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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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etwas gewesen. Das musste er auf später verschieben, die Kälte draußen würde seinen Kopf wieder klar machen.
    Er klopfte leicht auf die Schulter des Kindes, als es erwachte, schob er es von seinem Schoß und stand auf. Erverbeugte sich knapp vor Magda Gamradt, als wolle er sich verabschieden, und heftete den Blick auf Akulinas Gesicht. Obwohl es im Schatten lag, empfand er ihren Blick als so abweisend wie durchdringend.
    «Akulina», begann er, «der Name ist doch Akulina? Ja», fuhr er auf ihr schweigendes Nicken fort, «ein schöner Name. Wie ich sehe, habt Ihr Euch am Arm verbrannt. Wie ist das passiert?»
    Statt einer Antwort hörte er Gamradt schallend lachen, es klang nur ganz wenig bitter. Wagner ertappte sich dabei, wie er den Kopf zwischen die Schultern zog, und reckte den Hals. Was glaubte der Kerl, wer er war, dass er über einen Weddemeister lachen durfte?!
    «Wollt Ihr uns jetzt den Brand im Kontor in die Schuhe schieben?», rief Gamradt und schob seinen Stuhl zurück. «Das ist stark. Stellt Ihr Euch etwa vor, Akulina ist durch dieses Fenster gestiegen, von dem inzwischen die ganze Stadt weiß, dass der Riegel kaputt war, sie ist über die Tonnen geklettert, eingestiegen und hat Feuer gelegt? Warum in aller Welt hätte sie das tun sollen? Klar, ich weiß schon warum. Es ist dieses Haus. Ihr seid nicht der Erste, der uns und unsere Nachbarn verdächtigt. Es gibt ein paar Leute hier, die dem Baumeister, diesem parfümierten Schnösel, gerne an den Hals gegangen wären. Akulinas Vorschlag war auch nicht schlecht, sie hatte die famose Idee, er solle ein ganzes Jahr hier wohnen, direkt unterm Dach. Dann würde er das nächste Haus wenigstens besser bauen lassen. Oder die Auszehrung kriegen, wie manche hier. Das wäre mir lieber gewesen. Nein, Weddemeister, den Feuerteufel müsst Ihr anderswo suchen. Madam van Keupen hat bestimmt, das Haus wird ausgebessert. Beim Dach ist das schon geschehen. Wer von uns soll so verrückt sein, bei ihr Feuer zu legen? Wenn sich die Versprechen als Lüge erweisen oderjetzt, wo sie tot ist, nicht mehr gelten, könnt Ihr wiederkommen. Dann kann ich für gar nichts gut reden. Akulina war wie wir alle in der Brandnacht hier. Wir haben geschlafen, und zwar den Schlaf der Gerechten, bis einer ‹Feuer› schrie und alle aufscheuchte.»
    Wagner hätte gerne etwas Würdiges gesagt, etwas, wie es den Pastoren immer einfiel. Doch der Zorn Gamradts, die vehemente Verteidigung seiner Familie und Nachbarn ließen ihn verstummen. Er verstand sich gut aufs Streiten; wenn es darauf ankam, konnte er genauso laut werden, jetzt war es ihm unmöglich. Vielleicht lag es an dem Kind. Es war wieder auf seinen Stuhl geklettert und sah ihn, den Kopf in die mageren Fäuste gestützt, trotz des zornigen Vaters mit vertraulichem Lächeln an.
    «Ich will Euch sagen, warum», sagte er und klang nicht halb so streng, wie er sollte. «Eure Tochter muss über die Maßen zornig auf Madam van Keupen gewesen sein, von mir aus auch auf Bergstedt, der sicher solche Geschäfte für sie erledigte. Das Holzhaus, in dem Akulinas Großvater, Euer Vater, Gamradt, seine Fächermacherei betrieben hat, steht leer und verriegelt. Es gehört den van Keupens, und die haben die Miete so erhöht, dass er aufgeben musste. Sagt mir nicht, das sei falsch, ich weiß, dass es stimmt.» Endlich spürte Wagner die belebende Wirkung des Ärgers. «Jetzt muss Eure Tochter in der Manufaktur am Baumwall arbeiten, was sicher weniger Vergnügen bereitet, und Eurem Vater soll es nicht gutgehen, gar nicht gut. Das ist mir Erklärung genug.»
    «Lass nur, Vater», sagte Akulina kühl, als Gamradt tief Luft holte. «Es stimmt, was Ihr gehört habt, Weddemeister, ich hätte lieber weiter Fächer hier im Hof gemacht und mein Großvater auch. Aber man kann nicht immer haben, was man möchte, und ich arbeite gerne bei Monsieur undMadam Joyeux. Ich verdiene dort auch mehr. Glaubt Ihr, Jakob könnte sonst noch zur Schule gehen? In seinem Alter? Er ist schon zwölf. Sein Lehrgeld wird auch nicht wie Manna vom Himmel fallen. Wie dumm müsste ich sein, so etwas zu tun? Im Übrigen ist mir mein Leben sehr lieb. Ihr wisst besser als ich, wie die Richter Brandstiftung bestrafen. Ich finde es erstaunlich, dass Ihr bei dem geringen Licht die Rötung an meinem Arm sehen konntet, doch es stimmt, sie ist da. Ich habe mich an unserem Herd verbrannt. Das geschieht leicht, fragt Eure Frau, falls Ihr eine habt.»
    «Hast du Durst», fragte das Kind in die

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