Mit den Augen eines Kindes
gesehen hatte, war ein VW-Bus gewesen, umgebaut zu einem primitiven Campingwagen, ausgerüstet mit Chemieklo, Luftmatratze, Propangaskocher und Wassertank auf dem Dach.
Und sie fuhren doch in der Gegend herum, ob gemeinsam oder nur einer, ob mit oder ohne Ella Godberg, konnte Willibald Müller uns nicht sagen. Der VW-Bus wurde umgehend in die Fahndung gegeben mit der strikten Anweisung, nur eine Standortmeldung durchzugeben. Porky wurde entlassen. Ich bekam die Anweisung, ihn als Entschädigung für den Schock zurück nach Köln zu fahren, wo sein Auto stand. Danach durfte ich dann auch nach Hause fahren. Was anschließend in der Dienststelle besprochen wurde, erfuhr ich erst später. Die Kölner Kollegen, die das Hotel überwacht hatten, waren sauer. Sie hatten Müllers Abtransport mitbekommen und meinten nun, man hätte ihnen die falschen Bilder geschickt. Natürlich hatten sie den Fettwanst das Hotel betreten sehen. Aber der sah ja nun weder Helmut Odenwald noch Mirko Bronko ähnlich. Rudolf beschwichtigte sie. Der von Hassler und Bechtel verfolgte Mann in der Lederjacke war natürlich nicht Bronko gewesen. Das hatte sich bei McDonald’s rausgestellt, wo der Verdächtige einen Cheeseburger mit Fritten verzehrt und drei McFleury zum Mitnehmen erstanden hatte.
Beim Aushändigen der Eisbecher hatte die Bedienung ihn mit Namen angesprochen: «Ist das nicht ein bisschen viel für dich, Toni?» Das gesamte Personal bei McDonald’s kannte Toni seit geraumer Zeit, weil er sich täglich bei ihnen verpflegte. Seine Frau hatte ihn rausgeworfen. Über diesen Irrtum und die Überraschung, die Maren mir geboten hatte, konnte man noch schmunzeln. Über den Rest nicht. Und ich bin immer noch geneigt zu sagen: «Dieser Trottel.» Wer genau der Trottel war, habe ich nie erfahren. Der Kollege eben, der an diesem Vormittag in Kremers Küche Wache schob. Wie jeder von uns musste er wissen, dass Maren über die Einnahmen dieser Woche verfügte. Etwas mehr als achthunderttausend Euro. Er hatte gesehen, dass sie Godbergs Haus mit einer recht großen Umhängetasche und in einem weit geschnittenen Kleid verlassen hatte. Es hätte fast wie ein Umstandskleid ausgesehen, soll er bei seiner Rechtfertigung gesagt haben. Rechtzeitig durchgegeben hatte er das aber nicht. Bechtel hatte Marens Verfolgung von einer Querstraße aus aufgenommen und sie nur im Omega sitzen sehen. Als sie im Parkhaus ausgestiegen war, hatte das weite Kleid einen Gürtel gehabt, und sie war rank und schlank wie immer gewesen. Eine recht große Umhängetasche hatte sie auch nicht mit auf ihren Bummel genommen. Zu dem Zeitpunkt muss das Geld im Omega gelegen haben. Dann war Maren entwischt. Nachdem sich die Sache mit dem falschen Bronko geklärt hatte, legten Bechtel und Hassler sich im Parkhaus auf die Lauer. Der Omega stand unverändert auf seinem Platz. Und da stand er, bis er Tage später zur KTU gebracht wurde.
Da war natürlich kein einziger Euro mehr drin. Kriminalrat Eckert meinte, die Polizei hätte in diesem untypischen Fall überhaupt keine Chance gehabt. Es sei niemandem damit geholfen, nun Anschuldigungen zu erheben, einen Schuldigen zu suchen und zum Sündenbock zu stempeln. Aber einer musste den Kopf hinhalten. Rudolf nahm es auf seine Kappe, er hatte die Leute eingeteilt. Schmitz übernahm die Schuld für den Fehlschlag in Köln. Den hatte er bewilligt. Aber der Vorschlag war von mir gekommen. Man hätte Frau Koska nicht aus den Augen lassen dürfen – mich auch nicht. Da hatten sie mir nun einen zuverlässigen Mann mitgegeben, von dem sie ganz sicher wussten, dass er zu mir keine persönliche Beziehung pflegte. Hassler konnte nicht nur gut schießen. Er hätte auch gut aufpassen sollen, dass ich nicht das Weite suchte. Und ich hatte ihn mir elegant vom Hals geschafft. Wer wusste denn, was ich getan hatte, nachdem er aus dem Auto gestiegen war? Wer wollte seine Hand ins Feuer legen, dass ich nicht dem Omega einen kurzen Besuch abgestattet und das Geld an einen sicheren Platz geschafft hatte? Ich konnte am vergangenen Nachmittag mit Maren alle möglichen und unmöglichen Absprachen getroffen haben, um ihr die Flucht zu ermöglichen. Vielleicht wollte ich mich anschließen, wenn die fehlende Viertelmillion übergeben war. Ich hatte doch vor neun Jahren auch meine Ehe ruiniert und gekündigt, weil ich mit Frau Koska ein neues Leben beginnen wollte.
Nun war meine langjährige Beziehung mit Frau Neubauer ruiniert. So sah Schmitz die Sache. Er muss
Weitere Kostenlose Bücher