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Mit den Augen der Fremden

Mit den Augen der Fremden

Titel: Mit den Augen der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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einer Luftpistole das Bein gebrochen hatte, wieder gesund gepflegt hatte, fasziniert. Das Mysterium der kleinen Universen von Leben und Tod, die in hohlen Bäumen und Erdlöchern existierten – ebenso wie im afrikanischen Hochland und im Busch, wo sich die Elefantenherden bewegten, und auf den ganze Ozeane umfassenden Jagdgründen der Mörderwale – hatte ihn immer wieder fasziniert. Jene traumhafte Erinnerung, als er im Frühling an den Hügelflanken der Rockies gelegen und durch seinen Feldstecher die Kämpfe der braunen Bären beobachtet hatte, war damals, als er ein kleiner Junge war, noch ein Zukunftstraum gewesen.
    Es schien ihm, als gäbe es viel Gleiches zwischen allen Geschöpfen, den Menschen eingeschlossen. Sie alle waren verwandt. Sie waren wie Menschen ohne die Gabe der Sprache, mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Nöten und Sitten. Mit ein wenig – nur ein klein wenig – Verständnis, so war es ihm vorgekommen, sollte es möglich sein, wenigstens mit den höheren Säugetieren Verbindung aufzunehmen.
    Als Junge hatte er sich ausgemalt, wie es wäre, wenn er eine Möglichkeit entdeckte, mit Wolf, Tiger und Bär zu sprechen. Als Heranwachsender hatte er diese Phantasien beiseite gelegt – aber trotzdem hatten sie ihn beinahe in die Bereiche der Psychologie und der Kommunikation geführt statt in seine erste Liebe, die Naturkunde.
    Jetzt, da er sich in Verbindung mit Kator und dem Leben der Ruml befand, war der alte Traum in ihm wieder erwacht. Nur daß er jetzt ein Mann war und es eher eine Besessenheit denn ein Traum war.
    Er verbrachte alle Zeit, die er vom Aufzeichnen und Skizzieren erübrigen konnte, in der Stiftungsbibliothek. Der unbestimmte, nebelhafte Schemen einer großen Entdeckung schien gerade außer Reichweite vor ihm zu fliehen, wie das verschleierte Versprechen einer Geschichte, die so wild und fremdartig war wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Er vergrub sich in W. Kohlers Mentalität der Affen, C. Loyd Morgans Das Verhalten der Tiere, Warden, Jankins und Warners Vergleichende Psychologie – bis Mele kommen und ihn finden mußte, um ihn wieder in die alltägliche Welt von Nahrung, Getränk, Schlaf und dem höchst fremdartigen Experiment selbst zurückzuholen, mit dem sie befaßt waren.
    Eines Tages, beinahe zwei Erdwochen, nachdem Brodth die Ausbildung Kators begonnen hatte, suchte Mele Jason und fand ihn schließlich vor dem Bücherregal im sechsten Stock. Eine Sechzig-Watt-Birne beleuchtete die Regale und Jason. Er saß mit untergeschlagenen Beinen auf dem Boden und war völlig in seine Lektüre versunken. Auf dem Boden neben ihm lag Theodore H. Hittels Die Abenteuer des James Adams, Bergsteiger und Grizzlybärenjäger in Kalifornien. Aber das Buch, das er auf den Knien hielt und las, war Chalmers Die Kindheit der Tiere.
    „Hier bist du also“, sagte Mele. „Die Mittagszeit ist schon vorbei und – hast du das vergessen? Nach dem Mittagessen ist eine Ausschußsitzung.“
    „Oh!“ Jason blickte auf und erhob sich. „Tut mir leid.“ Er nahm seine Bücher. „Hast du auch noch nicht gegessen? Komm, geh voraus.“
    Sie sah ihn an, machte eine halb unbewußte Handbewegung und hielt dann inne.
    „Du könntest dir ja den Staub etwas abklopfen!“ sagte sie ärgerlich. „Im Speisesaal sind schließlich auch andere Leute.“
    „Oh …?“ Er klopfte mit jener Hand, die keine Bücher hielt, auf seine Hose. Dann folgte er Mele die Treppe hinunter durch ihr Büro in den Haupttrakt des Stiftungsgebäudes.
    Die Bar und der Speisesaal des Gebäudes – die Stiftung stellte für ihre wissenschaftlichen Mitglieder, die über die ganze Welt verstreut waren, eine Art Club dar – befanden sich im Erdgeschoß, in jenem Teil, der früher, als das Gebäude noch Bürozwecken diente, die Kantine gewesen war. Allerdings wären die früheren Mieter des Gebäudes über den Unterschied erstaunt gewesen. Der jetzige Speisesaal hatte schwere Tische, geschnitzte Stühle, schöne Teppiche und mit Holz verkleidete Wände.
    Die Bar, ein kurzer, massiver Bogen aus Eichenholz, füllte eine Ecke des Raums, links vom Eingang. Und wenn man die schweren Doppeltüren des Eingangs zurückzog, hatte man eine kleine Fläche mit drei Tischen, die fast abgeteilt war, mit der Bar an einer Seite, der Wand an der anderen und einer Art Schirm, der von der schweren, nach innen geöffneten Tür gebildet wurde. Jason und Mele saßen normalerweise an einem dieser drei Tische – dem in der Ecke, am Ende der Bar. Und

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