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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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sie, «wie Ihr selbst sagt, nehmen selten Frauen wie meine Schwester bei Euch Unterkunft. Aber ich will Euch nichts vormachen, ich
weiß
, dass sie hier war, und ich weiß, dass Ihr sie – krank, wie sie ist, und vielleicht ein klein
wenig
betrunken – von hier fortgebracht habt. Ihr und eine Frau, gewiss Eure Wirtin. Erinnert Ihr Euch jetzt? Ihr habt sie, ich meine unsere Schwester, zur Katharinenkirche gebracht, stimmt’s?»
    Der Wirt saß immer noch bewegungslos am Rand seines Schanktisches. Er rieb sich mit der rechten Hand über sein stoppeliges Kinn und bewegte steif seine fetten Schultern.
    «Nee», sagte er, es klang nicht mehr ganz so sicher, «also nee, das is so ’ne Geschichte. Wenn Ihr mir was anhäng’n wollt, das geht nich, wir ham uns nix zuschulden komm’ lassen. Solche sind wir nich.»
    «Komm, Schwester», hörte Rosina Magnus’ Stimme, er stand so nah hinter ihr, dass sie seinen Atem spürte. «Wir holen die Wache oder gehen gleich zur Wedde. Ich habe ja gewusst, dass wir hier nichts hören. Der Weddemeister versteht sich besser auf solche Angelegenheiten, wenn der hier erst mal das Unterste zuoberst kehrt, werden wir weitersehen.»
    «Nee!» Das schien Hollmanns Lieblingswort zu sein, es hatte auch nur drei Buchstaben. Er schob sich schwerfällig von seinem Tisch und kam einen Schritt näher. «Nee, nee. Das is zu gar nix gut. Es is nur so, man kann ja nich je’m erzählen, was man für Gäste hat, das wolln die nich, die Gäste. Aber ich seh schon, sie war ’ne Schwester von Euch. Ja, das war ’ne traurige Geschichte. Kann schon sein, Ihrmeint die junge Frau, die hier war. Se war krank, das is nie gut für ’n ehrbares Gasthaus, und dann wollte se unbedingt beten, und meine Frau und ich ham se aus lauter Gutheit, ja, aus christlicher Gutheit ham wer se in de Katharinenkirche gebracht. Das is hier die nächste.»
    Seine gelblichen Augen, die Tränensäcke und die dicken feuchten Lippen über dem erbärmlichen Gebiss erinnerten Rosina an den Schleim im Spucknapf. Sie hatte Angst in seinen Augen gesehen, nun wurde sein Blick listig.
    «Und dann ham wer se nich mehr gesehn. Wer ham uns Sorgen gemacht, aber se is nich zurückgekomm’. Wer ham gedacht, se hat was Bessres gefunden, und ja, genau, jetzt fällt’s mir ein, se hat was von ’ner Schwester gesagt, zu meiner Frau. Da ham wer gedacht, sicher hat se ihre Schwester getroffen und is mit der nach Hause. Is doch klar. Warum soll se hier wohn’, wenn se was Bessres haben kann. Da wär auch noch de Rechnung, das Zimmer, wo se gewohnt hat, muss noch bezahlt wer’n. ’n nettes Zimmer, Blick auf’n Baum im Hof, das gib’s nich überall, so was kost’ extra.»
    «Darüber ließe sich reden», sagte Magnus, er spürte Rosinas bebenden Zorn und legte ihr die Hand auf die Schulter. «Dafür müsst Ihr uns mehr erzählen. Eure Geschichte klingt ganz gut, aber Ihr werdet nicht annehmen, dass wir sie glauben.»
    «Und uns das Gepäck geben», forderte Rosina. «Sie kann nicht ohne Tasche gereist sein. Als ihre Verwandten wollen wir ihr Gepäck.»
    Der Wirt hob mit tragischer Miene die Schultern. «Das geht nich, hier is keins. Sie hatte nur ’ne Tasche, kein’ Koffer oder ’ne Reisekiste oder so was.»
    «Dann gebt uns die Tasche.»
    Hollmann setzte eine betrübte Miene auf, womöglich war sie sogar echt. Die Aussicht auf einen Besuch des Weddemeistersoder der Stadtwache musste ihm bedrohlich sein. «Tät ich gern, Madam, richtig gern, was soll ich mit Sachen von Gästen. Gehörn mir ja nich, und wer weiß, was dadrin is, komm’ ja viele aus Übersee. Die bringen nur Pestilenzen mit, ich könnt da Geschichten erzähln   …»
    «Vielen Dank. Für heute haben wir genug Geschichten gehört. Was ist aus der Tasche geworden?»
    «Weg. Die is weg. Einer hat se abgeholt. War auch ’n feiner Herr.» Hollmann feixte breit. «Auch ’n Herr Bruder. Hat er gesagt, warum sollt ich’s nich glaub’n?»
     
    «Mir ist übel», stieß Rosina hervor, als sie wieder auf der Gasse standen, «speiübel. Da haben diese Leute eine Kranke in die Kirche geschleppt, sie dort abgelegt wie einen alten Lumpen und sterben lassen.»
    «Komm weg von hier.» Magnus legte fest seinen Arm um ihre Schultern und zog sie mit sich. «Es ist nicht gut, das hier zu besprechen. Lass uns noch ein Stück gehen, jetzt brauche ich auch frische Luft. Ich fürchte, wir stinken fast wie dieser Kerl und seine Kaschemme. Wer kann die Tasche abgeholt haben? Nein, bevor du darauf

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