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Mit den Augen eines Kindes

Mit den Augen eines Kindes

Titel: Mit den Augen eines Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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mit mir rein. Aber Maren rief nicht an.
    Irgendwie verging der Nachmittag mit Ängsten, Spekulationen und vergeblichen Bemühungen, Klarheit zu gewinnen. Um fünf hatten wir aus Hamburg immer noch kein Foto von Helmut Odenwald erhalten. Entweder gab es so viel zu sichten, dass sie noch nicht durch waren, oder sie fanden nichts.
    Rudolf Grovian ließ ihnen Ollis Zeichnungen schicken und bat um Auskünfte zum kleinen Mann, besondere Kennzeichen: Lederjacke und übler Geruch. Es war der schiere Galgenhumor.
    Wenige Minuten vor sechs Uhr gab Helga Beske durch, dass Godberg zur Garage ging. Das Spiel vom vergangenen Abend wiederholte sich. Thomas Scholl war bereits wieder vor Ort und nahm die Verfolgung auf. Zusammen mit Rudolf Grovian ging ich zum Wagen. Diesmal fuhr ich.
    «Glück gehabt», sagte er unterwegs. «Was Sie zu sagen haben, wissen Sie ja.»
     
    «Konrad», sagte ich.
    Er grinste flüchtig. «Soll mir recht sein. Wie ich heiße, weißt du ja. Aber bitte immer Rudolf. Wenn einer Rudi zu mir sagt, fühle ich mich wie zu Hause.»
    Thomas Scholl lotste uns über Funk in die Kölner Innenstadt bis zu einem unscheinbaren Messingschild neben einer Eingangstür, ein Münzhändler diesmal. Er blieb zurück, um dem Mann ein paar Fragen zu stellen. Wir fuhren hinter dem Omega her zur Autobahn. Nach einigen Minuten gab Thomas Scholl durch, dass Godberg ein Vermögen bei sich trug. Er hatte die Münzsammlung verkauft – für sechshunderttausend.
    «Du meine Güte», sagte Rudolf. «Das sind Zahlen. Wie viel mag er denn fürs Schlafzimmer bekommen haben? Irgendwie unkoordiniert, erst Kleinkram und dann die dicken Batzen. Aber dafür musste er wohl auch erst mal geeignete Käufer finden. Oder er hat sich erst entschlossen, die Sammlung herzugeben, als das mit dem Kredit nicht geklappt hat.»
    Es herrschte der typische Feierabendverkehr. Kurz vor der Raststätte Frechen mussten wir unseren Wagen als Polizeifahrzeug kenntlich machen, um Alex überholen zu können. Rudolf winkte ihn an unsere Stoßstange. Er fuhr brav hinter uns her auf den Parkplatz, hielt neben uns, ließ die Seitenscheibe herunter und schaute mich erwartungsvoll an, als wir ausstiegen.
    Ich zeigte zur Raststätte hinüber. «Trinken Sie einen Kaffee mit uns, Herr Godberg, oder haben Sie keine Zeit?»
    Den Motor hatte er abgestellt, der Schlüssel steckte noch. Er zog ihn ab, öffnete die Tür, schwang sich lässig aus dem Sitz und reckte sich wie nach einer stundenlangen Fahrt. Dann verriegelte er den Wagen. Auf dem Beifahrersitz lag ein recht großer, dunkler Aktenkoffer.
    «Ein Stündchen kann ich abzweigen», sagte er. «Und eine freundliche Einladung von den Hütern des Gesetzes schlage ich nur selten aus.» Er deutete auf den Aktenkoffer. «Ich habe allerdings keine Lust, Gepäck mitzuschleppen. Wenn Ihr Kollege so freundlich ist, beim Wagen zu bleiben und aufzupassen.»
    «Nein», sagte Rudolf, zückte seinen Dienstausweis und stellte sich vor – mit Namen und Funktion, Leiter des für Schwerkriminalität zuständigen Kommissariats. Damit keine Irrtümer aufkamen, erklärte er auch noch, was man sich unter Schwerkriminalität vorzustellen hatte. Raub, Überfall, Mord, Totschlag, räuberische Erpressung, Geiselnahme und Entführung. «Ich trage Ihr Gepäck, wenn es Ihnen zu schwer ist. Aber einen Kaffee trinke ich mit.»
    Alex zögerte. Ihm war anzusehen, dass er unter diesen Voraussetzungen lieber auf seinen Kaffee verzichtet hätte. Erst als Rudolf sagte: «Wir können auch anders, Herr Godberg, zum Beispiel ein Gespräch ohne Kaffee in der Dienststelle führen. Das wird dann nur etwas länger dauern», fügte er sich, nahm den Koffer aus dem Wagen und schloss sich uns an.
    Dann saßen wir zu dritt da, wobei Alex sich die größte Mühe gab, Rudolf zu übersehen. In den ersten Minuten sprach er ausschließlich zu mir und schlug sich tapfer, mimte den Mann ohne Probleme so lässig und locker, dass niemandem, der sich nicht einbildete, es besser zu wissen, Zweifel an seiner Unbeschwertheit gekommen wären.
    Seinen Kaffee ließ er mich zahlen, trank einen Schluck und zündete sich eine Zigarette an. «Ein seltenes Vergnügen», sagte er dabei. «Daheim darf ich dem Laster nicht frönen.»
    Durfte ich auch nicht, da hatten wir schon etwas gemeinsam. Nachdem er genüsslich den Rauch in Richtung Fenster geblasen hatte, erkundigte er sich: «Was für ein Spiel spielen wir eigentlich, Herr Neubauer, Räuber und Gendarm?»
    «Metzner», korrigierte

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