und was galt eine solche Geschichte ohne Namen?
    Ein Mann, sogar ein angesehener Bürger, der sich erpressen ließ, sein Wissen um das Erbe Mademoiselle Julianes nicht preiszugeben? Schön und gut, so was mochte vorkommen. Aber Madam van Keupen war eine reiche Dame gewesen, der gewiss nicht übergroße Anteil ihrer Schwägerin konnte sie kaum zu einem Betrug verleitet haben. Morgen würde er Rosina um eine Unterredung bitten. Bei niemand anderem hätte er das am Sonntag gewagt, der eigentlich den Gottesdiensten und der Familie vorbehalten war.
    Er ging an der ersten Tür vorbei, öffnete die zweite und stapfte die schmale Treppe hinauf. Sie knarrte beunruhigend,er wollte auf Claes Herrmanns’ Versicherung vertrauen, die bedrohlichen Mängel an diesem neuen Gebäude seien behoben. Oder hatte er gesagt, sie sollten bald behoben werden? Wagner ging schneller. Wenn das Gebäude von seinen Schritten zusammenbrach, sollte es ihm wenigstens nicht auf den Kopf fallen.
    Das ganze Haus war von Stimmen und Geräuschen verschiedenster Art und Lautstärke erfüllt. Das bemerkte er ebenso wenig wie die Vielzahl der Gerüche, die zusätzlich von einer Muffigkeit überlagert wurden, die feuchte Wände verriet. Er war zu sehr daran gewöhnt; wenn er die Treppe zu seiner eigenen Wohnung am Plan nahe dem Johanniskloster erklomm, hörte und roch er kaum anderes.
    In der obersten, der dritten Etage blieb er ermattet stehen. Er war zu dick, trotz seiner ständigen Lauferei. Seit Karla Tag für Tag für ihn kochte, wurde es nicht besser. Er hatte, wie Grabbe für ihn herausgefunden hatte, den hinteren Eingang des Hauses genommen, auch die Etage hatte Grabbe gewusst, aber welche der Türen in dem langen Flur war die richtige? Er klopfte an die erste Tür. Nichts geschah. Er klopfte noch einmal und hörte gleich darauf ein Rumpeln, dann schlurfende Schritte, und eine dünne Stimme fragte durch die Tür, wer da sei. Er hielt es für besser, das nicht zu beantworten. Türen und Wände waren dünn, schlagartig würden alle ihre Riegel vorschieben und sich mucksmäuschenstill verhalten. Das kannte er zur Genüge. Auf seine Frage nach den Gamradts nuschelte die Stimme hinter der Tür etwas, das wie ‹rechts die vierte› klang.
    Besser als nichts, dachte Wagner und klopfte energisch an die vierte Tür auf der rechten Seite.
    Sie wurde gleich geöffnet. Er hätte Grabbe mitbringen sollen, am besten samt Kuno, dem furchterregenden Köter. Der Mann in der Tür, zweifellos Gamradt selbst, überragteihn um einen Kopf, seine Schultern berührten fast den Rahmen, was trotz der geringen Breite der Tür beachtlich war. Sein Gesicht unter dünnem strähnigem Haar war hager, sein Kinn kantig, er blickte streng, aber nicht abweisend auf Wagner hinab.
    «Es ist spät für einen Besuch», stellte er gelassen fest, «was kann ich für Euch tun?»
    Auch als Wagner Namen und Amt nannte, zeigte er keine Unruhe, sondern trat wortlos zur Seite, und Wagner stapfte an ihm vorbei in die Wohnung. Irgendwo im Haus wurde eine Männerstimme laut und überschlug sich, etwas polterte dumpf, eine Frauenstimme kreischte wütend – niemand der Gamradts zuckte zusammen oder schien es auch nur zu hören.
    Die ganze Familie saß um den Tisch vor geleerten Tellern, Gamradts Frau stand auf, nickte Wagner müde zu und begann Topf und Teller abzuräumen. Nur die Kinder, ein halbwüchsiger Junge, ein Mädchen von vielleicht zehn Jahren und eines, das halb so alt wie ihre Schwester sein mochte, sahen den fremden Besucher mit offener Neugier an. Am gemauerten Herd stand die Älteste, ein Torfstück in der Hand. Das musste Akulina sein, eine aparte junge Frau mit reichem blondem Haar, genau wie Rosina sie beschrieben hatte. Während das kleine Mädchen dem Vater glich, sahen Akulina und die beiden

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