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Mit den Augen eines Kindes

Mit den Augen eines Kindes

Titel: Mit den Augen eines Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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obwohl ich das nicht so bezeichnen wollte. Vielleicht tauchte heute nochmal einer von den Kerlen auf und lief uns vor die Linse. Am besten der, bei dem wir noch nicht mal eine Ahnung hatten, wer er sein könnte.
    Für mich hieß das, ab ans Telefon. Mutter war um keinen Preis der Welt bereit, heute einen Fuß vor die Tür zu setzen, schon gar nicht zusammen mit dem armen Kleinen. Auch nicht, wenn hundert Polizisten als Leibwache abkommandiert wurden und Spalier standen. Da war gar nichts zu machen, wir hatten auch keine hundert Polizisten für ein Spalier.
    Vater war einsichtiger, und nun war das ja Männersache. «Soll ich zur Sicherheit bei dem Kleinen bleiben?», wollte er wissen. «Oder soll ich der Kindergärtnerin sagen …»
    Nein, nein! Auf gar keinen Fall. Was immer es zu sagen und zu regeln gab, übernahmen wir. Das beruhigte ihn. Er hatte seit jeher uneingeschränktes Vertrauen zur Polizei gehabt. Und bei den meisten meiner Kollegen war das auch berechtigt.
    Helga Beske fuhr, nachdem sie Godbergs Onkel vor seiner Wohnung abgesetzt und dafür gesorgt hatte, dass er sich nicht umgehend ans Telefon klemmte, um seinen Neffen über den blödsinnigen Verdacht zu unterrichten, nach Kerpen und bezog Posten an Kremers Küchenfenster, weil Thomas Scholl vor Müdigkeit die Augen kaum noch offen halten konnte. Rudolf Grovian schickte zwei Leute mit dem richterlichen Beschluss zur Kreissparkasse. So kamen wir zu einer Aussage von Peter Bergmann, die sich allerdings nur auf Godbergs Konten bezog. Darauf herrschte seit Tagen gähnende Leere. Alex hatte Anfang vergangener Woche nicht nur abgeräumt, auch um einen Kredit ersucht. Eine halbe Million hatte er haben wollen. Die konnte Peter Bergmann ihm ohne entsprechende Sicherheit nicht leihen.
    Bis um elf rief Rudolf Grovian dreimal das LKA Hamburg an und hörte jedes Mal, man könne uns leider nicht helfen. Helmut Odenwald sei nie erkennungsdienstlich behandelt worden, sonst hätten sie doch sein Foto in die Fahndungsliste gegeben. Erst als er beim vierten Anruf energisch auf die Observation der Russen hinwies – und darauf, er würde die Unterstützungsfreudigkeit ausgiebig in den Medien zur Debatte stellen, sobald wir die zu Hundefutter verarbeitete Leiche einer entführten jungen Mutter aus der Erft gefischt hätten, erhielt er die Zusage, dass sie ihr Bildmaterial sichten und uns etwas schicken würden.
    Um Viertel nach elf machte Jochen sich auf den Weg zum Kindergarten nach Kerpen, zusätzlich bewaffnet mit einer Kamera. Doch außer ihm und meinem Vater trieben sich dort keine Männer herum. Jochen ließ sich von Olli den kleinen Tobias zeigen, sprach auch mit dem Jungen, der zuerst heftig bestritt, mit einem kleinen Mann gegangen zu sein. Er gehe immer alleine nach Hause, beteuerte er, habe es nicht weit und Mama habe verboten, mit einem Fremden zu gehen.
    Erst mit gutem Zureden, etwas Nachdruck und dem polizeilichen Versprechen, seiner Mama nichts davon zu erzählen, vorausgesetzt natürlich, er ließe sich nicht noch einmal mitnehmen, rückte Tobias mit der Auskunft heraus: Ja, da sei gestern ein fremder, ziemlich kleiner Mann in einer Lederjacke gewesen, der widerlich gestunken, aber einen supertollen Gameboy gehabt hätte. Mitgegangen war Tobias wirklich nicht, der Mann sei nur ein kleines Stück neben ihm gegangen, hätte ihm den supertollen Gameboy gezeigt und irgendeinen Gruß an Papa aufgetragen. Was genau der Mann gesagt hatte, wusste Tobias nicht mehr.
    «Vielleicht war es ein Bekannter vom Vater», meinte Jochen. «Vielleicht war es aber auch einer, der Tobias mit deinem Oliver verwechselt hat. Sie sind beide fünf, etwa gleich groß und blond.»
    Noch eine Diskussion mit Rudolf Grovian. Ich hätte gerne eine Leibwache für Olli gehabt. Aber da war nichts zu machen.
    «Wenn Entführer sich für Ihren Sohn interessieren würden, hätten sie sich letzte Woche um ihn gekümmert, aber nicht mehr nach neun Tagen. Die wollen abkassieren und keinen unnötigen Wirbel. Der Gruß an Papa könnte eine Warnung gewesen sein, die Finger von Frau Koska zu lassen. Aber vielleicht war es ein Sittenstrolch, die machen sich gerne an Kinder heran, indem sie vorgeben, die Eltern zu kennen. So einer fehlt uns gerade noch. Ich sag den Kollegen in Kerpen mal Bescheid.»
    Nach Hause fahren durfte ich nicht, weil er darauf spekulierte, dass Maren sich im Laufe des Tages meldete, um zu bekommen, was ihr gestern versagt geblieben war. Wenn sie das Haus heute verließ, wollte er

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