Mit den Augen der Fremden
er laut und blickte zu dem leeren Sessel hinüber, wo ein Beobachter hätte sitzen sollen. Es gab also niemanden, der Wache über ihn halten konnte, und deshalb hatten sie ihn eingesperrt wie einen Verbrecher oder einen Tobsüchtigen.
Wut wallte plötzlich in ihm auf. Er griff nach dem Türknopf, warf sich mit der Schulter gegen die Tür – es ging viel leichter, als er erwartet hatte, denn er hatte bisher noch nie eine Tür aufgesprengt –, und die Türangel riß aus dem Rahmen, die Tür flog auf. Er taumelte in den Kellergang hinaus.
Das Brechen der Tür hatte seine Wut eher verstärkt als gemildert. Er eilte in schnellem Schritt auf die Treppe zu und hinauf und ignorierte den langsam und schon etwas altersschwachen Lift. Als er das nächste Stockwerk erreichte, stieß er mit einem jungen Mann in Sommeruniform zusammen, der einen Waffengurt mit einer Pistole trug.
„Augenblick mal“, sagte der junge Mann und griff nach seinem Arm. „Sie können da nicht hinauf. Sie müssen in Ihr Zimmer zurück …“
Jason riß sich wütend los. „Was wollen Sie denn machen? Mich erschießen?“ sagte er, schob sich an dem jungen Mann vorbei und rannte weiter nach oben, wobei er zwei Treppen auf einmal nahm.
Als er das nächste Stockwerk erreichte, fand er die ganze Halle voller Männer und Offiziere in Uniform. Sie starrten ihn an. Einige kamen auf ihn zu oder wollten etwas sagen, um ihn aufzuhalten, aber er rannte an ihnen vorbei, den Korridor hinunter und zur Bibliothek. Die Tür stand offen. Ein Mann in Zivil stand unter dem Eingang. Jason schob sich an ihm vorbei.
Der Raum war halbvoll. Da waren Mele, sämtliche Ausschußmitglieder und Bill Coth, der General, den Tim ihm und Mele vor einer Woche vorgestellt hatte. Heute trug er Uniform. In seiner Gesellschaft befand sich ein kleiner, rundköpfiger Mann in mittleren Jahren, der einen grauen, europäisch geschnittenen Anzug trug, und ein weiterer Mann, der ihn an einen Buchhalter erinnerte, um die Fünfzig war und eine altmodische Brille statt Kontaktlinsen über seinen blaßblauen Augen trug. Er hatte blondes Haar und ausgewaschene Augenbrauen.
Alle Augen richteten sich auf ihn.
„Was machen Sie denn hier, Jason?“ fragte Coth.
„Nein, lassen Sie ihn, Hobard.“ Der Mann an der Tür, der Jason von hinten gepackt hatte, ließ ihn rechtzeitig los und wich damit gerade noch Jasons Absatz aus. Jason starrte Coth wütend an.
„Was soll das, mich einzusperren?“ fragte er wütend. „Was soll die ganze Versammlung hier?“
„Ich hab ihn hergebracht, Jason.“
Das war Thornybright, der etwas abseits von Coth und den anderen Fremden stand. Der Psychologe stand schlank und gerade in einem blauen Straßenanzug da und wirkte genauso sicher wie eh und je.
„Sie?“ Jason starrte ihn an. „Warum?“
„Das wollten Bill und ich ja gerade erklären“, sagte Thornybright. „Dieses Projekt hat ein Stadium erreicht, in dem ich es für dringend nötig hielt, die zuständigen Behörden zu informieren und ihnen die Verantwortung zu übergeben. Wir haben eine Besprechung abgehalten, und ich habe den anderen zum letztenmal Gelegenheit gegeben, die Übergabe des Projekts zu beschließen. Als wir wieder stimmengleich waren, rief ich Bill hinzu.“ Er blickte zu dem General hinüber. „Er hatte draußen gewartet.“
„So?“ machte Jason. Er baute sich vor dem Psychologen auf und starrte auf ihn hinunter. „Und wie sind Sie dazu gekommen, ohne mich eine Besprechung einzuberufen?“
Thornybright starrte zu ihm hinauf, ein dünner, drahtiger Mann, zehn Zentimeter kleiner als Jason. Sein Blick war kalt und selbstbewußt wie immer.
„Vielleicht sollte ich Sie daran erinnern, Jason“, sagte er, „daß Sie kein Mitglied des Ausschusses sind.“
„Und vielleicht sollte ich Sie daran erinnern …“ sagte Jason. „Wenn wir schon anfangen, jeden seiner eigenen Wege gehen zu lassen, dann sollte ich Sie vielleicht daran erinnern, daß ich das Projekt bin! Ich!“ Jason stieß ihm den Zeigefinger gegen die Brust. „Ich bin derjenige, der hier notwendig ist – nicht Sie und all die anderen. Und ich bin ein amerikanischer Bürger …“ Er hielt inne und sah die anderen Ausschußmitglieder an, die auf ihren Stühlen saßen. Dystra saß reglos da und musterte ihn ohne eine Spur von Erregung. „Und das bringt mich auf etwas“, sagte Jason grimmig. „Es scheint, daß hier eine Invasion stattgefunden hat. Eine illegale. Warum ruft denn niemand die Polizei – oder einen
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