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Mit den scharfen Waffen einer Frau

Mit den scharfen Waffen einer Frau

Titel: Mit den scharfen Waffen einer Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAUREEN CHILD
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nichts vor!“
    „Oh, tue ich nicht“, widersprach sie und lächelte. „Wissen Sie, ich habe mit Ihrem Koch Kevin gesprochen – der selbst fast noch ein Kind ist.“
    „Er ist zwanzig.“
    „Sage ich ja“, entgegnete sie süffisant. „Egal. Jedenfalls hat er mir erzählt, dass Sie ihn nicht nur ohne Zeugnisse eingestellt, sondern ihm auch die Ausbildung am Culinary Institute of America finanziert haben. Damit er seinen Traum, Küchenchef zu werden, verwirklichen kann.“
    „Das ist etwas anderes.“ Und nicht nur das. Es war auch ärgerlich zu erfahren, dass Kevin seinen Mund nicht halten konnte.
    „Wieso ist das etwas anderes?“
    Wenn Jericho ehrlich war, konnte er die Frage nicht beantworten. Vor knapp einem Jahr hatte es Kevin auf der Suche nach Arbeit in die Berge verschlagen. Er war als typisches Problemkind zu ihm gekommen, war schlecht ernährt und unsicher gewesen. Trotzdem hatte er es aus eigener Kraft geschafft, dafür zu sorgen, dass es ihm besserging. In der Küche hatte Kevin sich so schnell eingearbeitet, dass Jericho ihn behalten hatte. Für ihn war es selbstverständlich gewesen, dem Jungen zu einem guten Start zu verhelfen. Im Prinzip nichts Besonderes.
    Missmutig sagte er: „Der Unterschied ist, dass ich keine ganze Horde Kinder durch die Natur jage, damit sie Sozialverhalten lernen. Kevin ist durch Zufall zu uns gestoßen. Außerdem ist er schon lange kein Kind mehr. Seit er fünfzehn ist, muss er für sich allein sorgen, und …“
    „Und Sie haben ihm die Chance gegeben, der zu sein, der er gern sein möchte“, fiel Daisy ihm ins Wort und legte sanft eine Hand auf seinen Unterarm. „Ich sage doch nur, dass es schön wäre, wenn andere Kinder die gleichen Möglichkeiten hätten.“
    Zögernd entzog sich Jericho der Berührung. „Vielleicht sollten Sie aufhören, sich über andere Leute den Kopf zu zerbrechen, und sich lieber auf die bevorstehenden Aufgaben konzentrieren.“
    Daraufhin sagte sie eine Weile nichts mehr. Doch Jericho konnte nicht anders, als sich die Idee, die sie aufgeworfen hatte, durch den Kopf gehen zu lassen.
    Verdammt.

6. KAPITEL
    Daisy fühlte sich wie gerädert, jeder Muskel schmerzte wie die Hölle. Doch trotz aller Erschöpfung spürte sie auch die Genugtuung darüber, etwas vollbracht zu haben. Sie hatte es überstanden. Bis jetzt hatte sie alle seine idiotischen Tests gemeistert und war damit auf dem besten Weg, sich einen Platz in Jerichos Haus zu sichern. Jetzt konnte er sie nicht mehr so leichtfertig fortschicken. Für sie hieß das, dass die Aussicht darauf, ihn zu verführen, schwanger zu werden und bald eine Familie zu haben, in greifbare Nähe rückte.
    In den letzten Tagen hatte sie mehr über Jericho King erfahren, als es ihr noch vor Wochen bei einer normalen Verabredung gelungen wäre. Und obwohl er versucht hatte, jedem Gespräch mit ihr aus dem Weg zu gehen, hatte sie das eine oder andere aus ihm herausbekommen. Und sie musste sich eingestehen, dass sein abgeklärtes Verhalten ihn noch attraktiver machte.
    Mittlerweile bestand zwischen ihnen eine Verbindung, die sich unter normalen Gegebenheiten niemals so schnell entwickelt hätte. Gemeinsam schlugen sie das Lager auf, nahmen die Mahlzeiten zu sich und verbrachten die gesamte Zeit miteinander. Nachts hatten sie eng nebeneinandergelegen … Na ja, dachte sie, nachdem ich auf seine Seite geflüchtet bin, weil mir kalt war.
    Trotzdem schien er allmählich zu begreifen, dass sie sich nicht fortscheuchen ließ.
    Und sie hatte erkannt, dass er anders war als die Männer, die ihr bis jetzt begegnet waren. Er schien sein Einzelgängerdasein zwar zu genießen, wirkte aber auch einsam. Daisy war versucht, die Mauern, die er um sich herum errichtet hatte, zum Einsturz zu bringen.
    „Diese Pflanzen hier sind essbar“, sagte er gerade. „Sie müssen sie ausgraben und die Wurzeln zerstoßen. Schmeckt nicht wirklich gut, hält einen aber am Leben.“
    Sie nickte zwar, als würde sie sich im Geiste Notizen machen, interessierte sich aber kaum für irgendwelche Wurzeln. Sie würde sowieso nicht in die Wälder gehen, um Nahrung zu suchen. Sobald ihre Prüfung vorbei war, würde sie ins Haus ziehen und nur noch an der Seite eines erfahrenen Begleiters einen Schritt in die Wildnis setzen.
    Außerdem betrachtete sie viel lieber diesen Mann. Jericho bewegte sich mit einer Selbstverständlichkeit durch die Natur, die ihm angeboren zu sein schien. Es war schon merkwürdig. Einerseits hatte er keinen Hehl daraus

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