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Mit den Augen eines Kindes

Mit den Augen eines Kindes

Titel: Mit den Augen eines Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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verboten?»
«Der Papa von Sven. Er hat mich über den Zaun gehoben und gesagt, ich muss ganz schnell nach Hause gehen und darf keinem Menschen was erzählen, sonst macht der Rex uns alle tot.»
Ich dachte dabei an eine Zeichentrickfigur und konnte mir nicht vorstellen, dass Alex Godberg etwas in dieser Art zu ihm gesagt haben sollte. Und es gab immer ein paar Tricks, auch das Letzte aus ihm herauszuholen. Man musste nur entsprechend formulieren. «Was darfst du denn nicht erzählen?»
Diesmal funktionierte es nicht. Er dämpfte zwar die Stimme, als läge ein heimlicher Lauscher in seinem Bettkasten. Aber ein Geheimnis wollte er mir nicht anvertrauen, erkundigte sich nur wispernd, ob ich auch Leute verhaften lassen könne, die andere gehauen hatten.
«Klar», sagte ich. «Wer hat dich denn gehauen?»
«Keiner», nuschelte er, nestelte an einem Zipfel seines Shirts und fügte hinzu: «Tante Ella hat geweint.»
«Ist sie geschlagen worden? Waren wieder Rocker da?»
Er schüttelte den Kopf; ob sich das auf Ella oder ungebetenen Besuch bezog, ließ sich nicht feststellen. Ich probierte es noch etliche Minuten lang mit allen erdenklichen Fragestellungen. Aber er wiederholte nur noch mehrfach, er dürfe keinem Menschen etwas erzählen. Mehr war beim besten Willen von ihm nicht zu erfahren. Und das hätte mich eigentlich hellhörig machen müssen, weil es in krassem Widerspruch zu seinem sonstigen Mitteilungsbedürfnis stand. Andererseits, wenn er etwas Schwerwiegendes angestellt hatte, passte seine Verschwiegenheit auch. Vielleicht hätte ich anders darüber gedacht und ihm gut zugeredet, mit der Sprache herauszurücken, wäre ich nicht noch so sehr mit meinem Gewissen und der Furcht vor Entdeckung beschäftigt gewesen.
Hanne ergänzte seine mysteriösen Andeutungen. Klüger als ich war sie auch nicht, nur sehr aufgebracht, in erster Linie erzürnt über Ella, mit der sie vereinbart hatte, ihn um sieben wieder abzuholen. «Ich hab noch zu ihr gesagt, wenn er dir vorher zu viel wird, ruf mich an, dann komme ich sofort. Und dann kam er vor einer halben Stunde wieder mal alleine heim», ereiferte sie sich.
Sie war überzeugt, er hätte etwas ausgefressen und es müsse etwas Gravierendes gewesen sein, weil er sich zuerst geweigert hatte, überhaupt eine Erklärung für sein frühes Heimkommen abzugeben. Erst nachdem sie ihm eine volle Woche Fernsehverbot angedroht hatte, war er mit der zu Bruch gegangenen Vase herausgerückt und hatte sofort beteuert, er habe das nicht gemacht.
Aber selbst wenn er wie ein Berserker durch das Warenlager im Keller getobt wäre und sämtliches Meißner Porzellan zerdeppert hätte, wäre das kein Grund gewesen, ihn erneut alleine quer durch die Stadt laufen zu lassen. Ein kurzer Anruf hätte genügt. Dass Ella nicht zum Telefon gegriffen hatte, bezeichnete Hanne wohl zu Recht als verantwortungslos. Sie verstand es nur nicht. Ella war so nett gewesen beim Kaffee, so erleichtert, wieder daheim zu sein.
«Ich glaube, Alex hat ihn rausgeworfen», sagte ich.
«Der war doch gar nicht da.»
Nicht um Viertel vor vier, als Hanne sich verabschiedet hatte. Aber er konnte ja etwas später gekommen sein. Dass er Oliver geschlagen haben könnte, wie ich es in Betracht zog, schloss Hanne jedoch aus. Das passe überhaupt nicht zu Alex. Er habe im Normalfall eine Engelsgeduld mit den Kindern, nehme das unsrige sogar in Schutz, wenn sein eigenes gar zu zimperlich auf Olivers Attacken reagiere.
Nur befand Alex sich zur Zeit nicht im Normalfall, meinte ich. Er hatte möglicherweise Ärger mit einem Kunden. Die Polizei hatte in seinen geschäftlichen Transaktionen geschnüffelt. Er musste befürchten, dass wir nicht lockerließen und vielleicht etwas ans Licht brachten, was er lieber im Verborgenen halten wollte. Da reagierte man bestimmt nicht wie sonst auf die Streiche eines Polizistensohnes.
Mir blieb nichts anderes übrig, als Hanne in den Stand der Dinge einzuweihen. Damit brachte ich sie erst recht auf die Palme. «Und warum erfahre ich das erst jetzt? Hast du einen Knall? Warum erzählst du mir, Ellas Bruder hätte Alex das Auto zerdeppert? Du lässt zu, dass ich Oliver da hinbringe, wo du genau weißt, dass da Leute auftauchen können, die …»
«Ich weiß überhaupt nichts genau», unterbrach ich sie. «Es steht noch nicht fest, dass Alex versucht hat, einen Kunden zu betrügen. Von dieser Möglichkeit habe ich auch erst heute …»
«Dass Alex krumme Geschäfte macht, weißt du aber schon seit letzter

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