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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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ihnen nie, die Turmuhren auf die akkurat gleiche Zeit einzustellen.
    Zwei Uhr, mitten in der Nacht. Rosina öffnete die Augen und starrte in das Dunkel der Schlafkammer. Sie sah nicht einmal einen Schemen, selbst wenn sie die schweren Vorhänge vor dem Fenster offen gelassen hätte, würde sie in dieser Nacht nichts erkennen. Es war dunkel wie in einer Gruft. Es war erst wenige Tage nach Neumond, sie hatte solche Nächte nie gemocht. Da war auch kein Geräusch. Um diese Stunde blieb es selbst in der großen Stadt, die niemals ganz still zu sein schien, ruhig. Nicht einmal die langgezogenen heiseren Rufe der Nachtwächter waren zu hören, das Knarren von gegeneinander dümpelnden Schuten und Ewern, die im nahen Fleet festgemacht waren, oder das gnadenlose Schnarchen von Madam Klook, der Nachbarin in der unteren Etage.
    Auch das gleichmäßige Atmen neben ihr, dieses sanfte Geräusch von Sicherheit und Geborgenheit, dem sie so gerne lauschte, fehlte in dieser Nacht. Magnus war auf Reisen,und sie wusste nicht einmal genau, wohin und zu welchem Zweck.
    Wie lange lag sie schon wach? Es erschien ihr wie eine Ewigkeit, aber da sie das Ein-Uhr-Schlagen nicht gehört hatte, konnte es keine Ewigkeit sein. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an das Dunkel, die Schwärze war nicht mehr ganz so undurchdringlich, und sie merkte, wie sich die Beklemmung löste, die sie in der Brust gespürt und trotzig ignoriert hatte. Sie war den Luxus, ein Zimmer für sich allein zu haben, noch so wenig gewöhnt wie ein so großes Bett, ohne es mit einer anderen Komödiantin zu teilen. Oder nun mit Magnus. Sie konnte jetzt die hellen Vorhänge des großen, viel zu großen Bettes erkennen, den Schimmer der vergoldeten Rahmen um die Porträts ihrer Eltern über der Kommode, das weiße, mit winzigen Blüten aus rotem Seidengarn bestickte Negligé über dem Stuhl daneben, ein Geschenk ihrer Freundin Anne Herrmanns am Tag vor ihrer Hochzeit.
    Ihr Blick tastete sich zurück zur Kommode. In der unteren Schublade verwahrte sie einen der Schätze aus ihrem früheren Leben, Rollenbücher, die Helena und Jean Becker, Prinzipalin und Prinzipal ihrer Komödiantengesellschaft, ihr zum Abschied geschenkt hatten. Es war ein wertvolles Geschenk, denn nun spielte, sang und tanzte eine andere ihre Rollen, für die mussten die Texte neu abgeschrieben werden. Zudem waren die Stücke und die Rollenbücher neben den Kostümen der wertvollste Besitz der Gesellschaften. Wer gute Stücke hatte, hatte Publikum, und wer die gekauften Tragödien und Komödien, Singspiele und Burlesken auf die richtige Weise umzuarbeiten, zu verbessern wusste, hatte mehr Publikum. Das Abschreiben, auch das Umschreiben, hatte zu ihren Aufgaben gehört.
    Die junge Madam Vinstedt war bis vor einem halbenJahr die Wanderkomödiantin Rosina Hardenberg gewesen. Sie hatte sich nach einem guten Jahrzehnt auf dem Karren und den Bretterbühnen für ein sesshaftes Leben entschieden. Der Liebe wegen, natürlich. Wäre sie Magnus nicht begegnet, zuerst in London, dann erneut in dieser Stadt, in der er sich gerade niedergelassen hatte, wäre sie geblieben, was sie war. Doch vielleicht, so erlaubte sie sich nun zum ersten Mal zu denken, hätte sie seinem zurückhaltenden, gleichwohl beharrlichen Werben und der Überzeugungskraft seiner Gefühle widerstanden, wäre da nicht diese neue Sehnsucht nach einem Ort gewesen, an dem sie bleiben konnte, nach einem sicheren Heim.
    Es war ein schwerer Abschied gewesen. Sie hatte gewusst, dass es nur wenigen Frauen vom Theater gelang, ein bürgerliches Leben zu führen und von denen akzeptiert zu werden, für die sie bis dahin getanzt, gespielt und ein zu tiefes Dekolleté gezeigt hatten. Männern gelang das leichter, aber Schauspielerinnen und Sängerinnen galten bei vielen noch als die Verkörperung von Käuflichkeit und Unmoral, denen konnte man applaudieren, doch nur, solange sie unter ihresgleichen blieben.
    In dieser Stadt, so hatte sie gedacht, könnte sie es trotzdem wagen. Hier hatte sich herumgesprochen, dass sie aus einem achtbaren Haus stammte und zu dem Leben erzogen worden war, das sie nun führen wollte. Und hier hatte sie Freunde, denen sie vertraute und die in der Stadt etwas zählten.
    Trotzdem, auch das gestand sie sich allein in der Dunkelheit zum ersten Mal ein, gab es oft Momente, in denen sie sich verloren, sich anders als die anderen fühlte. Und das war sie ja auch, anders, und würde es immer bleiben.
    «Papperlapapp», murmelte sie, «jeder

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