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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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groben Geschrei Platz für ihre Last. Die Zahl der Straßenhändler hatte sich verdoppelt, zweifellos auch die der flanierenden Damen.
    Sie hatte vergessen, Wagner zu fragen, ob ein Mädchen oder eine junge Frau als vermisst gemeldet worden war. Sicher hätte er es erwähnt, doch vielleicht hatte er es vergessen? Alle Welt sprach vom Tod der wohlhabenden Kauffrau, niemand interessierte sich für eine unbekannte Tote in Lumpen, die nur einem Fieber erlegen war. Es wäre ihr kaum anders ergangen, wäre da nicht diese Gleichzeitigkeit der Ereignisse gewesen: das Feuer, der Mord und der Fiebertod am gleichen Ort.
    Die Glocken der Kirchen schlugen zwölf, eine nach der anderen. Sie klangen dumpf in ihren Ohren, plötzlich sehnte sie sich nach ihrem Zuhause. Nach Paulines praktischer Fürsorge, der Stille und Geborgenheit ihres Salons, der Schublade mit den alten Rollenbüchern. Und nach der neuen Komödie, die Magnus aus Kopenhagen mitgebracht hatte. Sie sei das Erstlingswerk eines noch unbekannten deutschen Dichters, hatte er erklärt, er habe es für Rosina abschreiben lassen und sei gespannt, ihre Meinung zu hören. Sie hatte ihn dafür geküsst und umso mehr geliebt,weil er sich nicht bemühte, ihren Beruf und ihre unverändert große Leidenschaft für das Theater zu vergessen.
    Sie stand immer noch unschlüssig vor dem Portal des Gasthauses
Kaiserhof
und dachte über ihre Pflichten nach. Sie sollte mit Pauline die Mahlzeiten für die nächsten Tage besprechen (Pauline wusste viel besser, was da zu entscheiden war), sie sollte Tobi in der Kirchenschule von Sankt Katharinen anmelden (ein zusätzlicher freier Tag konnte ihm nicht schaden), sie sollte   … Sie drehte sich auf dem Absatz um und eilte über die Trostbrücke. Das war nicht der Weg zum Handschuhmacher am Jungfernstieg, es war der Weg zum Baumwall. Wozu brauchte sie neue Handschuhe? Viel dringender brauchte sie einen neuen Fächer. Oder eine seidene Rose.
    ***
    Die linke Schläfe schmerzte, als wolle sie platzen. Jede Bewegung ihres Kopfes, ihres ganzen Körpers löste eine neue Welle von Schmerz aus. Als habe nicht Sibylla, sondern mich der Klotz getroffen, dachte Juliane van Keupen. Immerhin gab die Migräne ihr das elende Aussehen, das von einer trauernden Hinterbliebenen erwartet wurde. Das machte es einfacher, den Strom der Kondolierenden zu überstehen – niemand blieb lange. Bis auf Madam Schwarzbach, die mit ihrer durchdringenden Stimme atemlos klagend die Treppe heraufgestapft war, das Gesicht verschleiert, den mit einer breiten Schleife von schwarzem Taft geschmückten Spitz im Gefolge. Sie hatte Juliane an ihren ausladenden, festgeschnürten Leib gedrückt, während ihre Zofe von der Diele aus zugesehen und indigniert die Augen geschlossen hatte. Juliane verstand nicht, warum Sibylla mit einer so dummen Frau, die nur an Klatsch, Kleidernund Schmuck interessiert war, Freundschaft gepflegt, warum sie das Geschwätz und die Verschwendung ihrer Zeit ertragen hatte.
    Madam Schwarzbach war vom Scheitel bis zur Sohle in schwarzen Kattun von der besten Sorte gehüllt gewesen. Wie gewöhnlich hatte sie übertrieben. Sie gehörte nicht zur Verwandtschaft, Halbtrauer hätte vollauf genügt, Kleidung aus matten Stoffen in gedeckten Farben mit geringer weißer Garnitur. Sie hatte sich ohne Aufforderung im Salon auf einen Stuhl fallen lassen, ihr ‹Antoinettchen› auf den Schoß genommen und es mit Mandelgebäck gefüttert, während sie ihre Litanei auf die liebe verstorbene Freundin plapperte. Dann allerdings war sie schnell zu den wirklich wichtigen Dingen übergegangen, zu Mutmaßungen über die Erbschaftsregelungen. Als Juliane dazu eisern schwieg, hatte sie versichert, wie froh sie sei, dass Sibylla der lieben Mademoiselle Juliane ein gesichertes Auskommen hinterlassen habe, für ihr künftiges Leben und die Jahre des Alters, das vor allem. Sie sei ganz sicher, dass Sibylla das getan habe. Auch dazu hatte Juliane nur ein höflich vages Lächeln gezeigt. Als die Gebäckschale leer war, hatte Madam Schwarzbach sich verabschiedet, Mademoiselle Juliane möge jederzeit nach ihr schicken, wenn sie Beistand brauche, natürlich liege der größte Trost im Gebet, doch eine vertraute Freundin sei auch als eine Gabe des Herrn im Himmel zu betrachten. Und nun, da die liebe Sibylla dahingegangen sei, wolle sie Mademoiselle Julianes Freundin sein, das sei eine Herzenspflicht.
    Endlich war die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen. Die plötzliche Stille ließ Juliane

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