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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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wunderbaren Pelz?»
    Magnus glaubte ihr ebenso wenig wie Wagner. Beide wussten, es war völlig zwecklos weiterzufragen.
    ***
    Die Predigt war lang. An diesem 20.   Sonntag nach Trinitatis ging es um die ersten vierzehn Verse aus dem zweiundzwanzigsten Kapitel des Matthäus-Evangeliums. Ein Text, der seit langer Zeit Anlass war, Andersgläubige und Abweichler von der reinen Lehre zu verfolgen, zu strafen, auch zu vernichten. Ein Text, dessen Auslegung die versammelten Gläubigen streng ermahnte, nicht vom Wege abzukommen, sich den Einflüsterungen des Teufels zu verweigern. Bei dieser Gelegenheit erinnerte der Hauptpastor auch daran, wie schwer es sein könne, Gut oder Böse zu erkennen, die Instandhaltung der Häuser Gottes – auch und gerade der Türme – gehöre niemals zum Bösen, selbst wenn sie mit Methoden geschehe, denen viele misstrauten.
    Sosehr Rosina sich bemühte zuzuhören, schweiften ihre Gedanken immer wieder ab. Vielleicht lag es an dem Gerüst an der Säule, Taubner und seinen Gehilfen hatte sie unter den Gläubigen, die die Bänke der großen Katharinenkirche füllten, nicht entdecken können. Dänemark ging ihr durch den Kopf, Kopenhagen. Louise Augusta, die Tochter Caroline Mathildes und Johann Friedrich Struensees. Ein Kind, ein Säugling noch, das man aus dynastischen Interessen seiner Mutter geraubt hatte. Geraubt? War das der richtige Gedanke? Die unglückliche junge Königin musste es in ihrer Verbannung so erleben.
    Rosina kuschelte sich tiefer in ihren wärmenden Pelzkragen. Doch ihr Frösteln lag nicht nur an der Kälte in der Kirche.
    Es hieß, die Königin sei von ihrer Schwester, der braunschweigischen Herzogin, besucht worden, das mochte ihr ein Trost gewesen sein. Die Herzogin hatte mit diesem Besuch Entschlossenheit bewiesen, sie musste zu den wenigen gehören, die nicht glaubten, Struensee und Caroline Mathilde hätten den König und den Kronprinzen vergiften wollen. Struensee, der als junger Arzt unermüdlich für den Erhalt von Leben gekämpft hatte, immer gegen die Windmühlenflügel der Dummheit und der Ignoranz, ein Giftmörder? Das war unmöglich. Aber sie hatte auch erfahren, dass Menschen zu vielem fähig waren, das niemand ihnen zugetraut hatte.
    Die Macht konnte zum Gift werden. Es waren etliche Jahre vergangen, seit sie ihn gekannt hatte, gewaltige Veränderungen hatten danach sein Leben bestimmt. Wer war sie, zu entscheiden, was das in einem Menschen bewirkte? Besonders mit einem über die Maßen – über die Vernunft? – ambitionierten Menschen.
    Sie hatte nicht recht gewusst wie und warum und trotzdemnach einer Verbindung zwischen den Ereignissen in Kopenhagen und dem Mord gesucht. Sibylla van Keupen hatte Verbindungen nach der dänischen Hauptstadt gehabt, das hatten viele, die ein Handelshaus von der Größe des van Keupen’schen führten. Die Anwesenheit Karl August Struensees, des Bruders und einstigen Justizrats, hätte diesen Verdacht verstärken müssen, aber so war es nicht. Etwas anderes drängte in ihrem Kopf, sie wusste nur noch nicht genau, was es war. Wahrscheinlich lag es an der Orgel, sie war heute wirklich sehr laut. Und an Hauptpastor Goezes Predigt, seine Stimme drang immer wieder in ihre Gedanken, seine Ermahnungen zu christlichem Gehorsam, seine Erinnerung an Gottes Zorn gegen die Unbotmäßigen und Sünder, gegen die Verführungen des Teufels.
    Bei Sünder fiel ihr Tobias ein, sie wusste nicht recht warum. Der Junge fügte sich brav und immer vergnügt in ihren kleinen Haushalt ein, hing an Paulines Schürzenzipfel und erfüllte seine Pflichten. Hoffentlich war das nicht nur eine Strategie für den Anfang. Sie lächelte in ihren Pelz, sie würde ihn schon zur Ordnung pfeifen, wenn er über Gebühr flegelhaft wurde. Sie und Pauline. Bisher erinnerte er sie nur an die Kinder der Becker’schen Komödiantengesellschaft. Die waren nun keine Kinder mehr, doch sie würde sich immer als solche an sie erinnern. An ihre Lebendigkeit, ihre Streiche und ihre Schliche, an ihren offenen Blick in die Welt.
    Vielleicht war es falsch gewesen, Wagner vorzuenthalten, was Tobias ihr kurz vor dessen Besuch erzählt hatte, vielleicht nur ein tiefverwurzelter Reflex, ein Kind vor allem, was mit Verbrechen und, ja, auch mit der Wedde zu tun hatte, zu schützen. Selbst vor Wagner, dem sie vertraute. Auf alle Fälle war es klug, zuerst selbst zu prüfen, was an der Geschichte stimmte. Es erforderte sowieso einen dieserBesuche, die Wagner gerne ihr überließ. Weil

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