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Mit den Augen eines Kindes

Mit den Augen eines Kindes

Titel: Mit den Augen eines Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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haben wir ja die Erklärung. Er braucht sein Auto selbst.» Er ließ den Motor an und wartete, bis der Omega an der Querstraße vorbeigefahren war.
    Alex fuhr Richtung Autobahn, wir blieben auf Abstand bedacht hinter ihm. Die Kollegen mit dem Hund schlossen auf. Thomas Scholl, Helga Beske und das Pärchen bei Koskas Grundstück hielten weiter Nachtwache.
    Es ging nach Köln. Und außer uns war niemand an dem Omega interessiert. Auf der Autobahn herrschte nicht mehr so viel Verkehr, dass etwaige Verfolger oder Beobachter nicht rasch auszumachen gewesen wären. Alex ließ sich Zeit, benahm sich keinesfalls wie ein Mann, der sein Kind in den Händen einer sadistisch veranlagten Erotomanin hatte zurücklassen müssen und seine Frau in der Gewalt brutaler Verbrecher wusste.
    Sein Ziel war ein Juwelier. Wir warteten, bis er wieder in seinem Wagen saß und von den Kollegen eskortiert heimwärts fuhr. Es war nicht mehr die Rede davon, dass ich mit ihm reden und sein Vertrauen gewinnen sollte. Rudolf Grovian klingelte lieber den Juwelier an die Tür. Es gab ein bisschen Erschrecken, ein paar Beteuerungen von Unwissenheit und Unschuld. Doch uns interessierte weniger, ob Alex sich als rechtmäßiger Besitzer der Schmuckstücke ausgewiesen hatte. Wir wollten nur hören, wie viel er dafür erhalten hatte. Runde zweihunderttausend
– in bar. Rudolf Grovian pfiff anerkennend durch die Zähne.
    Es war nicht der erste Handel. Mitte vergangener Woche hatte Alex bereits diverse Schmuckstücke, darunter zwei hochwertige Herrenarmbanduhren verkauft, eine Rolex und eine Patek Phillipe. Bei der Gelegenheit hatte er insgesamt knapp hunderttausend erhalten – ebenfalls in bar, das hatte er zur Bedingung gemacht. Darüber hinaus hatte er Hochglanzfotos von weiteren Stücken vorgelegt. Unter anderem ein Foto des Colliers, das nun vor uns lag. Smaragde, eingefasst in Platin.
    «Das muss die Kette aus der Grossert-Sache sein», meinte Rudolf Grovian.
Da konnte ich ihm nur zustimmen. Und es war das Original, immerhin war der Juwelier ein Fachmann. Fünfzigtausend hatte Alex für das gute Stück haben wollen. Die sei es auch wert, meinte der Juwelier, hatte ihn aber auf dreißigtausend heruntergehandelt. Die hatte Alex nach zähem Ringen akzeptiert, obwohl das letzte mir bekannte Internetgebot fünfundvierzig betragen hatte.
«Er nimmt doch nicht einen Verlust von fünfzehntausend hin», meinte Rudolf Grovian. «Wollen wir wetten, dass er die Imitation bei ebay verhökert?»
Ich mochte nicht wetten, hörte lieber dem Juwelier zu. Alex hatte sich ausbedungen, das Collier binnen vierzehn Tagen zurückkaufen zu können, gegen einen kleinen Aufpreis, versteht sich. Umsonst ist nicht einmal der Tod, der kostet das Leben.
Wir fuhren zurück. Feierabend, es war spät genug. Vor der Heimfahrt eine kurze Besprechung. Kriminalrat Eckert hatte eigens auf uns gewartet und wollte wissen, warum wir den Juwelier befragt hatten. Das hätten doch die Kollegen übernehmen können. Wir hätten Herrn Godberg auf dem Heimweg abfangen sollen, um mit ihm zu reden. Warum hatten wir das nicht getan?
«Weil ich das nicht mehr für sinnvoll hielt», sagte Rudolf Grovian. «Das Gespräch mit dem Juwelier war aufschlussreicher. Morgen früh holen wir uns Godbergs Onkel. So lange bleiben unsere Leute noch draußen, sicher ist sicher.»

Mittwoch, 4. Juni
    Es war Mitternacht vorbei, als ich endlich die Wohnungstür hinter mir schloss. Ich war noch eine ganze Weile in der Dunkelheit hinter Godbergs Garten herumgelaufen. Hanne lag längst im Bett, aber sie schlief noch nicht. Jochen hatte sie informiert, dass ich wirklich nur dienstlich unterwegs sei und es sehr spät werden könne. Kaum hatte ich meine Schuhe ausgezogen, ging im Schlafzimmer das Licht an. Die Tür stand offen, sie saß aufrecht. «Wie sieht’s aus?»
    «Frag mich nicht», sagte ich.
    Sie senkte den Kopf und schwieg sekundenlang. Ich dachte schon, sie sei immer noch wütend und verletzt, da hob sie den Kopf wieder. Ihre Miene bestand aus Zweifeln und Unschlüssigkeit. So sprach sie auch. «Oliver behauptete, heute Mittag sei der kleine Mann beim Kindergarten gewesen.»
    «Dir ist niemand aufgefallen?»
«Ich war nicht da.» Weil sie für ihren Routinecheck beim Zahnarzt nur einen Termin für halb zwölf bekommen
    und erfahrungsgemäß noch eine längere Wartezeit einkalkuliert hatte, war es meiner Mutter überlassen geblieben, Oliver abzuholen.
    Ich wollte sofort zum Telefon. Hanne hielt mich zurück. «Jetzt

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