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Mit den Augen eines Kindes

Mit den Augen eines Kindes

Titel: Mit den Augen eines Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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stinksauer gewesen sein und analysierte nun nicht mehr das egozentrische Kind mit dem Hang zu verbotenem Spielzeug, sondern den auf den ersten Blick so kooperativ erscheinenden Leiter des KK 41, dessen Sohn bei der Familie des Opfers ein und aus gegangen war, der sich nach dem Einbruch in Godbergs Haus mit eigenen Augen davon hatte überzeugen dürfen, welche Schätze da herumlagen. Wie Jochen es mir Anfang der Woche prophezeit hatte, ging Schmitz nun davon aus, ich hätte von Anfang an meine Finger im Spiel gehabt – oder schlimmer noch, die ganze Sache dirigiert. Meiner Jugendliebe, die über entsprechende Kontakte zur Durchführung verfügte, einen heißen Tipp und mir selbst die größte Mühe gegeben, Ermittlungen zu verhindern. Erst als Kollege Becker stutzig wurde, sah ich mich gezwungen, die Flucht nach vorne anzutreten, behielt aber weiter die Fäden in der Hand. Die wollte Schmitz mir nun entreißen und um die Handgelenke wickeln – mit Hilfe der Viertelmillion aus der Asservatenkammer des LKA. Dass Rudolf bei unserem Frühstück am Freitagvormittag mit mir darüber geplaudert hatte, wusste Schmitz nicht. Rudolf wollte ihm das auch nicht sagen, weil er nicht glauben mochte, was Schmitz sich da zurechtstrickte. So gut, dass er beide Hände für mich ins Feuer gelegt hätte, kannten wir uns zwar nicht. Aber da gab es ja auch noch den so genannten Kameradschaftsgeist. 
    Wenn übergeordnete Dienststellen bei den untergeordneten einen Sündenbock an die Wand nageln wollten, fanden sie so schnell keinen, der ihnen den Hammer reichte. Beim LKA legte man großzügig die Nägel bereit. Solange Schmitz für Ella Godbergs Leben um die Viertelmillion gebettelt hatte, war da nichts zu machen gewesen. Die Blüten wollten sie eigentlich nicht in Umlauf bringen, sie waren ja froh, die aus dem Verkehr gezogen zu haben. Und wenn bei der Geldübergabe etwas schief ging, wenn die Entführer mit Falschgeld entkamen, nein, das ging nicht. Als Schmitz nun zum Telefon griff und die neue Lage schilderte, hieß es, am nächsten Morgen träfe das Geld bei uns ein. Anschließend mühte er sich eine halbe Stunde lang am Telefon damit ab, Alex Godberg von einer sinnvollen Maßnahme zu überzeugen. Helga Beske und ein Kölner Kollege sollten Posten bei ihm beziehen. Helga Beske hätte sich um Sven kümmern und der Kollege beratend eingreifen können, wenn Maren oder sonst wer das nächste Mal anrief, um die Bedingungen für die Geldübergabe zu nennen. Aber Alex lehnte ab. Nein! Nein und nochmal nein! Er hatte seine Instruktionen bekommen, gespickt mit Warnungen. Keine Polizei, nur Konni. So rief Rudolf mich an, was eigentlich überflüssig gewesen wäre. Ich wäre auch ohne besondere Aufforderung am Sonntagmorgen zum Dienst erschienen, weil ich keine Ahnung hatte, was sich über meinem Kopf zusammenbraute.
    Hanne hatte sich gewundert, dass ich schon am Nachmittag nach Hause gekommen war. Wir tranken Kaffee, aßen Kekse dazu, wechselten ein paar Sätze. Belangloses Zeug, kein Wort über Ella oder Maren. Auch nach Rudolfs Anruf fragte sie nicht, wie es aussähe.
    Ich spielte eine halbe Stunde mit Olli und bewunderte nach dem Abendessen seinen neuen Schlafanzug. Er hatte ja vormittags ausnahmsweise mit Mama einkaufen müssen, fand das aber praktisch, weil er außer dem Schlafanzug mit den Bärchen auf der Jacke auch neue Sandalen, eine martialisch aussehende Plastikfigur und ein Eis bekommen hatte. Den Schlafanzug wollte er unbedingt anziehen. Hanne meinte, der müsse zuerst mal gewaschen werden.
    «Aber er ist doch nicht schmutzig, Mama.»
     
    «Neue Sachen wäscht man immer, bevor man sie anzieht. Wer weiß, wer die angefasst hat.»
    «Er war doch eingepackt, Mama.» «Von mir aus, zieh ihn an», seufzte Hanne. Sie machte einen erschöpften und geistesabwesenden Eindruck, war nicht einmal imstande, mit einem Kind zu diskutieren, geschweige denn mit mir. Ich brachte Olli ins Bett. Hanne schaltete den Fernseher ein, dann saßen wir da und schwiegen uns an, bis es Zeit wurde, ebenfalls ins Bett zu gehen.

Pfingstsonntag, 8. Juni
    Früh um halb sechs klingelte mein Wecker. Aufstehen, duschen, Kaffee machen und wenigstens mal in ein Brot beißen. Hanne kam ebenfalls in die Küche, trank eine Tasse Kaffee und rauchte eine Zigarette auf nüchternen Magen. Zwei Minuten bevor ich gehen musste, begann sie zu sprechen.
    «Ich habe nochmal über alles nachgedacht, Konrad. Es tut mir Leid, was ich am Donnerstag gesagt habe. Ich meine, du hast es

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