Mit dem Teufel im Bunde
wohltuendes Gefühl. «Ich habe tatsächlich keinen Hunger, aber ich werde brav sein und essen. Es duftet köstlich.»
Erla nickte zufrieden. Sie hatte Sibylla van Keupen verehrt, Juliane mochte sie gern.
«Wenn Ihr gegessen habt, Mademoiselle, könntet Ihr dann eine Minute für John Wessing erübrigen? Er ist ein guter Junge, und er möchte Euch unbedingt sprechen. Den Grund wollte er mir nicht sagen, sicher ist es wichtig, und mag sein, es ist kein Zufall, dass er gewartet hat, bis Monsieur Bergstedt aus dem Haus ist.»
«Warum denkst du das?» Juliane sah Erla aufmerksam an. «Er ist den Handelslehrlingen ein guter und geduldiger Lehrmeister.»
«Mag sein, Mademoiselle, davon weiß ich nichts. Mich geht nur an, was in meiner Küche passiert.»
Ihr Blick strafte ihre Worte Lügen und ließ Juliane die Wärme der Hand vergessen, die sie an ihrem Arm gespürt hatte.
«Du bist zu bescheiden, Erla, ich glaube nicht, dass du blind und taub bist. Schicke John gleich herein. Er wird es ertragen, mir beim Essen zuzusehen. Er kann für dich darauf achten, dass mein Teller leer wird.»
«Danke, Mademoiselle, er wartet vor der Tür. Und esst das Brot. Brot hält Leib und Seele zusammen.»
John Wessing hatte seine Halsbinde neu geschlungen, den Rock gebürstet und die Finger mit Sand gebürstet, sie waren trotzdem voller Tintenreste. Als sie ihm die Hand gab, war seine kalt und feucht.
«Es ist eine Ehre für mich», begann er stotternd, «dass Ihr mich empfangt, ich meine, in diesen Tagen, sicher habt Ihr Wichtigeres zu tun, und die Trauer, ja, da sollte man allein sein. Ich will mich beeilen, Mademoiselle, aber wenn Ihr bitte essen würdet? Erla hat gesagt, ich soll Euch ermahnen, zu essen. Das würde ich nie wagen, aber Erla, ja, wenn Ihr bitte essen würdet?»
«Ich will nicht die Ursache sein, wenn Erla dir zürnt.» Juliane tauchte den Löffel in die Suppe und schob ihm den Brotteller zu. «Nimm von dem Brot, John, das wird Erla freuen. Und dann fang an. Was möchtest du mir sagen? Oder fragen? Falls es um deine Lehre geht, sind Sorgen überflüssig. Auch wenn das Haus bald von jemand anderem geführt wird, bleibt dein Lehrvertrag gültig. Oder geht es um das Schulgeld für die Handlungs-Academie? Sibylla hat mir davon erzählt, sie hielt die Ausbildung bei Professor Büsch für außerordentlich nützlich. Natürlich weiß ich nicht, wie meine Nichten und ihre Ehemänner darüber denken, sie werden hier bald zu entscheiden haben. Ich will gerne für dich sprechen. Weder Regina noch Tine werden die Wünsche ihrer Mutter unbeachtet lassen.»
Zumindest zu Anfang, dachte sie und rührte mit steifen Fingern die immer noch dampfende Suppe.
«Danke, Mademoiselle, das ist mehr, als ich erwarten durfte. Ich danke Euch sehr. Mein Vater hält die Academie nämlich für Unsinn.» Er brach ein Stück von dem Brot und begann es in der Handfläche zu einer unappetitlichen Kugel zu rollen. «Ja, ich bin sehr dankbar. Allerdings ist das nicht der Anlass. Es ist wegen der Tranlampe. Hat sie Euch davon erzählt? Madam van Keupen?»
«Die Lampe?» Die Ereignisse der vergangenen Tage hatten Juliane vergessen lassen, was sie frühmorgens nach dem Feuer heimlich gehört hatte, als Sibylla John im Kontor ertappt hatte. Dabei war es ihr so bedeutsam erschienen. «Du meinst die kleine Lampe, die du nach dem Feuer unter dem Tisch gefunden hast? Ja, davon hat Sibylla mir erzählt», log sie. «Was macht dich daran so nervös? Willst du mir sagen, es sei doch deine gewesen?»
«Nein. Das war sie nicht, ganz bestimmt nicht. Ich dachte nur, weil Madam van Keupen gesagt hat, es ist besser,wenn der Weddemeister gar nicht erst davon erfährt, weil er sonst falsche Schlüsse zieht. Es ist nicht meine, wirklich nicht. Aber es reicht doch, wenn ich verdächtigt werde, womöglich nimmt Professor Büsch mich dann nicht auf. Er hat viele Bewerber und nimmt ganz sicher niemand, dessen Ruf mit einem solchen Verdacht befleckt ist.»
«Und weil wir noch nicht wissen, wie das Feuer entstanden ist, fürchtest du, ich könnte dem Weddemeister die Laterne geben, ihm sagen, du habest sie gefunden und er wiederum werde glauben, du habest das Feuer gelegt.»
John seufzte tief. «Natürlich würdet Ihr das nur mit bester Absicht tun», sagte er eifrig, «in allerbester Absicht. Aber bedenkt, was das für mich bedeuten kann. Ich dachte, nun, ich dachte, wenn Ihr mir die Laterne gebt, kann ich sie in die Elbe oder den Stadtgraben werfen. Dann hat es sie nie
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