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Mit den Augen eines Kindes

Mit den Augen eines Kindes

Titel: Mit den Augen eines Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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weil die Wohnzimmertür offen stand. Maren saß inzwischen auf der Couch und blätterte in einer Illustrierten. Alex brachte ihr einen Kaffee, gab ihr Feuer für eine Zigarette, rückte den Aschenbecher zurecht. Sie bedankte sich mit ein paar – durchs Fernglas betrachtet – durchaus netten Worten.
Einer der Kollegen wagte sich dicht an die Rückseite des Gartens heran, drückte auf Knien liegend in Deckung der jungen Tannen ein paar Mal auf den Auslöser und über Funk seine Hoffnung aus, dass die Lichtverhältnisse reichten, um auf den Fotos etwas zu erkennen.
Kurz darauf wurde der kleine Sven in der Diele wahrgenommen. Sah aus, als ginge er zum Abendessen in die Küche. Maren verschwand aus dem Wohnzimmer, wohl um mit Vater und Sohn zu speisen. Um Viertel vor acht führte sie den Jungen an der Hand durch die Diele zur Treppe. «Sieht liebevoll aus», gab der Kollege durch, der es beobachtete. Dann wurden an zwei Fenstern im Obergeschoss die Rollläden heruntergelassen. Bad und Kinderzimmer. «Anscheinend bringt die Frau das Kind ins Bett.»
Rudolf Grovian enthielt sich jeden Kommentars. Auf Koskas Grundstück rührte sich überhaupt nichts. Nicht der kleinste gelbe Schimmer in den Schlitzen, die es bei alten Rollläden immer gab. Obwohl der ganze Aufwand vergebens schien, dachte er nicht daran, den Einsatz abzubrechen.
Es war eintönig, nur im Auto zu sitzen, seine neutrale Miene zu betrachten, sich die Funksprüche der Kollegen anzuhören und nicht mehr zu wissen, was ich denken sollte. Ein Verhältnis mit Godberg, nachdem sie im Oktober den überaus tüchtigen Helmut Odenwald verloren hatte – auf welche Weise auch immer? Ich konnte das nicht glauben. Er war Rex, darauf hätte ich geschworen, fragte mich nur, wo er sich bis Anfang März aufgehalten hatte. Eine Immobilienmaklerin hatte wohl Möglichkeiten, einen Mann unterzubringen, der sich versteckt halten musste.
Und irgendeine Erklärung musste es ja geben für die Tatsache, dass Maren sich bei monatlichen Einkünften von rund zwanzigtausend Euro brutto kein anständiges Auto mehr leisten konnte. Einer wie Odenwald, daran gewöhnt, auf großem Fuß zu leben, stellte wohl hohe Ansprüche. Und wenn sie die erfüllte, musste er etwas haben, was ihn für sie wertvoll machte.
Hatte sie in ihm ihren Herrn und Meister gefunden? Hatten sich die Worte über mein Glück mehr auf das ihre bezogen? Funk mir bloß nicht dazwischen, Konni, jetzt habe ich nämlich ein richtiges Tier. Er mag nicht dein Standvermögen haben, aber er hat auch nicht die geringsten Skrupel. Was wusste ich denn wirklich von ihr? Aus den letzten zwanzig Jahren nur, dass sie mich eine mittelmäßige Ehe gekostet hatte, weil sie erst nach vier Monaten feststellte, dass sie nur verrückt nach mir war, mich jedoch nicht liebte. Ansonsten nur das, was ich in den letzten Tagen von anderen gehört hatte.
Mitten hinein in meine Gedanken sagte Rudolf Grovian:
«Wir hätten uns besser erst mal Godbergs Onkel vorgenommen. Das tun wir auch morgen früh. Hier machen wir nur Überstunden für nichts. Vielleicht hat die Frau sich nur nochmal an Sie rangemacht, um eventuell in Erfahrung zu bringen, ob es Ermittlungen gegen Godberg gibt.»
«Sie wusste nicht, dass ich noch im Dienst bin.»
Er lächelte irgendwie mitleidig. «Wollen Sie darauf eine Wette abschließen? Ihr Junge ging bei Godberg ein und aus.»
«Aber sie ist fast acht Jahre älter als er.»
«Ja und?», fragte er. «Bei ihrem Aussehen dürfte das Alter keine Rolle spielen. Und eine Frau mit Erfahrung, manche mögen das.»
Ich zuckte mit den Achseln. Er sprach unbeirrt weiter. So ist das, man hat einen Fall, der drei Nummern zu groß sein könnte für eine Polizeibehörde in der Provinz. Dann bespricht man ihn eben, bis man ihn kleingeredet hat.
«Betrachten wir es doch mal von dieser Seite. Am neunzehnten Mai wurde bei Godberg eingebrochen, am vierundzwanzigsten war dieses Klassentreffen, zu dem sie ursprünglich nicht kommen wollte. Dann kam sie doch und erzählte Ihnen was von einem Hamburger Ehemann. Erzählen Sie mir noch ein bisschen, damit ich mir ein besseres Bild machen kann. Ist doch keiner hier, der die Nase rümpft.»
So horcht man Leute aus. Über Marens Triebhaftigkeit hatten wir doch schon ausführlich debattiert. Ich verlor noch ein paar Worte über ihre Kindheit. Einzige Tochter reicher, aber im Ort nicht wohl gelittener Eltern. Der Vater nicht unbedingt das, was man einen seriösen Geschäftsmann nennt, die Mutter als ehemalige

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