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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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sie berührte leicht seine Schulter, «ich bin sehr zufrieden, obwohl», nun lächelte sie breit, «meine Reise doch nur Verwandten meines Mannes galt. Ihr seht erhitzt aus, lieber Goeze, Ihr dürft Euer Habit ein wenig aufknöpfen. Wir sind ja unter uns. Im Übrigen seid ganz beruhigt. Ich habe nicht vergessen, dass unser ehrwürdiges Gotteshaus irdischen Beistand braucht. Ihr könnt auf mich zählen, das wisst Ihr doch. Wann soll das große Ereignis stattfinden?», wandte sie sich an den Baumeister.
    «Bald. In wenigen Tagen. Die Maschinen werden noch gerichtet, und dann muss der Tag windstill sein. Sonst verbrauchen wir unnötige Kraft, das würde die Arbeit erschweren und womöglich verzögern. Wirklich bedauerlich, dass Ihr auf Reisen wart, Madam Sibylla. Ihr habt das Wichtigste versäumt. Das Aufrichten des Turms mag den Leuten besonders erscheinen, dabei ist davon gar nicht viel zu sehen. Als ich den ersten, den Turm der Nikolaikirche wieder ins Lot gebracht habe, hat’s niemand gemerkt und vor allem nicht geglaubt, dass es das Ergebnis genauer Berechnungen war.»
    Pastor Goeze seufzte und Sibylla lachte. «Ich erinnere mich. Man hielt es für reines Glück. War nicht auch von der Hilfe des Teufels die Rede? Ihr wart ordentlich zornig, nicht wahr?»
    «Weniger, weil es kaum jemand bemerkt hat – das war mir lieb. Es reichte, dass einer der Pastoren versucht hatte,meine Helfer von dieser Arbeit abzuhalten. Aber dass es niemand geglaubt hat, dass das Gelingen für einen Zufall oder den Verdienst meiner Schutzengel oder des Teufels gehalten wurde – das war impertinent.»
    «Impertinent war, was Ihr dann getan habt», entfuhr es dem Hauptpastor.
    Sonnins Lippen kräuselten sich, ein Netz von Lachfalten ließ ahnen, dass er einmal ein spitzbübisch vergnügter junger Mann gewesen sein musste. Anno 1759, als seine Arbeit am Turm der Nikolaikirche bezweifelt wurde, war er über die Maßen zornig gewesen, inzwischen fand er die Sache amüsant. Er hatte die Nörgler an der Nase herumgeführt. Die meisten hatten es für einen schlechten Scherz gehalten, als Sonnin, erbost über den Zweifel an seinen Fähigkeiten und seiner Methode, öffentlich bekannt gab, er werde den just aufgerichteten Turm wieder in die alte Schieflage und noch einmal genauso akkurat ins Lot bringen. Was vor großem Publikum ohne das geringste Problem gelang.
    «Ab und zu eine Prise Impertinenz», erklärte er heiter, «ist das Salz in der Suppe und kann nicht schaden. Sonst wird das Leben in einer so wohleingerichteten Stadt gar zu eintönig.»
    «Eintönig!» Pastor Goeze fühlte neue Schweißtröpfchen auf seiner Oberlippe. «Ich kann Eure Meinung ganz und gar nicht teilen. Deshalb wird diesmal gleich die halbe Stadt dabei sein, und niemand!», versicherte er nachdrücklich, «niemand wird bezweifeln können, dass Ihr unseren Turm bewegt habt.»
    «Nicht nur bewegt, wiederaufgerichtet! Auch wird nicht der ganze Turm bewegt, wenn wir das versuchten, würde er ganz sicher herunterkippen. Wir heben nur zwei Ecken an der Decke der oberen Etage des Oktogons an.»
    «Aufgerichtet, gewiss.» Sonnins Erklärung bedeutete tatsächlich nur eine Erinnerung. Goeze war in dieser Angelegenheit einer der bestinformierten Männer der Stadt, doch das nahm ihm nicht die Sorge, der Turm könne anders als der glückliche von Sankt Nikolai und der inzwischen ebenfalls gerade gerichtete Turm des Mariendoms bei diesem baumeisterlichen Abenteuer doch herabstürzen. Aber sie machte sie kleiner. Dafür war er dankbar.
    «Ich hoffe, Ihr reserviert uns einen Platz nahe bei Euren Maschinen», sagte Sibylla van Keupen. «Ihr wisst, wie gern ich Neues lerne. Nicht wahr, Juliane», sie drehte sich nach ihrer Begleiterin um, «das Schauspiel wollen wir uns keinesfalls entgehen lassen. Warum bleibst du so abseits? Komm zu uns, damit du alles verstehst.»
    Juliane van Keupen trat einen Schritt näher, wie es von ihr erwartet wurde, und nickte. «Keinesfalls», sagte sie, «wollen wir ein solches Ereignis   …» Ihre Stimme war nicht gleichmütig wie ihre Miene, sondern klang nach echtem Interesse.
    «Ich muss Euch enttäuschen», unterbrach Sonnin sie, den Blick wieder zur Turmspitze gerichtet. «In die Nähe der Sheldon’schen Maschinen lasse ich niemand, der dort nichts zu arbeiten hat. Ihr wäret im Weg. Der Raum scheint groß, doch er ist gerade groß genug für die Maschinen und die gut zwei Dutzend Männer, die an den Hebeln und zur Aufsicht gebraucht werden. Auch ich

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