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Mit den Augen eines Kindes

Mit den Augen eines Kindes

Titel: Mit den Augen eines Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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durch die geriffelte und beschlagene Glastür. Vor dem Klo lag ein Kleiderhäufchen. Hose, Hemd, Socken, ein paar Schuhe mittlerer Größe und eine Unterhose wie ein Zweimannzelt.
Ich schlich zurück zum Tisch, nahm den Zimmerschlüssel und schloss ab, für den Fall, dass Bronko doch noch an der Hauptmahlzeit teilnehmen wollte. Natürlich hätte ich auch die Tür von außen abschließen, runtergehen, die Kölner Kollegen suchen und zur Unterstützung mit zurücknehmen können. Doch das kam mir nicht in den Sinn.
Ich brauchte keine Unterstützung, bestimmt nicht von Blinden. Wie hatten sie den Brocken übersehen können? Hatten sie sich auf Bartträger konzentriert und nicht bedacht, dass ein Mann sich auch mal rasieren konnte? Den Bart schien Rex abgenommen zu haben. Ich hatte zwar nicht viel von ihm erkennen können hinter der vom Dampf milchweißen Kabinentür, aber sein Gesicht war mir wie ein heller Fleck erschienen.
So früh hatte er mich offenbar nicht zum Essen erwartet. Vor dem Schlachtfest erst noch etwas Körperpflege. Ein reinlicher Schweinehund. Vielleicht fuhr er doch in der Gegend herum, wie Maren so beiläufig erwähnt hatte. Und vielleicht waren ihm die Duschen auf Rastplätzen nicht hygienisch genug. Zwei, drei Sekunden lang schaute ich ihm noch beim Duschen zu, machte hinter der Glastür ruckartige Armbewegungen aus. Es schien, dass er ein Problem hatte, sich den Rücken richtig zu schrubben. Das könnte ich ja gleich tun, nahm ich mir vor, am besten mit der Klobürste. Damit wollte ich ihm anschließend auch die Zähne putzen.
Endlich brachte ich meine Waffe in Anschlag. Meine Stimme wollte auf Anhieb nicht so, wie es mir lieb gewesen wäre. Zuerst musste ich mich räuspern. Dann forderte ich: «Kommen Sie raus, Odenwald. Und schön die Hände nach oben.»
Das war nicht die Standardformel, aber ich hatte ziemlich laut gesprochen. Das Prusten und Schnaufen unter der Dusche wurde kurzzeitig von einem Quieken abgelöst. Hinter der Glastür fuhren zwei Arme nach oben. Das konnte ich unscharf erkennen.
«Raus da!», wiederholte ich.
Einer der Arme kam vorsichtig wieder herunter. Einen Verdacht hatte ich zu dem Zeitpunkt wirklich noch nicht. Selbst als die Glastür ein Stückchen weit aufgeschoben wurde von einer weißen, gut gepolsterten Hand, dachte ich nur an Rex und nicht an Schweinchen Dick. Aber dann stand er leibhaftig vor mir.
    Es war ein ganz anderer Anblick als der, der sich mir vor Jahren auf dem neuen Dreisitzer in unserem Wohnzimmer geboten hatte. Eine von üppigen Fettpolstern unterlegte und vom prasselnden Duschwasser leicht gerötete Brust. Ein schneeweißer, schwabbeliger, vor Angst zitternder Bauch, der ihm auf die massigen Oberschenkel hing und gnädig den kleinen Unterschied zwischen Frau und Mann verdeckte. Willibald Müller in Lebensgröße, wabbernd, bibbernd, mit flatternden Augenlidern und schreckstarrem Blick, ganz allmählich begreifend, wer ihn aus seinen wilden Illusionen riss und ihm den Tag versaute.
    «Konrad.» Mit der Erkenntnis erwachte sein Schamgefühl. Er senkte den linken Arm und legte sich die Hand schützend auf den Bereich seiner Wampe, hinter dem er wohl seine, Männlichkeit vermutete. «Hast du ’n Knall? Was soll der Quatsch?»
    Vielleicht war es Ekel, der meine Stimme kippen ließ, aber mehr war es Enttäuschung und das Bedürfnis zu lachen. «Zieh dich an», befahl ich. «Und setz dich. Ich bin gleich wieder da.»
    Ich wollte nicht in seiner Gegenwart telefonieren, ging hinaus auf den Korridor und verschloss zur Sicherheit die Zimmertür, als Porky in seine Unterhosen stieg. Als ich zurückkam, saß er völlig bekleidet am Tisch und starrte trübsinnig zum Fenster hin.
    Ich setzte mich ihm gegenüber und zündete mir eine Zigarette an. «Bevor meine Kollegen hier sind, solltest du versuchen, mir eine plausible Erklärung zu bieten. Vielleicht kann ich dann etwas für dich tun.»
    Ich hatte in der Dienststelle angerufen, kurz erklärt, womit Hassler und Bechtel sich zur Zeit beschäftigten, und damit eine leichte Hysterie ausgelöst. Nun hatten wir etwas Zeit, es kam auf den Verkehr an. Thomas Scholl sollte herkommen und mir meinen Fang abnehmen. Und wenn er erst einmal hier wäre, käme ich kaum noch zum Zuge. Dass von Müller großartig etwas zu erfahren war, glaubte ich zwar nicht. Ihn hier unter der Dusche zu finden, war wohl nur ein Scherz – oder der Beweis, dass Maren sich von niemandem austricksen oder für dumm verkaufen ließ.
    Müller starrte

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